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Neue Gatekeeper, alte Übergriffigkeiten

Der Typ, der massgeblich für die neue AWMF-Leitlinie zur medizinisch-psychiatrischen Diagnostik "Gender Dysphorie" verantwortlich ist, hat der Marco Carini ein Interview gegeben. Beide - sowohl Fragesteller, als auch Nieder - sind sich offenbar einig: Bei Geschlecht geht es um etwas, was gedeutet werden kann. Geschlecht kann ihrer Ansicht nach gewechselt werden. Sie nennen es "Trans*". Damit zeigen beide: Was Transsexualität ist, haben sie nicht verstanden.

Dass ein Körper vom Geschlecht abweichen kann, steht für uns fest. Es gibt aber offenbar immer noch viele Menschen, die ein grosses Interesse daran haben, diesen Fakt nicht zuzulassen. Sexologen wie Timo Nieder gehören zur aktuellen Generation derer, die - zusammen mit Akteur*innen aus der Trans*-Szene - ein Weltbild vertreten, in welchem Transsexualität nicht vorkommt.

Betrachten wir uns das Interview näher:

"Spezialambulanz für Sexuelle Gesundheit und Transgender-Versorgung"
"in welchem Geschlecht sie leben wollen"
"fühle ich mich als Mann oder als Frau"
"Trans-Personen"
"Wollen mehr Männer Frauen werden oder mehr Frauen Männer? Das verändert sich."
"dass mehr Jugendliche ihr weibliches Geburtsgeschlecht ablehnen"
usw.

Timo Nieder und seine Freunde leugnen bis heute die Existenz von Transsexualität. Es mag sein, dass er das Wort "Transsexualität" verwendet. Er versteht darunter aber keine Abweichung des Körpers zum eigenen Geschlecht. Wer meint, es ginge bei Transsexualität darum, in welchem Geschlecht ein Mensch leben will(!), davon spricht ob sich jemand "als Mann oder als Frau" fühlt, und von "weiblichen Geburtsgeschlechtern" spricht, der muss eine Idee von Geschlecht im Kopf haben, in der die Deutung von Geschlecht als legitimer angesehen wird, als das, was Menschen über sich selbst wissen. Dieses Phänomen der geschlechtlichen Deutung haben wir schon mehrfach beschrieben.

Es muss noch einmal klar und deutlich gesagt werden. Transsexualität meint nicht, dass Menschen ihr Geschlecht wechseln oder dieses oder jenes Geschlechtsidentitätsgefühl haben. Transsexualität meint, dass der Körper vom eigenen Geschlecht abweicht.

Die Psychosexologie veriritt immer noch ein übergriffiges Weltbild, das Geschlecht an der Deutung von Körpern und "Geschlechterrollen" festmacht und die Aussagen von Menschen über ihr Geschlecht als "Gefühl" ansieht. Das übergriffige Weltbild ist in den letzten Jahren dadurch gestärkt worden, da sich Kompliz*innen gefunden haben oder immer noch finden, die sich an dem Update der medizinisch-psychiatrischen Diagnostik beteiligt haben (dazu gehört u.a. die Bundesvereinigung Trans*).

Daher noch einmal deutlich: Es muss enden, dass diese Leute immer noch Gatekeeper sind! Es muss enden, dass diese medizinisch-psychiatrische Logik immer noch durch Gesetze und medizinische Diagnosen wie "Gender Dysphorie" aufrecht erhalten wird! Es braucht eine Gesundheitsversorgung, die ohne die Deutung von Geschlecht auskommt!

https://www.taz.de/!5587513/

Woher stammt die Geschlechterdeutung?

Woher stammt die Idee, Menschen anhand von Körpermerkmalen in geschlechtliche Kategorien aufzuteilen? Wer hat sie erfunden? Wer vertritt sie? Vielleicht hilft ja die Schwarmintelligenz weiter?

Der Ursprung geschlechtlicher Deutung und medzinisch-psychiatrischer Fremdbestimmung findet sich in folgender Idee wieder:

Das Geschlecht transsexueller Menschen sei biologisch eindeutig, sie empfänden sich aber dem jeweils entgegengesetzten Geschlecht zugehörig.

Es gibt viele, die diese Idee immer und immer wieder kopieren und voneinander abschreiben, ohne, dass sie sich darüber Gedanken machen. In nahezu jedem Erklärkasten in Artikeln finden wir diesen Satz (in unterschiedlichen Formulierungen, aber inhaltlich immer gleich).

Wir würden nun gerne wissen:

Woher stammt er? Wer hat diese Idee zum ersten mal wann in die Welt gesetzt? Und: Wer hat dann von wem abgeschrieben? Wer weiss da mehr?

Für Anregungen und Ideen sind wir dankbar.

Kontakt bitte über (oder anderen bekannten Wegen):
http://atme-ev.de/index.php/impressum

Die Idee der Deutung:

Die Behauptung, es gäbe Menschen, die "biologisch eindeutig seien", sich aber "als das andere Geschlecht" fühlten wird in der Regel im Zusammenhang mit einer anderen Geschlechterkategorisierung verwendet: Der Kategorisierung als "biologisch uneindeutig". Diese medizinisch-psychiatrische Idee basiert auf dem Gedanken, dass Menschen ausgehend ihrer Körpermerkmale geschlechtlich deutbar sind und diese Deutung legitimer sei, als die Aussagen, die Menschen über sich selbst treffen. In vielen Staaten dieser Erde wird die Deutung von Geschlecht durch Gesetze legitimiert und Lobbygruppen unterstützt, welche dieses Prinzip vertreten.