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Die leidige Selbstbezeichnungsthematik

Das Bundefamilienministerium führt zur Zeit eine Umfrage zum Thema Transidentität und Transsexualität durch. Oder, wenn wir ehrlich sind, führt das Ministerium eine Umfrage zu Transidentität durch. Abgefragt werden Erfahrungen auf Grund der "Geschlechtsidentität". Was sehr ägerlich ist, dass damit wieder einmal transsexuellen Menschen die Möglichkeit genommen wird, ohne bereits vorab zu lügen, an dieser Umfrage teilzunehmen. Transsexualität wird nämlich auch zu einer "Geschlechtsidentität" erklärt. Die alte Leier.

Es ist mittlerweile 8 Jahre her, als wir zum ersten Mal einen Menschenrechtsbericht verfasst haben, in dem wir darauf aufmerksam gemacht haben, dass Transsexualität keinen Geschlechtsidentität ist. Wir erklären es mal so, mal so, schreiben lange Texte, schreiben kurze Texte, malen Bilder, drehen Filme, machen Interviews, unterhalten uns am Telefon, in echt, etc. und immer noch sind wir nicht dort angekommen, wo wir gerne hinkommen würden: Anzuerkennen, dass "Transsexualität! abweichende körperliche Merkmale bedeutet und z.B. transsexuelle Frauen Frauen sind. Wir dachten echt nicht, dass das anscheinend so schwer zu verstehen ist, dass Mädchen manchmal mit vermännlichten Körpermerkmalen geboren werden und "Transsexualität" genau diesen Zustand beschreibt. Wenn "Intersexualität" uneindeutige körperliche Merkmale meint, dann meint "Transsexualitä"t die körperliche Abweichung zum eigentlichen Geschlecht.

Offenbar ist das Konzept der "Gender Identität" immer noch das einzige Erklärungsmodell dafür, wenn ein Mädchen, dass auf Grund seines Körpers für einen Jungen gehalten wird, äussert "ich bin ein Mädchen". Das muss sich ändern. Ok, das haben wir auch schon häufiger gesagt, aber möglicherweise erleben wir das ja noch im 21. Jahrhundert, wenn es nur oft genug wiederholt wird.

Die Umfrage findet ihr unter:

http://limesurvey13.init-ag.de/index.php/527929/lang-de

Kleiner Tipp: Es lassen sich die Textfelder auch zweckentfremden, um darauf hinzuweisen, dass Transsexualität keine Geschlechtsidentität ist. Das wäre, so wie wir das sehen, sehr, sehr wichtig. Denn offenbar ist der Einfluss derer, die meinen, es ginge hier um Gender-Identitäten immer noch zu gross. Wir vertrauen da mal auf Eure Kreativität.

 

Wir brauchen ein gesellschaftliches Update

Gedanken zur Zeit.

Von Kim Schicklang:

Zeit für ein Update. Im Fernsehen und in den Zeitungen werden seit Jahren die immer selben Geschichten erzählt: Da gibt es Menschen, die sich mit dem "anderen Geschlecht" identifizieren. Gender Dysphorie heisst das. Seit Jahrzehnten. Menschen, die sich für superbunt halten, reden davon, dass ihre Geschlechts-Identität von der zugewiesenen Identität abweiche. Schön. Haben wir verstanden. Wenn unsere Gesellschaft aber nicht völlig stereotyp werden soll, müssen wir "Gender-Identitäten" überwinden. Sofort.

"Yvonne ist als Peter geboren", "Markus kam als Mädchen auf die Welt" könnten zwei typische Headlines in den Medien 2016 sein. Sie könnten aber auch von 2015 sein. Aber auch von 1990 oder 1982. Stillstand im Genderland. Weiterentwicklung: Bisher null. Warum? Gibt es keine Kritik? Fehlt das grundsätzliche Problembewusstsein? Sind wir hierzulande wirklich so, dass die Mehrheit der Menschen - aber eben auch die Mehrheit einer LGBT-Community - Gender ganz arg prima findet? Moment. Nächste Zeile geht es weiter.

Gender-Identifikation kann nur dann möglich sein, wenn Gender vorher definiert wird. In kurz: Mann trägt Hose, Frau Rock. Mann spielt Fussball, Frau strickt. Mann ist stark, Frau schwach. Mann hat einen Bart, Frau schminkt sich. Jede Gesellschaft kennt solche Codes. Wenn solche Codierungen nicht mehr hinterfragt werden, werden diese Codes zur Norm. Sind wir mitten drin.

Ist es nicht ein tolles Zeichen, wenn ein Mann nun "als Frau lebt" und die Codes damit hinterfragt? Ist es nicht toll, wenn auch Frauen sich Männernamen geben und sich einen Bart wachsen lassen? Ist das nicht Gender-Kritik genug? Nein. Wer Codes nutzt, penetriert ihre Bedeutung. Was ist ein "Mann der als Frau lebt"? Was macht den Mann zum Mann und was das "Leben als Frau" aus? Schon sind wir mitten drin in der Geschlechternormierung.

1. Definiere, wer als "biologisch" gilt, und wer nicht. Menschen, deren Genitalien nicht der Norm entsprechen können keine echten Männer oder Frauen sein.
2. Definiere, was als "als Frau leben" oder "als Mann leben" bedeutet. Benutze Verhaltensweisen, Kleidung, berufliche Interessen, etc.
3. Benenne diejenigen, die von Deiner aufgestellten Körpernorm (Penislänge, etc.) und dem aufgestellen Verhaltenskodex (Kleidung, etc.) abweichen als "Intermenschen" und "Transmenschen".
4. (Fast das wichtigste): Ignoriere dann all diejenigen, die dein Gender-Konstrukt in Frage stellen.

Fertig. 100% Geschlechterkontrolle. Fein gemacht.

Wir brauchen ein Update.