building responsive website

Bild dir keine Meinung

Aus dem Hause der Bildzeitung kommt nun etwas, das ja ziemlich gut dazu passt, was die Bildzeitung sonst so macht: Ein identitärer Blog, der die Logik der Psychosexologie - Körperdeutung=biologisches Geschlecht, Rest=Identität - ziemlich gut wiedergibt. Der Blog heisst "Divers*Land", dient aber wohl eher dazu bestehende geschlechtliche Herrschaftsverhältnisse zu reproduzieren. Das traurige: Es haben sich Komplizinnen gefunden, die sich dafür hergeben, diese Sichtweise zu stützen.

Zitate der Website:

"Cis ist eine lateinische Vorsilbe, die mit „diesseits“ übersetzt werden kann. Es wird als Adjektiv verwendet, um Menschen zu bezeichnen, die sich mit dem ihnen zugewiesenen Geschlecht identifizieren. Cis Männer wurden also bei ihrer Geburt als Männer definiert und leben auch als Männer, cis Frauen als Frauen."

"Als „gender“ wird im Englischen das soziale Geschlecht im Unterschied zum biologischen Geschlecht (dem „sex“) bezeichnet. Das biologische Geschlecht wird meist schon bei der Geburt aufgrund von Merkmalen wie Chromosomen, Keimdrüsen und Organen festgelegt. Das soziale Geschlecht wird im Alltag durch soziale Interaktion und kulturelle Normen erlernt. So werden beispielsweise als weiblich zugeordnete Babys oft in Rosa gekleidet, männliche in Blau."

"Bei einer Geschlechtsangleichung wird das biologische Geschlecht an die Geschlechtsidentität anpasst."

"Die Geschlechtsidentität ist die individuelle Überzeugung, einem Geschlecht (nicht zwingend einem binären Geschlecht) zuzugehören. Sie wird nicht durch biologische Merkmale bestimmt."

usw.

Wenn wir das jetzt kritisieren, dass sich immer wieder Personen finden, die das psychosexologische Menschenbild (bei dem Geschlecht immer noch an Körpermerkmalen bzw. der Deutung von Körpern festgemacht wird) frewillig akzeptieren und sogar bei der identitären Einteilung in Gender-Schubladen - und damit auch bei der Verfügbarmachung von Geschlecht - mitmachen, wie in diesem Projekt... dann können wir uns denken, dass uns das (wie so oft) als Miesepetrigkeit ausgelegt werden wird, anstatt mal nachzufragen, warum wir die Dinge ein wenig anders sehen, als identitäre Gruppen oder Einzelpersonen.

Dazu folgendes: Wie soll sich denn etwas ändern, wenn alle immer bei allem mitmachen? Wie soll diese Sichtweise denn überwunden werden, die Menschen in Schubladen einteilt, wenn immer wieder Leute sich freiwillig dazu hergeben, sich einteilen zu lassen? Wie soll es denn eine echte Änderung geben, wenn Menschen sich den geschlechtlichen Herrschaftsverhältnissen unterordnen, anstatt sich zu emanzipieren?

https://divers.land/protagonistinnen/

LSBTTI bei den Grünen - ein erster Schritt

Die Grünen haben der Bundesregierung Fragen gestellt. Der Titel der Anfrage: "Internationale Lage der Menschenrechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transsexuellen, Transgendern und Intersexuellen" Danke, dass dabei von LSBTTI die Rede ist. Aber es wäre nun nett, die zwei Ts auch mit Inhalt zu füllen. Lieber Sven Lehmann, Kai Gehring und Ulle Schauws, wie wäre das?

Hier ein paar Anmerkungen:

---

Zum Abschnitt der Grünen:

"dass Transsexuelle nicht dazu gezwungen werden dürfen, sich in einer teilweise gefährlichen geschlechtsanpassenden Operation fortpflanzungsunfähig machen zu lassen."

Das ist falsch. Es ging in dem Urteil um "Transgender" (personnes transgenres). Die Frage war, ob körperliche Massnahmen für eine Änderung der Papiere verlangt werden dürfen. Hier von "Transsexuelle" zu sprechen ist nicht richtig. Warum? Menschen mit transsexuellem Körper leiden in der Regel unter ihrem Körper und bemerken ihre Transsexualität nur dann, wenn dieses Leiden vorhanden ist. Ein Körper, der als nicht vom eigenen Geschlecht abweichend erlebt wird, ist kein transsexueller Körper. Deswegen wäre es richtiger von "dass Menschen nicht dazu gezwungen werden dürfen, ..." zu sprechen.

"Durch sie kann praktisch jedes öffentliche Bekenntnis zu Homosexualität oder Transsexualität"

Zu einem abweichenden Körper kann sich niemand bekennen. Er ist einfach da. Ein Mensch kann sich aber dazu einen Anstoss geben, daran etwas ändern zu lassen.

"Auch transsexuelle Menschen erleben vielfache Behinderungen ihrer Selbstbestimmung, indem sie zu operativen Maßnahmen oder psychischer
Begutachtung gezwungen werden."

Menschen mit Transsexualität werden nicht zu operativen Massnahmen gezwungen. Im Gegenteil. Ihnen werden operative Massnahmen gerne verwehrt oder Hilfe verzögert. Richtig ist, dass zu den Verzögerungen medizinischer Hilfe auch Gender-Identitätsdiagnosen zur Anwendung kommen, um Menschen von den Operationen abzubringen. Dies ist Umpolung.

"Weitere Reformen zur Änderung der Klassifikation von Transsexualität wie die neue medizinische Leitlinie der „Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften“ (AWMF) zur Behandlung von Geschlechtsdysphorie/Geschlechtsinkongruenz, deren Veröffentlichung Ende 2018 erwartet wird, bringen Hoffnung auf endgültige Entpathologisierung transsexueller Menschen"

Die Diagnose "Gender Incongruence" ist für Menschen mit Transsexualität eine Umpolungsdiagnose. Die neuen Leitlinien der AWMF sind Leitlinien zur Umpolung transsexueller Menschen. Es handelt sich um die Fortführung der Menschenrechtsverletzungen an transsexuellen Menschen.

---

Zu der Antwort der Bundesregierung:

"Der Einsatz für die Menschenrechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transsexuellen, Transgendern und Intersexuellen (LSBTTI), in der geläufigen englischen Formulierung Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender and Intersex (LGBTI), ist Schwerpunkt der Menschenrechtspolitik der Bundesregierung."

Damit zeigt auch die Bundesregierung, dass es ihnen nicht um Menschen mit Transsexualität geht.

"In zahlreichen Ländern werden die Rechte von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Gender-Identität verletzt."

Bei Transsexualität geht es nicht um Gender-Identität. Offenbar gibt es für die Bundesregierung keine transsexuellen Menschen.

 

http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/090/1909077.pdf