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Springer, Patriarchat und rechte "Geschlechtsumwandlungen"

Die Bildzeitung für Menschen, denen die "Bild" zu billig ist, ist die "Welt". Eine Journalistin aus dem Hause Springer namens "Heike Vowinkel", deren Untertitelung "Chefreporterin" lautet, hat mal einen Artikel verfasst, um der rechten Szene in Deutschland Futter zu geben. Sie schreibt von der "Geschichte eines gescheiterten Geschlechtswechsels". Dieser Artikel wird dann in der rechts-autoritären Blase geteilt und so macht die Sache dann die Runde. Angeführt werden dann Psychosexologen wie Alexander Korte und Hartmut Bosinski, also die Personen, die ja zu den Lobbygruppen gehören, die immer noch an dem Weltbild festhalten, es ginge bei Transsexualität um eine Frage der "Geschlechtsdysphorie" und die Veränderung eines Körpers sei dann eine "Geschlechtsumwandlung": Der Psychosexologie.

Alexander Korte ist leitender Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Klinikum der Uni München. Hartmut Bosinski war Professor und Leiter der Sexualmedizin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. Die Aktion "Familien-Schutz" ist eine rechts-klerikale Gruppe, die u.a. von der sogenannten "Demo für Alle" bekannt ist, die eine Zeit lang von der AfD-Frau Beatrix von Storch organisiert worden ist.

So heisst es in einem Facebook-Post des sogenannten "Familen-Schutz", der hier den Artikel aus dem Hause Springer von Frau Vowinkel zitiert:

"Vor allem aber ist die Zahl der Heranwachsenden, die sich für transgender halten, rasant gewachsen. Alle Spezialzentren in Deutschland, in Großbritannien oder den USA machen diese Erfahrung. (...) Ab wann lässt sich erkennen, ob jemand transsexuell ist? Darüber sind Forscher uneins. Einige sind überzeugt davon, dass man meist schon im Kindesalter merkt, ob eine anhaltende Genderdysphorie mit transsexueller Entwicklung vorliegt. Zu den Ärzten, die diese frühen Anzeichen für wichtig halten, gehören der Kieler Sexualmediziner, Psychotherapeut und Kinderarzt Hartmut Bosinski sowie der Kinder- und Jugendpsychiater und -therapeut Alexander Korte, (...) Zu beiden kommen allerdings immer häufiger Kinder erst mit Beginn oder bereits in der Pubertät, die sich für transgender halten, ohne dass es dafür zuvor Anzeichen gab. Eine Entwicklung, die auch andere Zentren beobachten. Korte und Bosinski halten sie für besorgniserregend. Korte und Bosinski glauben daher, dass die Genderdysphorie vieler, die jetzt plötzlich zu ihnen kommen, eher Folge einer pubertären Reifungskrise ist denn einer tatsächlich transsexuellen Entwicklung. Weil etliche Jugendliche von „Vorbildern“ in ihrem sozialen Umfeld oder in sozialen Medien als Auslöser sprächen, sehen die Ärzte eine „soziale Ansteckung“. Dabei spiele die gewachsene Akzeptanz geschlechtlicher Vielfalt, die sie beide begrüßen, eine große Rolle. Aber auch die nach ihrer Meinung „verharmlosende Darstellung von Geschlechtsumwandlungen“."
(Facebook-Post vom 3. Juni 2019)

Es ist ja schon sehr interessant, dass ausgerechnet Menschen mit autoritär-patriarchalem Weltbild immer wieder dieselben zwei Fehler machen:

1. Sie behaupten, es gäbe so etwas wie "Geschlechtsumwandlungen". Diese Idee basiert auf der Vorstellung, dass Genitalien mit dem Geschlecht des Menschen gleichzusetzen sind.
2. Sie behaupten, dass Menschen eine von ihrem "Geschlecht" abweichende "Geschlechtsidentität" haben können und nennen diese Menschen dann "transident". Sie verwechseln dabei die Deutung von Körperzuständen mit dem biologischen Geschlecht (sexus) des Menschen.

Auf diesem Weltbild basiert dann die darauf folgende Wertung von Menschen als krank/anders/weniger wert, die dann Ungleichbehandlung, bis hin zur Sonderbehandlung legitimieren soll.

Wir sollten uns immer klar sein, was das Problem dieser Menschen ist: Sie haben ein Problem damit, dass ihre Geschlechterdeutung sowohl gegen Wissenschaft verstösst, als auch immer mehr Menschen klar wird, dass es bei der Deutung von Geschlecht anhand von Körpermerkmalen um eine übergriffige Weltanschauung geht, in deren Kern es um den Zugriff auf Körper geht. Es geht um das "Grab Them By The Pussy". Es sollte schon gefragt werden, was diese Haltung überhaupt in der Medizin zu suchen hat. Unserer Ansicht nach: Nichts. Das muss enden.

Ein Brief an das Bundesjustizministerium

- Bundesjustizministerium: Geschlechtseintrag für Alle -

 3. Juni 2019

Sehr geehrte Menschen im Bundesjustizministerium,

als Input zu ihrem Gespräch mit Betroffenenorganisationen am Dienstag, den 4. Juni 2019 in Berlin möchten Sie nochmals daran erinnern, was wir seit dem ersten UN-Bericht zu CEDAW (Internationales Frauenrechtsabkommen) in Bezug auf das Personenstandsrecht fordern:

  • Jeder Mensch braucht das Recht seinen Geschlechtseintrag ändern/korrigieren lassen zu können. Diese Möglichkeit der Änderung der Geschlechtseinträge, muss allen Menschen offen stehen.
  • Die Änderung der Geschlechtseinträge ist aus unserer Sicht nur dann menschenrechtskonform, wenn vorab KEINE geschlechtlichen (oder diagnostischen) Vorsortierungen vorgenommen werden.
  • Jede vorherige geschlechtliche Kategorisierung, beispielsweise als "Mann, der sich als Frau fühlt", "Frau, die ein Mann sein will", "Intergeschlechtlicher Mensch", "Transgeschlechtlicher Mensch" etc. - sei es durch Diagnosen oder durch andere Machtmittel - würde die Idee, Menschen das Recht zu geben, sich zu ihrem Geschlecht zu äussern, ad absurdum führen (Bereits in den Recommendations zu unserem ersten Menschenrechtsbericht bei CEDAW 2009 haben die Vereinten Nationen dazu aufgerufen, dieses Paradoxon zu beenden).
  • Die Verknüpfung von Medizin und Recht muss beendet werden. Ein Gesetz, welches die geschlechtliche Anerkennung von Menschen gewährleisten soll, darf NICHT mit medizinischer Behandlung (einer "Gender Dysphorie", "Gender Inkongruenz", aber auch einer "Trans*beratung" oder einer "Trans*Gesundheitsbehandlung" u.ä.) vermischt werden.
  • Auch Kinder sind Menschen und sind in allen Punkten als "jeder Mensch" mitgemeint.
  • Die Änderungen der Geschlechtseinträge haben kostengünstig und zeitnah zu erfolgen. Sie dürfen im Vergleich zu anderen Bürgeranliegen nicht überteuert oder absichtlich verzögert werden.
  • Wir gehen davon aus, dass Menschen ihr Geschlecht besser kennen, als alle Aussenstehenden (auch besser als Ärzte, Psychologen, etc.). Alle Gesetze, Regelungen und Verordnungen sind an diese Tatsache anzupassen.

Teilen Sie uns doch bitte mit, was das Ergebnis des Gesprächs im Bundesjustizministerium ist, sobald dazu ein Protokoll vorliegt.

Herzlichen Dank und mit freundlichen Grüssen,

Kim Anja Schicklang

Aktion Transsexualität und Menschenrecht e.V.

Link zum Brief