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Warum Stereotype nicht gegen Stereotype helfen

Dorothee Beck und Barbara Stiegler haben für die Friedrich-Ebert-Stiftung eine Broschüre geschrieben, die diese Stiftung am Besten noch mal überarbeitet. Die Broschüre nennt sich "Das Märchen von der Gender-Verschwörung" und will eine Antwort geben, auf Gender-Kritiker. Die Broschüre gibt aber keine Antworten, sondern bestätigt - leider - Stereotype und Klischees.

Vorneweg: "Gender" ist als Wort durachaus verwendbar, wenn damit soziale Identifizierungsprozesse beschrieben werden sollen, oder wenn es um die Konstruktion von geschlechtlichen Rollen geht. Die Frage "Wer darf was und warum?" war schon immer Teil feministischer Auseinandersetzungen. In Frage zu stellen, wenn aus biologischen Merkmalen die Einteilung in Gender-Schubladen abgeleitet wird, ist und war immer emanzipatorisch. Die Kritik an der Einteilung in Gender-Identitäten war Kern der zweiten Frauenbewegung.

Die Veröffentlichung der FES ist deswegen überdenkenswert, da hier versucht wird, die Kritik an der der Konstruktion von Gender-Identität als "Märchen" darzustellen. Der emanzipative Anspruch von Feminismus wird damit aber auf den Kopf gestellt. Wenn dann noch massive Recherche-Fehler dazukommen, wird es peinlich.

Im Einzelnen:

  1. Conchita Wurst ist nicht transsexuell, sondern eine Drag-Figur (schwuler Mann, spielt Frau)
  2.  Chelsea Manning ist eine transsexuelle Frau. Sonst hätte sie sich nicht dementsprechend geouted.
  3. "Transsexuell" zu sein meint nicht, ein Extra-Geschlecht zu besitzen, sondern es ist eine Variation geschlechtlicher Merkmale. 
  4. "Geschlechtsidentität" ist ein Begriff, der - wenn er zur Konstruktion von Geschlechterschubladen genutzt wird - streng zu kritisieren ist. Zu dieser Konstruktion gehört u.a. von "Transgeschlechtern" oder "Intergeschlechtern" zu sprechen
  5. Es ist ein Klischee und ein Stereotyp, dass der Wunsch nach Korrektur körperlicher Merkmale eine "Gender-Identität" als Ursache hat. Die Psychopathologisierung von Menschen mit körperlichen Variationen wird hier nicht hinterfragt.
  6. Es ist ein Klischee und eine Falschbehauptung, dass Menschen mit Intersex-Diagnosen immer weder Frauen noch Männern zugeordnet werden wollen

Wenn wir gesellschaftlich weiter kommen wollen, müssen wir in der Lage sein, die Konstruktion von "Geschlechtidentität" genauso zu kritisieren, wie es irgendwann möglich war, die Konstruktion von "Rassen" zu kritisieren. Die pauschale Verurteilung von Menschen, die Aspekte von "Gender" kritisieren, ist falsch - insbesondere, wenn "Gender" dazu genutzt wird, um Menschen in Schubladen einzuteilen.

Richtig ist aber auch, dass es genauso falsch ist, "Gender" pauschal zu kritisieren, wie Rechtspopulisten das gerne machen.

Wir wünschen uns eine Versachlichung der Debatte. Und: Dass die Friedrich-Ebert-Stiftung ihre Broschüre noch einmal überarbeitet. Die Broschüre hilft nicht weiter und ist stellenweise sachlich falsch.

http://library.fes.de/pdf-files/dialog/13544.pdf