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Menschen mit Transsexualität sind in LSBTIQ-Kreisen (immer noch) nicht sicher

Seit Jahren beobachten wird, dass in Lesben-Schwulen-Kreisen Transsexualität häufig umgedeutet wird zu einer Frage der Identität, um sich dann hinterher entweder gegen Menschen mit "abweichender Geschlechtsidentität" zu stellen oder sie für Gender-Identitäts-Diskurse zu instrumentalisieren. Aktuelles Beispiel ist die Positionierung des langjährigen Mitglieds des Sprechendenrates des Netzwerks LSBTTIQ in Baden-Württemberg, Monika Barz. Sie unterstützt das Positionspapier von Terres des Femmes, in welchem Frauen mit Körpervariationen aus Frauenkontexten ausgeschlossen werden sollen.

Monika Barz erwähnt in einem Schreiben, welches bereits im Juni 2020 verfasst worden ist, dass "Frauenräume als solche" erhalten werden sollen und erwähnt in diesem Zusammenhang das "biologische Geschlecht", welches dafür herangezogen werden sollte.

Weiter schreibt sie:

"Keinesfalls darf dem Wunsch zur Transition einer Minderjährigen undifferenziert und ohne fachkundige Prüfung und Beratung hinsichtlich der Ursachen und Folgen ihres Wunsches nachgegeben werden. Das gilt ganz besonders, wenn mit der Transition körperliche Eingriffe verbunden werden. Dies ist Teil unserer Vorstellung von Mädchenschutz. Denn Mädchen haben insbesondere in der Pubertät genügend Anlässe, lieber Jungen sein zu wollen, um dem zu entgehen, was sie in der Gesellschaft an Diskriminierung und Abwertung erleben."

Und über Frauen mit Transsexualität:

"Im Bereich Transsexualität zeigt sich, dass Trans-Verbände zu 80-90% gegründet, inhaltlich ausgerichtet und geleitet werden von Männern, die sich im Verlauf ihres Lebens zu einer Transition entschieden haben."

Dazu folgendes:

Wir haben schon desöfteren darauf hingewiesen, dass mit der Formulierung "biologisches Geschlecht" häufig eine verkürzte Vorstellung von Biologie gemeint ist: Die Einteilung der Geschlechter in gesellschaftlich konstruierte Gruppen. Diese Konstruktion sozialer Gruppen wird "Gender" genannt. Wer den flüchtigen Blick auf Körpermerkmale dafür hernimmt, um Menschen gesellschaftlichen Geschlechtergruppen zuzordnen, bedient sich Gender-Konstruktionen und missachtet die eigentliche Biologie.

Zur Biologie gehört das, was ein Mensch über sich wissen kann. Ein Mensch ist nicht nur der für Aussenstehende sichtbare Körper. Wer seinem Gegenüber in Abrede stellt, wissen zu können, wer oder was er ist verwechselt seine Vorstellung von der Realität mit Realität. Wer seine eigene Phantasie auf andere überträgt und Menschen in Geschlechterschubladen zuordnet, ohne ein Interesse am gegenüber zu haben, erklärt Menschen zu Objekten der eigenen Projektion. Wenn aus dieser Projektion Gesetze oder medizinische Verordnungen gemacht werden, entsteht daraus strukturelle geschlechtliche Gewalt.

Wir haben in den letzten jahren desöfteren festgestellt, dass in Kontexten, in denen ein sensibler und selbstreflektiver Umgang mit Mechanismen der Entstehung geschlechterlicher Gewalt zu erwarten gewesen wäre, genau diese Selbstreflexion fehlt. Deswegen waren wir bereits 2013 aus dem Netzwerk LSBTTIQ in Baden-Württemberg ausgetreten, da wir dort eine Auseinandersetzung um geschlechtliche Herrschaftsmechanismen vermisst hatten. Die Positionierung eines Mitglied des Sprechendenrates des Netzwerks auf der Seite der "Feministinnen", die Geschlecht an Körperzuständen messen wollen und damit genau die patriachalen Gewaltstrukturen anwenden, die sie vorgeblich beseitigen wollen, bestätigt die Einschätzung, die wir bereits 2013 hatten.

Es wäre wirklich wünschenswert, wenn Transsexualität nicht weiter unsichtbar gemacht würde. Dazu gehört auch, endlich damit aufzuhören, Transsexualität als eine Frage der "Geschlechtsidentität" oder "Trans*" fehlzuinterpretieren. Es ist Missbrauch, Menschen mit Transsexualität zu Objekten der Projektion der eigenen Phantasie zu erklären.

Dieser Missbrauch muss enden! Wir fordern dies schon seit über 10 Jahren. Ein gesellschaftlicher Diskurs findet - nach wie vor - nicht statt. Es wäre schön, wenn sich das ändert. Dazu gehört auch eine Auseinandersetzung mit Gewalt, die von LSBTIQ-Kreisen gegenüber Menschen mit Transsexualität ausgeübt wird. 

Anhang: Der Brief von Monika Barz