Trauriger Transgender Day Of Remembrance

Gestern, am Buß- und Bettag, fand in Stuttgart eine Veranstaltung zum Gedenken aan all die ermordeten Menschen statt, welche auf Grund ihres Seins und ihres Auftretens welteweit ermordet wurden. Zuvor gabe es einen so gennten "Workshop" der Landesregierung zum Thema Gleichstellung in Stuttgart - Bad Cannstatt.

Nach offiziellen Zahlen wurden zwischen November 2012 und November 2013 265 Menschen ermordet, weil sie - nach Meinung ihrer Mörder - die falsche Kleidung trugen. Die Dunkelziffer dürfte um das tdor a2Zehnfache höher liegen, da nicht alle Morde an transsexuellen Menschen oder Transgendern offiziell bekannt werden, bzw. es in eine Meldung einer Tagespresse schaffen. Zu unwichtig, meist. Wie auch das gestrige Erinnern. Keine Presse, kein Fernsehen, kein Interesse - obwohl sie alle eingeladen waren, einschließlich die Abgesandten des LSBTTIQ Netzwerkes, oder der Landesregierung. Doch wie so oft, war es einsam um die Kerzen. Passanten blieben stehen, fragten nach, interessierten sich. Doch die, die sich zuvor in Bad Cannstatt - bei Anwesenden Ministern und CO - als wichtig für LSBTTIQ-Rechte präsentierten, waren nicht da. Es war kalt, es war auf Stuttgarts Einkaufsmeile und keine Presse oder offizielle Vertreter des LSBTTIQ-Netzwerkes oder der Landesregierung da. Lohnte sich nicht. Die Toten lohnten sich einfach nicht.

Ein 8 m langes Band wurde aufgerollt, auf denen die Namen fast aller Ermordeter zu lesen waren, flankiert von 3 Reihen Kerzen rechts und links. Ermordet werden Menschen auf Grund dessen, was sie sind, überall auf der Welt - und meist auf grausamste Art und Weise. Hier ein paar wenige Beispiele:
CASSANDRA, Frankreich, Todesursache: Ersticken. Körper nach dem Mord teilweise verbrannt.
FERNANDA QUEIROZ Brasilien, Zu Tode geprügelt, anschließend mehrere Schüsse in den Kopf. Körper verbrannt.
Dicky Othman, Malaysia, Gefesselt und erstickt.
EVON YOUNG, USA, Mit Fäusten und weiteren Objekten geschlagen. Mit einer Kette gewürgt. Eine Tasche auf den Kopf geklebt, erschossen, in Brand gesteckt und in den Müllcontainer geworfen.
NATHAN VERHELST, Belgien, Euthanasie (wollte nicht mehr weiterleben und bekam Sterbehilfe)
Nirgendwo auf der Welt werden mehr Menschen umgebracht als in Brasilien, dicht gefolgt von den USA. So weit man weiß.

Auch wenn die Ignoranz der Landesregierung und der meisten Teilnehmer an deren Workshop - vor allem derer, die sich als "wichtig" aufspielten - sehr weh tat, zumal es bei dem Workshop ja eigentlich auch um die Diskriminierung u.a. von transsexuellen Menschen und Transgendern ging, welche ihren stärksten Ausdruck im brutalen und grausamen Mord hat, findet Kim Schicklang positive Worte für den Workshop, welche dann doch wieder der Ernüchterung Platz machen müssen:
"Mich freut, dass die Landesregierung hier langsam anerkennt, dass transsexuelle und intersexuelle Menschen überhaupt existieren. Wenn man sich mit dem Abbau von Diskriminierungen beschäftigen will, dann wären die Bereiche Transsexualität und Intersexualität gut dazu geeignet, diese in den Mittelpunkt in Sachen Gleichstellungspolitik zu stellen.
Im Vergleich zur Frage ob man den nun heiraten darf oder nicht, sind Genitalverstümmelungen im Säuglingsalter bei Intersexualität und die Zwangspsychiatriesierung transsexueller Menschen die richtig heftigen gesellschaftlichen Probleme. Im Gegensatz zu den schwul-lesbischen Themen, die in zentralen um ein riesiges Atrium angeordneten Räumen mit einsehbaren Scheiben diskutiert wurden, steckte man uns aber leider wieder einmal in das letzt-hintere Eck. Um zum Trans-Inter-Bereich zu gelangen, musste man das Atrium diagonal durchqueren, durch zwei Glastüren und eine weitere dicke Holztür links um die Ecke. Wenn Raumplanung ein Zeichen für Ausgrenzung ist, dann hat sich die Landesregierung hier nicht gerade geschickt angestellt.
Wir müssen aber auch selbstkritisch sein. Ich denke, dass sich an dieser Behandlung, als fünftes Rad am Wagen, solange nichts ändern wird, solange wir uns selbst lediglich als Anhägfgaicdangsel der Lesbisch-Schwulen Community begreifen.
Dass Lesben und Schwule eine andere Perspektive auf das Thema Geschlecht haben als trans- und intersexuelle Menschen, wurde dann auch am Abend deutlich. Von den Lesben und Schwulen, die sonst immer so tun, als könnten sie trans- und intersexuelle Themen mitvertreten, sahen wir keinen auf dem Transgender Day of Remembrance in Stuttgart. Eigentlich sahen wir da überhaupt keine Lesbe und keinen Schwulen aus der sogenannten Community. Warum sollte das auch anders sein? Welcher Bäcker glaubt, dass die Metzgerinnung ihn gut vertreten wird?"


Links:
Landesnetzwerk intra-BW (http://www.intra-bw.de/)
TDOR (http://www.transgenderdor.org/memorializing-2013)

HINWEIS:
Bitte nehmt alle an der Onlinebefragung des Lndes-BW teil!!!
qcx39mb1.pngWir können unsere Situation nur verbessern, wenn wir uns mitteilen, bzw. nur dann auch uns beklagen, wenn die Politik nichts tut!
Hier gehts zur Onlinebefragung: https://adobeformscentral.com/?f=L2sK7-l0EfQnhW8sIFuEsg#


Warum die deutschen Medien immer noch nicht begriffen haben, was geschlechtliche Normvarianten sind...

...und wie sie sich zu Handlangern medizinischer Fremdbestimmung machen.

Eine Einschätzung von Kim Schicklang zur aktuellen Intersexualitätsdebatte

Lies man Spiegel, Stern und Co, liest, wird dort gefeiert, dass Menschen mit uneindetigen Genitalien nun nicht mehr als "männlich" oder "weiblich" nach der Geburt eingeordnet werden dürfen und dies ein grosser Erfolg sei. Die Frage ist: Für wen? ATME ist sich sicher: Lange haben Lobbygruppen dafür gearbeitet, dass die Deutung von Geschlecht wieder in Medizinerhand liegt. Nun ist der Trennstrich zwischen dem, was Mann und Frau sein sollen, dicker geworden, als er je war - medizinische Fremdbestimmung wurde neu legitimiert.

Damit keine Missverständnisse aufkommen: Die Aktion Transsexualität und Menschenrecht e.V. hat auch intersexuelle Mitglieder, oder besser... ATME hat Mitglieder, denen auch heute das Label "intersexuell" gegeben würde, wenn man sich an den aktuellen Definitionen von "Intersexualität" orientiert. Wenn man das Wort so verwenden würde, wie das noch vor der Nazizeit der Fall war, dann hätte ATME ausschliesslich intersexuelle Mitglieder. Die Deutung nicht nur dessen, was als Geschlecht gelten soll änderte sich über die Jahrzehnte, sondern auch die Definitionen darüber, was Intersexualität sein soll.

Schon wären wir mitten im Thema: Bei geschlechtlicher Deutung, oder der Frage, wer die Deutungshoheit über Geschlecht haben soll. Dank Unterstützung von Lobbyverbänden gibt es nun ein Gesetz, das regelt, dass Neugeborene, die von Medizinern als geschlechtlich nicht "eindeutig" erachtet werden, in Zukunft weder als männlich noch weiblich registiert werden. Genitale Operationen allerdings gibt es weiterhin.

Bisher taten sich die Mediziner schwer: Ist ein Kind beispielsweise mit uneindeutigen Genitalien oder nicht-eindeutigem Chromosomensatz geboren worden, standen sie vor der Frage, wie sie das Geschlecht des Kindes deuten sollen. Nicht selten folgte dann eine genitale Zuweisungsoperation, die sich hinterher in vielen Fällen als falsch herausgestellt hat. Warum? Das biologische Geschlecht eines Menschen ist - anders als Medizinlobbyisten, die weiterhin geschlechtliche Zuweisungen durchführen wollen behaupten - nichts, was sich in allen Fällen auf die Grösse oder Beschaffenheit von Genitalien oder Chromosomen reduzieren lässt. Jeder Mensch hat, das wusste man vor 1933 einmal, zwar ein Geschlecht, aber nicht in allen Fällen entspricht das körperlich messbare, gedeutete Geschlecht, dem eigentlichen Geburtsgeschlecht. Man kann sich sicher streiten darüber, aus wievielen naturgegebenen Geschlechtlichkeiten ein Mensch besteht, aber eines ist sicher: Die Genitalien sind etwas, das anderen biologischen geschlechtlichen Faktoren untergeordnet werden können.

Eine genitale Operation an einem Neugeborenen, kann demnach keine Operation sein, mit dem sich das Geschlecht eines Menschen ändern liesse. Was durch diese Operationen erreicht wird, ist die Art und Weise der geschlechtlichen Deutung durch die Umwelt. Oder einfach: Es handelt sich um den Versuch Kindern zu einem Geschlecht zu machen, das sie nicht sind.

Sind aber Kinder, die mit uneindeutigen Genitalien oder anderen körperlichen Uneindeutigkeiten geboren werden weder Mann noch Frau, wie in den Medien und Lobbyverbänden behauptet wird? Nein. Menschen, die mit einer körperlichen Uneindeutigkeit geboren werden haben ein Geschlecht. Welches Geschlecht allerdings, ist nicht sicher. Die Medizin spricht hier von "uneindeutig". Und Menschen, die nicht deutbar sind, werden per Gesetz nun zu eindeutigen Uneindeutigen erklärt (Vielen Dank an die Zeitschrift Stern, die diesen Zynismus selbst noch gar nicht als solchen erkannt hat und in einem Artikel zum Thema von "Geschlecht eindeutig uneindeutig" spricht). Weiss man nun, dass Geschlecht nichts ist, was sich in Schubladen teilen liesse und die Definitionen, ab wann ein geschlechtliches Merkmal als "eindeutig uneindeutig" gilt, von Medizinern festgelegt werden, dann dauert es nicht lange, bis man sich selbst fragen muss: Wem nutzt das neue Gesetz wirklich?

Weiss man nun, dass die stärksten Befürworter solcher Regelungen ausgerechnet die Vertreter der Deutschen Sexologie sind, die zur Zeit an einer Neufassung der Diagnose "gender identity disorder" arbeiten und dass diese Diagnose nach Vorbild des DSM 5 gestaltet werden soll, die in Zukunft auch intersexuelle Menschen abdeckt und kombiniert man das mit dem Wissen, dass alles nicht eindeutig Uneindeutige in Zukunft eine Diagnose namens "Gender Dysphorie" benötigen soll, um medzinische Behandlung zu erhalten, dann kommt man nicht umhin sich zu fragen, welche Pläne für weitere medizinische Fremdbestimmung sich gerade beginnen in neuen Gesetzen wiederzufinden, die lediglich den Zweck zu haben scheinen Medizinermacht für die nächsten Jahrzehnte abzusichern.

Wer Neugeborene operieren und damit zwangsverstümmeln will, wird in Zukunft noch mehr als bisher die Möglichkeit dazu haben. Operateure werden das Gesetz auf ihrer Seite haben, da Menschen mit besonderen geschlechtlichen Papieren für Mediziner auch eine besondere Behandlung erwarten lassen (medizinische Gründe für Operationen werden sich auch in Zukunft finden lassen) und psychoanalytische Sexologen werden später darauf hinweisen, dass sie die Experten sind, die beurteilen könnten, wie die "Gender Identität" eines Menschen aussieht und welcher medizinische Schritt nötig sein wird, und welcher nicht. Hatten wir schon irgendwo geschrieben, wer "Gender Identity" erfunden hat? John Money. Nicht bekannt? Das war der, der damit die Legitimation für die Psychopathologisierung sogenannter "transsexueller" Menschen und die Genitalverstümmelungen sogenannter "intersexueller" Menschen geliefert hat. Ach so ist das? Genau so ist das.

Der sexologische Lobbyismus der letzten Jahre hat sich scheinbar so richtig gelohnt. Man müsste den Betroffenenverbänden, die dieses Schauspiel unterstützt haben (und da gibt es ein paar davon in Deutschland) und den Deutschen Medien dafür einen Preis verleihen, wie gut sie sich haben an der Nase herumführen lassen. Wenn man jetzt anfängt zu rechnen, wird dann später in ca. 15-20 Jahren zeigen, wer hier wieder mal wem auf den Leim gegangen ist.