Flyer Transsexuell ...na und?

transsexuell
… NA UND?



Eine Informationsbroschüre von

ATME e.V.
Aktion Transsexualität und Menschenrecht
http://www.atme-ev.de

Als pdf kann man den Flyer hier herunterladen (A4 Quer, 3-spaltig, 2x gefalzt)




Transsexualität

Als „transsexuell“ bezeichnet man Menschen, die ihr rechtliches Geschlecht ändern wollen, weil sie sich diesem nicht zugehörig fühlen, bzw. Menschen, deren genitales Geschlecht, auf Grund dessen sie bei der Geburt eingeordnet wurden, nicht ihrem eigentlichen Geschlecht entspricht.

Transsexualität ist angeboren. Dies sehen wir daran, dass Transsexualität in allen Kulturen dieser Erde vorkommt, in jedem Land und auf jeder noch so kleinen Insel. Transsexualität gab es schon immer, schon seit es Menschen gibt.

Unser Geschlecht „entsteht“ in etwa der 7. Schwangerschaftswoche. Läuft hier etwas nicht genau nach Plan, so kann es sein, dass ein Mann mit weiblichem Aussehen oder eine Frau mit männlichen Aussehen geboren wird. Dieses Phänomen wird seit den 1920er Jahren „Transsexualität“ genannt – und meint Gegengeschlechtlichkeit, bzw. „entgegengetzt geschlechtlich“.

Internationale Vergleichsstudien zeigen, dass etwa 0,2 % aller Menschen transsexuell sind, also allein in Deutschland etwa 160.000 Menschen.



Probleme des „Outings“


In Deutschland muss ein transsexueller Mensch damit rechnen, dass er nach dem Bekenntnis zu seiner Transsexualität seinen Arbeitsplatz verliert und von Freunden und Familie verstoßen wird. So liegt die Arbeitslosenquote bei transsexuellen Frauen bei schätzungsweise 50% (genaue Studien fehlen).
Der deutsche Staat hat ein spezielles so genanntes „Transsexuellengesetz“ geschaffen, das von transsexuellen Menschen u.a. verlangt, dass sie sich für geistesgestört erklären und sich kastrieren lassen. Nur unter diesen Voraussetzungen ist eine Vornamensänderung oder eine Änderung des Geschlechtseintrages möglich. Natürlich scheuen viele transsexuelle Menschen diesen Schritt.

Garantierte medizinische Leistungen gibt es für transsexuelle Menschen nicht. Nicht selten erhält man sie gar nicht, oder erst, nachdem man vor Gericht ging und sie einklagte – was sich nicht jeder Mensch leisten kann.



Diskriminierung

Obwohl man schon sehr lange weiß, dass Transsexualität angeboren ist und es tatsächlich Menschen gibt, deren Körper sich gegengeschlechtlich entwickeln, verweigert man transsexuellen Menschen bis heute oft  medizinische Hilfe, die nötig wäre, um diese geschlechtliche Abweichung, für viele Betroffene als „Irrtum der Natur“ empfunden, zu korrigieren.

Dadurch sind transsexuelle Menschen – vor allem transsexuelle Frauen - immer sehr leicht als „transsexuell“ zu erkennen.

Dass man sich bis heute in Deutschland weitgehend weigert, transsexuellen Menschen ein Aussehen zu ermöglichen, das sie vor Diskriminierungen schützt und ihnen ein menschenwürdiges Leben ermöglichen würde, ist ein Skandal und zeigt, welch geringes Verständnis man in Deutschland für die Menschenrechte transsexueller Menschen hat.

So äußerten in einer Studie der Anti-Diskriminierungsstelle des Bundes 45% der Deutschen, dass sie kein Verständnis für transsexuelle Menschen hätten und man transsexuellen Menschen wenig bis gar nicht helfen sollte.

Bereits jetzt ist die Selbstmordrate unter transsexuellen Menschen extrem hoch.



Mangelnde Aufklärung

Selbst transsexuelle Menschen wissen meist nur wenig über Transsexualität. „Experten“ zu diesem Thema gibt es so gut wie keine – und die wenigen, die sich offen dafür ausgeben, sind oft Scharlatane, die mit Buchverkäufen, teuren Therapien und Gutachten Geld verdienen wollen.

So bleiben transsexuelle Menschen meist sehr alleine mit dem Wissen „anders“ zu sein. Vor einem „Outing“ schrecken sie lange zurück, aus Angst vor den Folgen.

Wir brauchen eine Gesellschaft, in der das Anders-Sein nicht mehr bedeutet diskriminiert, gedemütigt und ausgegrenzt zu werden. In welcher Menschen geholfen wird, die von anders sind – und sie nicht auch noch dafür verstoßen und gedemütigt werden – oder für psychisch krank erklärt werden.



Unsere Forderungen:

  • TSG-Gutachterverfahren weg
  • Wir plädieren für eine Abschaffung des TSG-Gutachter-verfahrens und sind für ein Antragsverfahren, bei dem jeder Mensch zum Zeitpunkt seiner Wahl selbstbe-stimmt über seinen Geschlechtseintrag entscheiden kann.
  • Anerkennung des Geschlechts ab Outing
  • Wir setzen uns für ein echte und vollständige Anerkennung der geschlechtlichen Identität als Teil der Menschenwürde von Anfang an ein.
  • Wissenschaft statt Ideologien
  • Transsexuelle als Geistesgestörte (in ICD und DSM) ab zu stempeln und damit viel Geld zu verdienen ist unwissenschaftlich und verstößt gegen die Menschenwürde
  • Recht auf notwendige Medizin
  • Transsexuelle Menschen müssen ein Recht auf sämtliche medizinische Leistungen haben, die nötig sind, ihnen ein Leben in Würde zu ermöglichen.
Weitere Forderungen:
  • Schutz vor Diskriminierung
  • Mehr Mitsprache bei Medien
  • Bessere Vernetzung der Initiativen und finanzielle Unterstützung von Selbsthilfegruppen
  • Transsexuelle Menschen vertreten sich selbst und lassen sich nicht durch Dritte vertreten


Aktion Transsexualität und Menschenrecht

Der Verein Aktion Transsexualität und Menschenrecht e.V. (ATME) ist eine unabhängige gemeinnützige Organisation, die sich für Menschenrechte transsexueller Menschen einsetzt. ATME kämpft für ein Ende der Diskriminierung auf Grund der geschlechtlichen Identität.

Mit regelmäßigen Menschenrechtsberichten an die Vereinten Nationen und die deutsche Bundesregierung machen wir auf die Lage transsexueller Menschen aufmerksam.

Ziel der Berichterstattung ist es u.a., ein Bewusstsein für die Notwendigkeit bisher verweigerter medizinischer Leistungen, so wie eine Reform des Transsexuellengesetzes zu erreichen und eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit und Medien für die Probleme und Nöte transsexueller Menschen.

Dafür benötigen wir jedoch eure Unterstützung!

Ihr könnt Mitglied bei ATME e.V. werden und uns aktiv und/oder finanziell zu unterstützen, damit sich die Situation transsexueller Menschen einmal ändern wird und damit wir eines Tages in einer Gesellschaft leben können, in welcher niemand mehr gedemütigt, ausgegrenzt oder erniedrigt wird, weil er/sie anders ist.


ATME e.V.
Aktion Transsexualität und Menschenrecht e.V.
Straßenäcker 9
71634 Ludwigsburg
http://www.atme-ev.de
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Balian Buschbaum, Sylvia Rivera und Selbstbewusstsein

Sylvia Rivera war eine Stonewall-Veteranin. Als sie 17 Jahre alt war, hatte sie die Juni-Nacht in New York, auf der heute auch in Deutschland der jährliche Christopher-Street-Day basiert, miterlebt - wie viele andere transsexuelle Menschen auch, die massgeblich dazu beigetragen haben, dass es heute in vielen Ländern mehr Rechte für Lesben- und Schwule gibt. "Wir wollten uns diesen Scheiss nicht länger gefallen lassen. Die Zeit war reif." äusserte später Sylvia Rivera dazu, warum aus dem Erlebnis vor über 40 Jahren, bei dem sich die Besucher des Stonewall-Inn gegen Polizeiwillkür zur Wehr gesetzt hatten, nach und nach so etwas werden sollte, wie das, was sich schon bald "gay-pride" nennen sollte.

In Gedenken an die Vorkommnisse von damals, und dem Wissen, dass transsexuelle Menschen noch heute als "geisteskrank" eingestuft werden, veranstaltete die Aktion Transsexualität und Menschenrecht zum diesjährigen CSD in Stuttgart zwei Diskussionsabende, einen davon im Kooperation mit dem Arbeitskreis Lesben und Schwule bei ver.di Stuttgart. Am Dienstag, den 27. Juli befassten wir uns in der Stuttgarter Weissenburg mit der Frage "sind transsexuelle Menschen wirklich geisteskank?". Auf dem Podium waren Annette Groth, die Menschenrechtspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Bundestag, Jerzy M. Szczesny, der Referent für Antidiskriminierungs- und Gesellschaftspolitik der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, Ute Kumpf (SPD), die stellvertretende Vorsitzende des Unterausschusses „Bürgerliches Engagement“ im Bundestag, Andrej Hunko (Die Linke), Mitglied im Ausschuss für Angelegenheiten der europäischen Union, Flu Bäurle (Amnesty International – MERSI) und Christina Schieferdecker (ATME).

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