Thomas Hammarberg kritisiert erneut die Klassifikation als "psychische Störung"

Am 31.08. hat der Menschenrechtskommissar des Europarates in einem aktuellen Menschenrechtskommentar erneut kritisiert, dass in vielen Staaten Europas immer noch rechtliche Regelungen gelten, die transsexuelle Menschen als "psychisch krank" einstufen.

“Einige Mitgliedsstaaten des Europarates verfügen immer noch nicht über Bestimmungen zur offiziellen Anerkennung von Transgender Menschen, für die dadurch eine rechtliche Ungewissheit besteht. Dagegen werden in den meisten Mitgliedsstaaten medizinische Klassifikationen angewendet, die zwangsläufig zur Diagnose einer psychischen Störung [...] führen.” (Press release - 615-2010)

Als Menschenrechtsorganisation, die sich für die Anerkennung transsexueller Menschen als existent einsetzt, ist dies ein wichtiges Signal. Transsexuelle Menschen werden auch in Deutschland immer noch als Menschen betrachtet, die auf Grund einer Identitätsstörung ihre "Geschlechtsrolle wechseln" wollen. Damit wird ihnen bis heute verwehrt, als "echt" anerkannt zu werden.

“Alle Länder müssen schnellstens in Übereinstimmung mit der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte transparente Verfahrensweisen zur Änderung von Name und Geschlecht [...] in offiziellen Dokumenten entwickeln”, äusserte der Menschenrechtskommissar anschliessend.

Damit geht wieder ein deutliches Signal an die deutsche Politik, das immer noch bestehende Transsexuellengesetz endlich menschenrechtskonform zu gestalten und die bisherigen Begutachtungverfahren, auf Grund dessen sich ein transsexueller Mensch zu "geisteskrank" erklären lassen muss, um in seinem eigentlichen Geschlecht anerkannt zu werden, endlich zu beenden. Ebenso geht aus diesem Kommentar hervor, dass die Parteien genauso gefragt sind, sich auch auf anderen Ebenen endlich für eine Depathologisierung transsexueller Menschen als "psychisch krank" einzusetzen.

Gerade hinsichtlich der aktuellen Bestrebungen das internationale Buch der psychischen Störungen, den DSM, auf noch mehr Gruppen auszuweiten um einen noch grösseren Personenkreis als "genderatypisch" klassifizieren zu können - u.a. auch intersexuelle Menschen, aber auch Menschen, die bisher davon ausgingen, dass "queer" zu leben, keine psychische Störung sei - wären auch deutsche Politiker und vorallem auch mutige Medien gefordert, hier ein deutliches Signal gegen die geplante Ausweitung der Psychopathologisierung von Menschen mit Geschlechtsabweichungen zu setzen.
 
Mehr zu der Geschichte der Pathologisierung transsexueller Menschen als "psychisch krank" unter folgendem Link: