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CEDAW-Komitee stellt sich hinter ATME-Forderungen

Das CEDAW-Frauenrechtskomitee, welches überprüft, was die Staaten in Sachen Frauenrechten umsetzen, hat sich auch zu Transsexualität geäussert. Verbesserungen wünschen sich die Vereinten Nationen sowohl hinsichtlich der Voraussetzungen für die medizinische Behandlung, als auch in Bezug auf das rechtliche Verfahren.

Das UN-Komitee beklagt, dass die medizinische Behandlung eine Begutachtungdauer von 12 bis 18 Monaten erfordert, sowie die Notwendigkeit, dass Gender-Experten sich vorher äussern sollen (Psychopathologisierung). Auch die Hürden, die von Krankenkassen und Krankenversicherungen aufgestellt werden, bis eine Behandlung beginnen kann, seien unbegründbar.

Die Vereinten Nationen schlagen vor, das "Transsexuellengesetz" zu reformieren, um Nicht-Diskriminierung zu gewährleisten und die Verfahren zu vereinfachen. Zudem soll Deutschland sicherstellen, dass Krankenkassen und Krankenversicherungen die Kosten für geschlechtsangleichende Massnahmen übernehmen, ohne dass unverhältnismässige Hürden aufgestellt werden.

Zudem soll die Bundesregierung Anstrengungen verstärken, Diskriminierungen abzubauen und Aktionen unterstützen, die geeignet sind, Bewusstsein für das Thema in der Gesellschaft zu schaffen. Menschen im Polizei- und Justizsystem seien darüberhinaus zu schulen.

Wir hatten auf der Sitzung in Genf in einem mündlichen Statement an den Bericht von 2007 angeknüpft, in welchem wir geäussert hatten, dass "transsexuelle Frauen Frauen" seien. Diagnosen wie "Gender Dysphorie" und "Gender Experten" lehnen wir ab. Das Komitee ist uns in der Hinsicht gefolgt, dass die Gatekeeperfunktion von sogenannten "Experten" und lange Wartezeiten bei medizinischen Behandlungen und Kostenübernahmen zu bemängeln seien. Es folgt uns auch (wie bereits 2009) in unserer zentralen Forderung, die psychiatrischen Begutachtungen für die Änderung von Namen- und Geschlechtseintrag abzuschaffen.

An was wir allerdings noch arbeiten müssen, ist das Verständnis über das Wesen der Transsexualität. Dass es sich bei der Benennung körperlicher Variationen nicht um eine Frage der Identifizierung mit einem sozialen Geschlecht handelt, ist noch nicht überall angekommen. Teilweise wird die Aufklärung auch von Personen und Vereinen verhindert, die Transsexualität - warum auch immer - als Frage der "geschlechtlichen Identität" verstanden haben wollen. Es wird in den nächten Jahren die Aufgabe sein, hier für mehr Bewusstsein zu sorgen. Eine Änderung der rechtlichen und medizinischen Verfahren im Sinne der Menschenrechte wird dazu einen grossen Teil beitragen.

Über das Statement des UN-Komitees und die klare Forderung nach Vereinfachung medizinischer und rechtlicher Verfahren freuen wir uns daher.

Link zum dazugehörigen UN-Dokument:
Concluding observations on the combined seventh and eighth periodic reports of Germany

Kinderzeit März+April 2017. Danke für's verlinken, aber...

Ein seltsamer Verlag in Bremen hat eine seltsame Broschüre veröffentlicht. Darin geht es um "Geschlechtsumwandlungen" und die steile These, dass transsexuelle Menschen weder Mann noch Frau sind. Das ist dann in etwa genauso arg wie die These, Lesben und Schwule seien keine Frauen und Männer (wir hatten vor ein paar Tagen genau dazu einen Post veröffentlicht), sondern "Transgeschlechter". Transsexualität wird getreu der Logik von John Money als Frage der geschlechtlichen Identität beschrieben.

Seltsam ist auch, dass ATME als Ansprechpartner in der Broschüre genannt sind. Wir wurden nicht gefragt. Wären wir gefragt worden, hätten wir eine Nennung abgelehnt.

Warum?

Es ist ganz klar so, dass Menschen ein Geschlecht haben. Die meisten transsexuellen Menschen wissen, dass ihre Transsexualität zwar ein geschlechtliches Thema ist, aber dass sie sich nicht als Extra-Geschlecht neben Männern und Frauen vestehen (z.B. als "Transgeschlecht").

Die meisten transsexuellen Menschen haben das Wissen darum, dass die Bandbreite von Männern und Frauen gross ist und geschlechtliche Variationen existieren. DIe Autoren der Broschüre wissen das offenbar nicht.

Wir lehnen die Sichtweise dieser Broschüre auf's schärfste ab. Wir erachten sie als stereotyp. Sätze wie "Als Menschen benötigen wir klare Muster, nach denen wir unser Umfeld einordnen. Eine der üblichen Formen ist die Sortierung in Frauen und Männern." zeigen, dass die Autoren sich eine Bandbreite von Geschlecht, die nicht "klar" an Stereotypen orientiert ist, nicht vorstellen können. Damit teilen sie eine Sichtweise, die wir als rückständig und autoritär bezeichnen würden. Leider begegnet uns diese Sichtweise in letzter Zeit häufiger.

Insofern... falls jemand nun wegen dem Hinweis auf uns, der in der Broschüre abgedruckt ist, auf uns stösst: Geschlecht kennt Variationen. Und eine davon ist, dass Jungs und Mädchen auch mit körperlichen Variationen geboren sein können (kaum ein Mensch hat keine Abweichung von Stereotyp!) und manchmal sind diese Abweichungen vom eigenen Geschlecht (Transsexualität) so gross, dass sie sich zu Wort melden und Hilfe benötigen.

https://issuu.com/verlag_aus_bremen/docs/kinderzeit_0304_2017?reader3=1