ATME verurteilt Transsexuellenfeindlichkeit in Menschenrechtsberichten

Unter dem Titel "Homophobia, transphobia and discrimination on grounds of sexual orientation and gender identity" hat die Europäische Agentur für Grundrechte am 30. November 2010 ein Update zu ihrem Bericht über Homophobie, Transphobie und Diskriminierung auf Grund der sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität veröffentlicht. Auch wenn es sich um ein wichtiges Papier handelt - und auch transsexuellen Menschen zu mehr Rechten verhelfen kann - enthält der Bericht selbst transsexuellenfeindliche Abschnitte.

Transphobie, oder besser Transsexuellenfeindlichkeit, basiert auf einer genitalfixierten Geschlechterdefinition, die aus transsexuellen Frauen Männer macht, die sich "fühlen wie Frauen" oder transsexuellen Männern unterstellt, als Mädchen/Frauen geboren zu sein. Transsexuellenfeindlichkeit ist überall dort gegeben, wo eine in der Natur vorkommende geschlechtliche Vielfalt abgestritten wird und behauptet wird, man könne mittels genital-körperlichen Veränderungen aus "einem Mann eine Frau machen" (oder umgekehrt). Wer dies dann als "Transsexualität" bezeichnet, ist transsexuellenfeindlich.

Im nun veröffentlichen Update zum FRA-Report heisst es: "Der Begriff 'transsexuell' wird gebraucht um [...] ein Individuum, das eine Geschlechtsangleichung plant oder hinter sich hat, zu bezeichnen". Dieser Satz ist ein Schlag ins Gesicht für transsexuelle Menschen, die per se von einer geschlechtlichen Abweichung, eben Transsexualität, betroffen sind, da er behauptet, dass transsexuelle Menschen keine in der Natur vorkommende geschlechtliche Variante wären, sondern mittels Operation erst "transsexuell" würden.

Weiterlesen

„Wer seine Träume verwirklichen will, muss erst mal aufwachen!“

ATME interviewt Dr. Dr. Horst Haupt.

Dr. med. Dr. phil. Horst-J. Haupt ist Psychiater und Psychotherapeut. In einer ambulanten Therapieeinrichtung in der Schweiz ist er psychiatrisch, psychotherapeutisch und neuropsychologisch tätig. Herr Horst-J. Haupt hat seit kurzem einen eigenen Blog unter http://www.trans-health.info/. In seinem Blog wendet er sich an Therapeut_innen, Betroffene und am Thema Interessierte Menschen. Ein wesentliches Anliegen ist Horst-J. Haupt die Unterstützung des Kampfs für die Menschenrechte transsexueller Menschen. Und somit liegt es natürlich nahe, dass ATME ihn einmal zu seinem Blog und seinem Selbstverständnis befragte.

ATME: Herr Haupt, Sie sprechen Menschenrechtsverletzungen an transsexuellen Menschen an, die ein medizinisches System erst mit ermöglicht. Nun sind Sie ja selbst Mediziner. Warum engagieren Sie sich für transsexuelle Menschen?

H.J. Haupt: Das Thema Menschenrechtsverletzungen hat mich Zeit meines Lebens tief bewegt. Vor allem die Auseinandersetzung mit der Nazizeit und dem Holocaust in meiner Jugend hat mich stark politisiert. Mein Engagement als Psychiater ging deshalb immer auch in Richtung Menschenrechte. Für mich ist – ich formuliere das ganz bewusst so – die „Sonderbehandlung“ transsexueller Menschen durch ein perfides, ausgeklügeltes und zynisches medizinisch-juristisches System, ein Skandal ersten Ranges.
Ich verstehe mich (eher) als wissenschaftlichen „Querdenker“, der nicht nachbetet, was die Angepassten des Mainstreams predigen. Wissenschaft war und ist immer auch parteilich: So oder so. Ich vertrete das Konzept einer engagierten, demokratischen und emanzipatorischen Wissenschaft. Ich bin Psychiater und Wissenschaftler aus Leidenschaft, aber keiner, der sich stromlinienförmig anpasst. Ich war in meinem bisherigen Berufsleben zumeist dann erfolgreich, wenn ich kritisch gedacht und entsprechend gehandelt habe. Ohne Angst, etwas Unpassendes zu sagen oder gegen irgendwelche Mainstream-Normen zu verstossen. Eher erfüllt es mich mit (stiller) Freude und Befriedigung, die Dinge mal gegen den Strich zu bürsten und das „Unsagbare“ (Foucault) zu sagen.

Weiterlesen