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Knoten im Hirn. Diskriminierung in einer Studie zu Diskriminierung

Ein Diskurs zu Transsexualität fand in Berlin offenbar bisher nicht statt. Solange in Papieren der (Anti-)Diskriminierungsstelle nur eine biologistische Perspektive eingenommen wird, die besagt, dass Frauen mit Transsexualität biologische Männer und Männer mit Transsexualität biologische Frauen seien, ist das keine Grundlage einer ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Thema Geschlecht. Wenn sogar Untersuchungen zu Diskriminierungen diskriminieren, wird es absurd.

Steffen Beigang, Karolina Fetz, Dorina Kalkum, Magdalena Otto haben im Auftrag der (Anti-)Diskriminierungsstelle des Bundes u.a. untersucht, wo Menschen mit Transsexualität diskriminiert werden. Sie finden dann folgendes heraus:

"Bei den Diskriminierungserfahrungen von transsexuellen Personen fällt etwa auf, dass sie häufig über das Problem klagen, dass ihnen ihr Geschlecht abgesprochen wird und sie von Ärzt_innen und Krankenpfleger_innen nicht in ihrem Geschlecht angesprochen werden. Ihre Lebensrealität als Mann oder Frau wird also nicht akzeptiert, sondern geleugnet."

Die Leugnung des Geschlechtes eines Menschen basiert auf Biologismen. D.h. dass Menschen ein "biologisches Geschlecht" angedichtet wird, das diese nicht haben. Desweiteren wird bei einer solchen Leugnung so getan, als sei die Äusserung eines Menschen zu seinem Geschlecht, die von einer Zuweisung abweicht, eine Frage der "Identität", anstatt eine Aussage über das Geschlecht.

In dem Papier heisst es dann paradoxerweise:

"So klagen Männer und Frauen mit transsexueller Vergangenheit teilweise über Schwierigkeiten, Untersuchungen durchführen zu lassen, die an ihr biologisches Geschlecht anknüpfen"

Es ist ärgerlich, wenn Diskriminierungen untersucht werden und selber diskriminiert wird, indem eine geschlechter-deutende und biologistische Perspektive eingenommen wird, welche dann die untersuchten Diskriminierungen fortsetzt. Das ist peinlich.

Wir möchten noch einmal freundlich darum bitten, damit aufzuhören und endlich damit zu beginnen, sich einmal mit dem auseinander zu setzen, was wir schon seit 10 Jahren einfordern. Wäre auch nett, wenn hier nicht regelmässig versucht würde, diesen Diskurs zu verhindern.

Link zum Papier "Studie "Diskriminierungsrisiken in Deutschland" - Ergebnisse einer Repräsentativ- und einer Betroffenenbefragung"

LSBTTIQ bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes

Auf der Seite der Antidiskriminierungsstelle des Bundes finden wir eine Broschüre mit dem Titel "LSBTTIQ*: Vielfalt als Stärke – Vielfalt als Herausforderung! Dokumentation der Fachtagung im Tagungswerk Jerusalemkirche, Berlin am 12. September 2017". Das klingt schon mal gut. Wir haben in die Broschüre hingeschaut, einiges gefunden, was wir gut finden - aber manches, wozu wir dann (wieder mal) fragen müssen: Wann geht es auch mal um Transsexualität in Berlin? Wir würden uns wirklich gerne mal darüber unterhalten, wie das ist, wenn körperliche Fragen immer mit "Geschlechtsidentität" in Verbindung gebracht werden, obwohl es das gar nicht müsste.
 
Hier Ausschnitte aus der Broschüre:
 
"Nach den beiden Impulsreferaten meldete sich eine Person aus dem Publikum zu Wort und hinterfragte Begrifflichkeiten wie „TransMann“. Dies impliziere, dass Trans-Männer keine „normalen“ Männer seien. Daraufhin erwiderte Scheunemann, dass genauso auch von „Cis­Männern“ gesprochen werden könne, um diese Distinktion klarzumachen, ohne das „Normale“ zu reproduzieren. Eine weitere teilnehmende Person argumentierte, dass die Benennung von Unterschieden diskursstiftend sei."
 
Welchen Diskurs soll das stiften, wenn ein Mensch einen anderen Menschen mit einem Begriff belegt, der Grenzen erzeugt?
 
"Die einzige Erwartung, die beim Coming­Out oder einer Transition an Cis­Personen innerhalb und außerhalb der Community gestellt würde, sei ein Respektieren der Geschlechtsidentität einer Person und adäquates Verwenden der korrekten Pronomen auf Basis der Geschlechtsidentität einer Person."
 
Nein. Zumindest wenn es um Transsexualität geht, kann das nicht so stehen bleiben. Da geht es nämlich häufig genug darum, dass Menschen nicht anerkennen können, dass bei körperlichen Fragestellungen eben genau NICHT um "Geschlechtsidentität" geht, sondern schlicht weg einfach nur um körperliche Fragestellungen.
 
Tipp: Wenn schon LSBTTIQ genannt wird von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS), dann wäre es auch gut, sich mit denen kurz zu schliessen, die Transsexualität nicht als Geschlechtsidentitätsthema ansehen und ausführen können, warum.
 
Eine Möglichkeit wäre: Die Kontaktdaten auf unserer Website zu nutzen. :-)