Zu den s.g. Standars Of Care

Falsche "Standards"

Die sogenannten "Standards" of Care regeln den Umgang mit Transsexuellen in diagnostischer und medizinischer Hinsicht - leider. In Ihnen wird immer noch die unwissenschaftliche Annahme vertreten, dass es sich bei Transsexualität um eine psychische Störung handle. Es sprechen mittlerweile viele wissenschaftliche Untersuchungen dafür, dass es sich dagegen um eine körperliche Störung handelt (siehe "Das wichtigste Geschlechtsorgan"), so dass man beim Lesen der SOC tatsächlich sehr vorsichtig vorgehen muss.

Bereits im Einleitungstext wird der erste Fehler gemacht und von "im gewünschten Geschlecht" gesprochen - dies ist eine zynische Ansicht und geht an der Realität vorbei.

Das Geschlechtzugehörigkeitsempfinden ist angeboren (wie wir seit Jahren auf Grund wissenschaftlicher Forschung wissen). Wollen wir eine medizinische Behandlung auf einer sinnvollen Grundlage, dann gehört dazu: die Existenz des Menschen zu realisieren, den man behandelt - was in diesen "Standards of Care" nicht geschieht. Im Gegenteil: Die Aussagen sind mit Ideologien und Transphobien durchsetzt. Der ganze Text zu den "Standards of Care" ist reine Meinung, nach Aussagen, die auf wissenschaftlichen Grundlagen basieren, sucht man vergebens.
Damit sind die SOC Teil der Diskriminierung transsexueller Menschen.

Trotzdem ist das Lesen der SOC sinnvoll, um sich ein eigenes Bild von der Lage zu machen. Die "Standards of Care" kann man sich hier herunterladen (als pdf).

Die sogenannten "Deutsche Standards der Behandlung und Begutachtung von Transsexuellen" wurden federführend von der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung in Hamburg-Eppendorf erstellt, da die anderen "Sex-Gesellschften" an Bedeutung verloren haben. Im Einleitungstext der Ausgabe von 1998 heisst es:

"Transsexualität ist durch die dauerhafte innere Gewißheit, sich dem anderen Geschlecht zugehörig zu fühlen, gekennzeichnet. Dazu gehören die Ablehnung der körperlichen Merkmale des angeborenen Geschlechts und der mit dem biologischen Geschlecht verbundenen Rollenerwartungen sowie der Wunsch, durch hormonelle und chirurgische Maßnahmen soweit als möglich die körperliche Erscheinungsform des Identitätsgeschlechts anzunehmen und sozial und juristisch anerkannt im gewünschten Geschlecht zu leben."


Diese Einleitung kann in ihrem Wahrheitsgehalt, bezieht man die Erkenntnisse aus dem Bereich anderer Wissenschaften ein (Humangenetik und Neurowissenschaften), mit grossen Fragezeichen versehen werden, funktinoiert diese Sichtweise nämlich nur, wenn man das Vorhandensein oder die Abwesenheit eines Penisses als einzig geschlechtsbestimmende Grösse betrachtet (wie dies die psychoanalytische Ideologie ja tut).
Originalzitat von Prof. Dr. Bernd Meyenburg, warum denn der Penis geschlechtsbestimmender sein soll, als das Gehirn:

"Seien sie mal realistisch! Den Penis sieht man doch, das Gehirn aber ist im Kopf verborgen!".
So einer der bedeutendsten "Experten" - und hier ist übrigens sein Arbeitsplatz (Link) - erschreckend, oder?

Dass allerdings der "Geschlechts-"Körper (bestehend aus Genitalien und XX bzw XY-Chromosomensatz) alleine für die Geschlechtsbestimmung heranzuziehen ist, müsste ja eigentlich schon durch die Existenz von XX-Männern und XY-Frauen (XX und XY beziehen sich auf den Chromosomensatz) äusserst fragwürdig sein. Doch das passt nicht in die Ideologie. Deshalb geht die Deutsche Gesellschaft für Sexualforschung (DGfS) weiterhin von einem körperlichen Grundgeschlecht aus und hält daher an der Einordnung von Transsexualität als psychische Störung fest.

Hier mal so, wie es nach aktuellem Wissenschaftsstand richtig wäre:

"Transsexualität ist durch die dauerhafte innere Gewißheit über das eigene Geschlecht gekennzeichnet. Dazu gehören die Ablehnung der Merkmale des Geschlechtskörpers, der dem angeborenen Geschlecht entgegensteht und Probleme mit den, auf Grund einer falsch zugeordneten Geschlechtsrolle, verbundenen Erwartungen sowie der Wunsch, durch hormonelle und chirurgische Maßnahmen soweit als möglich die körperliche Erscheinungsform des eigentlichen Geschlechts anzunehmen und sozial und juristisch anerkannt zu leben."


Wenn man davon ausgeht, dass das Gehirn der Sitz des Bewusstseins und damit auch des "geschlechtlichen Selbst" ist, dann ist die Grundvoraussetzung für eine Behandlung zuerst einmal die Anerkennung der Äusserung: "Ich bin im falschen Körper geboren". Will man diesen Satz in seiner Tragweite verstehen, dann muss man den Erkenntnissen aus Psychologie, Neurowissenschaft und Humagenetik Rechnung tragen, die besagen, dass das Gehirn das wichtigste Sexualorgan darstellt (der Körper kann sich geschlechtlich anders entwickeln als das Gehirn); womit klar sein sollte, dass das Geburtsgeschlecht über das Gehirn zu definieren ist (und nicht über das Vorhandensein oder Nicht-Vorhandenseins eines Penises).


Im folgenden mal ein Grundriss über die gesellschaftliche Bedeutung der DGFS:

"Durch die von ihr vorgelegten Forschungsberichte, Gutachten und öffentlichen Stellungnahmen hat die Gesellschaft in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder Entscheidungen des Gesetzgebers und der höchsten Gerichte maßgeblich beeinflusst. Das gilt insbesondere für die Reformen des Sexualstrafrechts und deren rechtliche Auslegung sowie für das so genannte Transsexuellengesetz. "
"Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter... sind neben ihrer psychotherapeutischen Arbeit als Gutachter für Behörden und Gerichte tätig, vor allem bei Fragen im Zusammenhang mit Sexualstraftaten und der Anwendung des Transsexuellengesetzes."

Und damit sind auch die Motive für die Ansichten in den Standards of Care klar: Wenn man andere echte Wissenschaften in die Ansichten über die Behandlung transsexueller Menschen miteinbeziehen würde, wären diese so genannten "Experten" nicht mehr so wichtig, würden nicht mehr so viel Geld durch unwissenschftliche Gutachten verdienen (immerhin verdient ein Gutachter c.a 400 bis 500 Euro je Stunde - und das meist während seiner Arbeitszeit, für die er als prof. oder Dr. angestellt ist. Nur mal so am Rande bemerkt), denn wenn Transsexualität angeboren ist, welchen Sinn machen dann noch psychologische/psychiatrische Gutachten?


Auch die in den Standards of Care verankerte Weigerung der Zugestehung notwendiger medizinischer Behandlungen basiert auf der Behauptung, transsexuelle Menschen wären Verrückte. Es geht darum, Verrückte zu beruhigen, ihnen das Notwendigste zu zu gestehen, nicht jedoch darum, ihnen wirklich zu helfen. Weil man ja nicht anerkennen will, dass Transsexualität angeboren ist.


Und noch etwas, das gerne immer wieder "absichtlich übersehen" wird:

Die bisherigen Standards of Care im Zusammenhang mit der Behandlung transsexueller Menschen, die immer gerne als Standards angeführt werden, sind lediglich Vorschläge, die u.a von ein paar Insituten erstellt wurden, deren Mitarbeiter sich selbst zu Experten auf dem Gebiet der Transsexualität ernannt haben (u.a. Deutsche Gesellschaft für Sexualforschung).