building responsive website

Der Transvestitenschein ist zurück

Die aktuelle Regierungskoalition meint, dass sie nun den grossen Wurf in Sachen Selbstbestimmung abgeliefert. Man einigte sich auf einen Gesetzentwurf des "Selbstbestimmungsgesetzes". Klingt toll, oder? Was die Bundesregierung tatsächlich einführen will ist aber eher eine moderne Form des "Transvestitenscheines".

Was geplant wird ist, dass zukünftig ein Antrag beim Standesamt ausreichen soll, um seinen Geschlechtseintrag korrigieren lassen zu können. Psychiatrische Begutachtungen soll es nicht mehr geben. So weit, so gut. Offenbar nimmt man aber in der Regierungskoalition die Propaganda, die Psychiatervereinigungen, sexologische Institute und dubiose Lobbygruppen über "Gender-Identität" verbreitet hatten, so ernst, dass folgende Hürden Teil der Gesetzgebung sein sollen:

1. Der selbstbestimmte Geschlechtseintrag gilt erst ab 18 Jahren, vorher entscheiden die Sorgeberechtigten oder ein Gericht
2. Der Änderung des Eintrags wird erst nach 3 Monaten nach Antragsstellung wirksam
3. Sollte sich jemand geirrt haben, kann man den Eintrag erst nach 1 Jahr wieder zurückändern lassen

Und dies ist dann die Steigerung der ersten drei Punkte:

4. Es wird ein Passus in dem Gesetz geben, der vorsieht, dass "transgeschlechtlichen Personen" (Zitat aus der tagesschau) der Zutritt zu "geschützten Frauenräumen" verwehrt werden kann.

Nimmt man alle 4 Punkte zusammen, wird deutlich, dass die Bundesregierung sich bei seiner Betrachtung des Themas an den Ideen der 20er-Jahre des letzten Jahrhunderts orientiert und so etwas wie einen "Transvestitenschein" einführen möchte. Transvestitenscheine waren in der ersten Häfte des letzten Jahrhunderts Dokumente, das dem jeweiligen Besitzer gestattete, in der Öffentlichkeit gegengeschlechtliche Kleidung zu tragen.

Was die Bundesregierung offenbar immer noch nicht anerkennen will: Dass Menschen mit geschlechtlichen Ausprägungen des Körpers geboren werden können, die nicht ihrem angeborenen Geschlecht entsprechen. Sprich: Man ignoriert immer noch, dass transsexuelle Menschen existieren und stützt sich dabei weiter auf Thesen der Psychosexologie, welche eine Kategorisierung von Geschlecht nach "cis*", "trans*" und "inter*" vorsieht und damit eine der wesentlichen ideologischen Voraussetzungen der Blockade geschaffen hat, sich ernsthaft mit der Frage von Geschlechtsvariationen auseinanderzusetzen und Menschen zu ermöglichen, als sie selbst anerkannt leben zu können.

Dies führt in seiner Konsequenz auch dazu, dass auch Frauen aus Frauenräumen ausgeschlossen werden können, wenn sie nicht der Norm entsprechen. Man müsste aber die Frage stellen: Welche Frauen besuchen überhaupt Räume von Frauen, die nicht allen Frauen offen stehen? Und: Welcher geistigen Tradition gehören solche Orte eigentlich an?

Gendern, Leichtathletik und Eugenik

Es ist kein Geheimnis, dass wir Gendern, also das Einteilen von Geschlecht in Kategorien ablehnen. Einer der Gründe ist, dass Kategoriserungen von Menschen immer Auswirkungen hat. Als aktuelles Beispiel dient der Ausschluss von Frauen, die als "Transfrauen" etikettiert werden durch den Leichtathletik-Weltverband.

Wie in den Medien berichtet wird, hat der Leichtathletik-Weltverband sich dazu entschieden, dass Frauen, die mit geschlechtlichen Variationen geboren wurden, nicht mehr in der "Frauenkategorie" an Wettkämpfen teilnehmen dürfen, ausser sie können nachweisen der Kategorie "intersexuell" anzugehören und sich dazu bereit erklären, körperverändernden Massnahmen wie der Senkung des Testosteronspiegels, zuzustimmen. Sebastian Coe, der Präsidenten des Verbandes, beschreibt dies als "Fairness gegenüber den Frauen im Sport".

Ausgehend dieser Regel können nun Frauen, die mit vermännlichten Körpermerkmalen geboren wurden selbst dann nicht "bei den Frauen" mitlaufen, wenn ihre körperliche Grundvoraussetzung in Bezug auf die "körperliche Stärke" sich nicht von denen anderer Frauen unterscheiden sollte.

Der Leichtathletik-Weltverband, der seinen Schritt mit "der Biologie" begründet, hat sich für unser Dafürhalten eben genau nicht dafür entschieden, die Biologie wichtiger zu nehmen als Gender. Wir werten die Aussage des Verbandes als Lüge. Wer Menschen in Gender einteilt und dafür geschlechtliche Merkmale heranzieht, der vertritt ein Weltbild, in welchem die soziale Rolle von Menschen der Fortpflanzung folgt. Werden Kategorisierungen erschaffen, in denen Menschen, deren geschlechtlichen Merkmale nicht der Norm entsprechen, aus sozialen Kontexten ausgeschlossen werden, muss die Frage gestellt werden, welchen eugenischen Zweck Gendern erfüllt.