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ATME wurde aus dem DemoZ geworfen

Am 13. Januar wurde uns von den DemoZ-Leuten mitgeteilt, dass sie nicht mehr mit uns zusammenarbeiten möchten. Die Gruppe empfindet den Einsatz gegen Rassismus und die Ausgrenzung durch die Zeitschrift Emma als so schwerwiegend, dass wir nun aufgefordert worden sind, den Schlüssel abzugeben. Als Grund dafür wird angegeben, dass wir Ausgrenzung deutlich benennen und uns in unserem Artikel "Emma, die zweite" angeblich die NS-Zeit relativiert hätten, als wir von "gedanklichen Trans-KZ" und "argumentativer Deportation" gesprochen hatten.

Wir sind erschüttert. Es scheint offenbar in Deutschland immer noch so zu sein, dass die Verfolgung und der Ausschluss von Minderheiten - wie Menschen mit Transsexualität - als richtig angesehen wird. Wer diese Ausgrenzung zu deutlich anspricht, um eine Änderung der Zustände zu erreichen, wird als störend empfunden. Solidarität mit Verfolgten ist nur dann gegeben, wenn diese nicht zu sehr daran erinnern, dass die Ausgrenzung heute noch auf denselben Methoden basiert, wie zu der Zeit, aus der wir eigentlich gelernt haben sollten.

Minderheiten dürfen in Deutschland sich nur dann zu Wort melden, wenn sie nicht zu deutlich ihren täglichen Horror formulieren. Verfolgte dürfen nur dann etwas sagen, wenn es dem Wortschatz derjenigen entspricht, die sich gerne mit Ausgegrenzten schmücken, ohne die Ausgrenzung selbst beenden zu wollen. Und wehe, die Ausgegrenzten kommen sich so vor, wie in der Nazizeit, und sprechen das offen an. Wehe, sie erkennen dabei Gemeinsamkeiten mit anderen Ausgegrenzten, die - ähnlich wie transsexuelle Menschen -  auf Grund ihres Körperzustands in Kategorien einsortiert werden. Dann müssen die Ausgegrenzten weg.

Oder sie passen sich an. Wir sind uns sicher, dass die DemoZ-Leute bestimmt Menschen finden werden, die sich selbst in Schubladen stecken lassen. Es wird genügend Menschen geben, die sich dem heutigen Rassismus und Identitarismus freiwillig hingeben, der von ihnen verlangt wird. Es wird bestimmt möglich sein, Veranstaltungen mit Menschen zu machen, die sich frewillig zu "Trans*menschen" - mit Sternchen - machen lassen. Es wird bestimmt Menschen geben, die sich selbstständig in ihre Kategorie, die für sie vorgesehen ist einfügen. Es wird bestimmt Menschen geben, welche die Grenzen einhalten, die für sie vorgesehen sind. Und es wird Menschen geben, die sich an die heutige Regel, dass zwischen den einzelnen Kategorien keine Solidarität stattfinden darf, damit die Sortenreinheit gewährleistet bleibt, halten werden. Die Zurschaustellung dieser Kategorien wird bestimmt noch eine Weile möglich sein. Solange Menschen existieren, die mitmachen, braucht ihr Euch nicht zu sorgen!

Wir werden neue Räume suchen. Räume, in denen Menschen nicht nur an einer Zurschaustellung von Minderheiten interessiert sind, sondern in denen an der Überwindung der Zustände gearbeitet wird. Wir glauben immer noch daran, dass Menschen existieren, welche die Methoden und Mechanismen von Verfolgung und Ausgrenzung verstehen und an ihrer Auflösung arbeiten wollen. Wir glauben immer noch daran, dass Dinge offen angesprochen werden müssen, insbesondere auch auf Grund unserer Geschichte, die uns gelehrt haben sollte, dass die Einteilung und Etikettierung von Menschen in Gruppen und Kategorien - die Konstruktion "der Anderen" - zu unfassbarem Leid und Schrecken geführt hat.

Wer sich solidarisch zeigen will, kann sich gerne bei uns melden.

Emma, die zweite

„Danke, dass ihr das Trans-Thema aufgegriffen habt" zitiert die Zeitschrift Emma am 8. Januar Reaktionen auf ihren Artikel, in welchem Frauen mit Transsexualität zu Trans umdefiniert worden sind - also zu Menschen, deren Identität von so etwas wie einem "biologischen Geschlecht" abweicht. Wir sind heute darauf hingewiesen worden, dass wir da direkt erwähnt worden sind. Also wird immer noch das Trans*-Narrativ bedient und nachgelegt.

Und, wie kann es auch anders sein, es werden zwei Gruppen konstruiert:

Die der Feministinnen einerseits, die Protagonistinnen, von denen sich laut Emma viele froh zeigten, endlich Rückenendeckung zu erhalten (Für was eigentlich?).  Und die der "Trans-Community", der anderen konstruierten Gruppe, die quasi als Antagonisten dazu auftauchen müssen. Simsalabim, das identitäre Wir-Gegen-Die-Narrartiv ist fertig. Ach, wie gut, dass es so etwas wie "Trans" und die Konstruktion von Identität gibt. Da muss dann gar nicht mehr über Inhalte nachgedacht werden - wie zum Beispiel Variationen von Körpern - sondern da reicht es wenn sich die identitären Glaubensgemeinschaften dann in gegnerischen Pro- und Antigruppen wiederfinden.

In welcher Welt leben wir eigentlich?

Nachdem der neue Artikel in der Emma nun Protagonistinnen und Antagontisten klar definiert haben, wird der Konflikt beschrieben. In guten Geschichten gibt es so etwas immer nachdem die handelnden Charaktere und ihre Gruppen eingeführt worden sind.

Zitat:

"Dabei ging nicht ein Kommentar auf das ein, was EMMA in dem Schwerpunkt eigentlich problematisiert hatte: den Trend dazu, dass nicht-rollenkonforme Mädchen nicht etwa ermutigt werden, sich gegen die Rollenerwartungen aufzulehnen, sondern dass ihnen von Peer-Group und Therapeuten eine vermeintlich einfache Lösung angeboten wird: Du bist trans!"

Na, das ist doch fein. Das sagen wir eigentlich schon ziemlich lange, dass Transsexualität nichts mit Gender-Identitäten und Rollen zu tun hat, sondern mit dem Körper. Diese Realität passt aber nicht ins Bild. Die Existenz von Transsexualität als Körperthema wird geleugnet, den Menschen, die sich zu ihrem Körperzustand äussern, eine Identität untergeschoben und dann ins gedankliche Trans-KZ abgeschoben. Und nachdem dieser Akt der argumentativen Deportation abgeschlossen ist, wird die Unsichtbarmachung gerechtfertigt. Und zwar so:

"EMMA wird die so wichtige Debatte selbstverständlich weiterführen. Wir lassen uns weder den Mund, noch das Denken verbieten."

Na, dann wäre es doch Zeit, mit dem Denken einfach mal anzufangen. Und zwar darüber, was es bedeutet, Menschen ein Geschlecht zuzuschreiben auf Grund von körperlichen Merkmalen. Damit fängt geschlechtliche Gewalt an. Simone De Beavouir hatte das einst ausführlich beschrieben.

Link: Ist Emma transphob?
Unser Artikel: "Frauen, Feminismus, Faschismus" (vom 22. Dezember 2019)