ATME verlässt das Netzwerk LSB(TTI)Q Baden-Württemberg

Die Aktion Transsexualität und Menschenrecht e.V. gehörte zu den Gründungsinitiativen eines Netzwerks von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgendern, trans- und intersexuellen Menschen, sowie queer-Personen in Baden-Württemberg. Die ersten beiden Gruppen, die das Netzwerk auf den Weg gebracht hatten, waren 2011 ver.di Stuttgart und ATME. Nun tritt ATME e.V. auf Grund transphober Trendenzen aus.

"Eine Zusammenarbeit mit am Thema Transsexualität uninteressierten Menschen ist nicht möglich", so Kim Schicklang zu den Gründen für den Austritt. "Zu vieles, was seit Monaten passiert, zeigt uns, dass eine Solidarität von Lesben und Schwulen mit transsexuellen Menschen innerhalb des Netzwerks kaum vorhanden ist". Seit Herbst letzten Jahres riss die Serie transphober Ansichten und Vorkommnisse innerhalb des Netzwerks nicht ab. Jüngste Enttäuschung war ein deutliches Signal einiger Netzwerkmitglieder, sich nicht mit der Frage beschäftigen zu wollen, ob es transsexuellenfeindlich ist, ein transsexuelles Mädchen als "biologischen Jungen" zu bezeichnen und einen transsexuellen Jungen als "biologisches Mädchen".

Die Serie der Vorfälle, die transsexuellen Menschen das Gefühl geben musste, nicht willkommen zu sein, begann im Herbst letzten Jahres. Ein Antrag von ATME sich in der Präambel gegen jede Form von Diskriminierung auszusprechen wurde mehrheitlich abgelehnt.

Auch die Sichtbarkeit transsexueller Menschen wurde verhindert. Vorschläge, dass alle Buchstaben aus dem LSBTTIQ-Spektrum in gleicher Stärke gegenüber der Landespolitik in Baden-Württemberg vertreten sein sollten, wurden vom Netzwerk abgelehnt. Stimmen der Schwulen waren zu hören wie etwa "Wir haben kein Problem damit Euch mitzuvertreten" (Christian Stähle, LAG Queer Linke) und so wurden Konzepte, die eine gleiche Stärke der unterschiedlichen Gruppen auch in der Politik sichtbar gemacht hätten, verworfen.

Bei einer weiteren Sitzung des Netzwerkes wurde dagegen votiert, die Bereiche Transsexualität und Intersexualität als dringendes Themenfeld als Netzwerk gegenüber dem Land zu vertreten. "Wir kennen uns da nicht aus" (Chris Michl, IG CSD), war die schale Ausrede für das Voting gegen trans- und intersexuelle Menschen.

Auf der folgenden Sitzung in Freiburg wurde versucht, trans- und intersexuellen Menschen den Vorschlag unterzuschieben, man könne den Bereich Trans- und Intersexualität ja als Themenfeld einfordern, aber nur dann, wenn die Landesregierung diesen Themenbereich auch möchte. Da war es nur ein Wermutstropfen, dass man sich nach zählen Verhandlungen dazu durchgerungen hat, das Thema Transsexualität überhaupt zu behandeln.

"Wenn man bei Lesben und Schwulen permanent dafür kämpfen muss, damit überhaupt ein Interesse da ist, sich solidarisch zu zeigen, dann läuft etwas falsch", so Kim Schicklang. "Aber nachdem wir den Eindruck gewonnen haben, dass anstatt Transphobie deutlich zu bekämpfen, die transsexuellen Menschen bekämpft werden, die diese Forderung stellen, dann ist das für uns nicht mehr mittragbar". Der Tropfen, der das Fass zum überlaufen gebracht hat, waren mehrere Mails. Durch die Blume wurde geäussert, dass Anregungen zur Auseinandersetzung mit und Bekämpfung von Transphobie innerhalb des Netzwerks unerwünscht sind. Von einer "störenden Art" war die Rede (Florian Wiegand, Delta Boys Mannheim), später kritisierten weitere Personen (Felix Pfefferkorn, CSD Karlsruhe sowie Markus Elbert, Schwung Karlsruhe), die Art uns Weise wie im Netzwerk kommuniziert würde und meinten, dies sei abschreckend.

Wenn es abschreckend ist, dass transsexuelle Menschen aktive Solidarität gegen Transphobie einfordern, dann macht aus es aus Sicht der Aktion Transsexualität und Menschenrecht e.V. keinen Sinn mehr, Mitglied eines solchen Netzwerkes zu sein, das sich daher, so Kim Schicklang "besser LSBQ-Netzwerk nennen sollte, denn manche Leute haben mit dem Bereich TTI ja so ihre Probleme. Die Zeiten, dass transsexuelle Menschen sich lediglich als schmückendes Beiwerk behandeln lassen, ist definitiv vorbei. Und das passt ein paar Leuten scheinbar nicht..."

Mit dem Austritt der Aktion Transsexualität und Menschenrecht e.V. aus dem Netzwerk, wollen wir ein Zeichen setzen, dass man transsexuellen Menschen schon zu lange auf der Nase herumgetanzt ist. Wir werden als Menschenrechtsorganisation nun die Rechte transsexueller Menschen direkt und ungefiltert bei der Landesregierung einfordern. "Wenn ein Netzwerk nur verhindern will, dass Rechte transsexueller und intersexueller Menschen überhaupt bis zur Politik durchdringen, dann ist dies der bessere Weg.", so Kim Schicklang.

Richtigstellung:

Folgender Wortlaut...

"einer Haltung der sich andere (Felix Pfefferkorn, CSD Karlsruhe sowie Markus Elbert, Schwung Karlsruhe) anschlossen und sogar äusserten, die Art uns weise wie im Netzwerk kommuniziert würde, sei abschreckend."

... wurde nach Aufforderung geändert in:

"später kritisierten weitere Personen (Felix Pfefferkorn, CSD Karlsruhe sowie Markus Elbert, Schwung Karlsruhe), die Art und Weise wie im Netzwerk kommuniziert würde und meinten, dies sei abschreckend."