ATME schickt Fragenkatalog an Politik

ATME wurde 2008 gegründet und machte bereits 2009 als einzige deutsche Organisation auf die an Kindern durchgeführten reparativen Therapien aufmerksam (hier: 2009 und 2010). Diese Therapien sind nur möglich, weil bis heute bestritten wird, dass es transsexuelle (und homosexuelle) Kinder tatsächlich gibt.

Die Existenz transsexueller und homosexueller Kinder wird abgestritten und behauptet, es wären gar keine transsexuellen oder homosexeuellen Kinder, sonder nur Kinder mit einer Geschlechtsidentitätsstörung, aus der sich Homosexualität oder Transsexualität erst noch entwickle. "Dies macht Sinn angesichts der Tatsache, dass die Mehrheit der Jungen mit manifester GIS [Geschlechtsidentitätsstörung] in der Kindheit später homosexuell und nur eine Minderheit transsexuell wird." So Sophinette Becker. Hierzu Klaus M. Beier von der Charite Berlin: "Hinsichtlich der angesprochenen Problematik hat mich überrascht, dass Sie von einem „transsexuellen Mädchen“ sprechen, weil die „Transsexualität“ eine diagnostische Zuordnung ist, die man für Menschen mit einer Geschlechtsidentitätsstörung in dem Alter noch nicht vornehmen kann". Sie sprechen hier für ihre Zunft, zu der auch Hertha Richter-Appelt gehört, die jüngst in einem Interview mit der taz, angesprochen auf ein transsexuelles Mädchen, äußerte, das Mädchen hätte "Probleme mit der Geschlechtsidentität im Kindes- und Jugendalter [...]"

Ein transsexuelles Mädchen ist ein Mädchen und eine transsexuelle Frau ist eine Frau. Ein transsexueller Junge ist ein Junge und ein transsexueller Mann ist ein Mann. Diese Anerkennung wird transsexuellen Menschen bis heute durch die Diagnose "Geschlechtsidentitätsstörung" (bzw. "gender dysphoria"), sowie durch die Behauptung, transsexuelle Menschen hätten ein Identitätsproblem, verweigert. Man zwingt ihnen unnötige Therapien auf, statt ihre Aussagen zu respektieren und ihr Geschlecht an zu erkennen. Letzt äußerte in einem Interview gegenüber ATME ein transsexuelles Mädchen: "Ich bin ein Mädchen und mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen."

"Die Würde des Menschen ist unantastbar", heißt es eigentlich im Grundgesetz, aber bei transsexuellen Menschen, insbesondere bei Kindern, darf man offiziell behaupten: "Nein, du bist kein Mädchen, du hast Probleme mit deiner Identität, du hast eine Geschlechtsidentitätsstörung/Gender dysphoria, du musst erst mal in Therapie."?
Wer von sich sagen kann: "Ich bin ein Mädchen" weiß offenbar sehr genau, wer er ist.

"Unsere genetischen Anlagen und die zahlreichen Faktoren, die unsere frühe Hirnentwicklung nachhaltig beeinflussen, erlegen uns viele »interne Beschränkungen« auf. Daher sind wir nicht frei, unsere Geschlechtsidentität, unsere sexuelle Orientierung, [...] zu verändern. Das ist kein neuer Gedanke, […] Zu diesem Schluss kam auch Charles Darwin (1809 -1882) in seiner Autobiographie. Er schrieb, „dass Erziehung und Umgebung nur eine geringe Wirkung auf den Geist eines jeden ausüben und dass die meisten unserer Eigenschaften angeboren sind“." (Dick Swaab, Professor a.D. für Neurobiologie an der Universität Amsterdam, ehem. Direktor des Niederländischen Instituts für Hirnforschung)

Die Unterstellung, transsexuelle Menschen (oder homosexuelle Kinder) hätten ein Identitätsproblem und die daraus resultierende Diagnose "Geschlechtsidentitätsstörung" bzw. "Gender Dysphoria", sind deshalb menschenverachtende, völlig die Realität verkennende Ansichten und Diagnosen, die im Jahre 2012, in welchem hinreichend die Angeborenheit von Transsexualität und Homosexualität als Tatsache gilt, nicht mehr existieren sollten (siehe dazu: Link). Auch in der Entschließung des Europäischen Parlaments vom 28.09.11 heißt es: "[...] verurteilt aufs Schärfste die Tatsache, dass [...] Transsexualität von manchen Staaten, auch in der EU, noch immer als psychische Krankheit angesehen [wird] [...], und fordert diese Staaten auf, dem ein Ende zu bereiten;" (siehe dazu auch: Link)

Wir fordern den völligen Bann dieser Diagnosen ("Geschlechtsidentitätsstörung" und "Gender Dysphoria") und die offizielle Anerkennung der Angeborenheit und Unveränderbarkeit von Transsexualität und Homosexualität und die Anerkennung transsexueller und homosexueller Kinder als existent. 

Wir sehen uns genötigt, da diese Anerkennung bis heute fehlt und auch die Politik keinerlei Schritte zur Akzeptanz der Würde transsexueller Menschen, und vor allem transsexueller Kinder, zu unternehmen scheint, erneut uns an die Politik zu wenden. (Am Ende des Dokuments sind weitere Dokumente und Links zu finden.)

 

Hier unser offener Brief:

Anfrage zu reparativen Therapien (Umpolungstherapien) an Kindern

Sehr geehrtes Mitglied des Deutschen Bundestages,

bereits 2009 hatten wir uns an die Politik gerichtet, mit der Bitte sich mit der menschenrechtswidrigen Diagnose "Geschlechtsidentitätsstörung" bzw. "Gender Dysphoria" und den daraus resultierenden Folgen wie z.B. ambulanten und stationären (meist) reparativen Therapien an transsexuellen Kindern (Umpolungstherapien) zu widmen. Passiert ist zwischenzeitlich relativ wenig. Die Therapien, die durch öffentliche Gelder finanziert werden und grossen Schaden an transsexuellen Kindern anrichten, gibt es immer noch.

Aus aktuellem Anlass möchten wir sie bitten, uns folgende Fragen zu beantworten:

1. Ist ihnen bekannt, dass es in Deutschland Umpolungstherapien an transsexuellen Kindern gibt, die das Ziel haben, transsexuelle Mädchen (die mit männlichen Körpermerkmalen geboren wurden) zu Jungen zu erziehen und transsexuelle Jungs zu Mädchen?

2. Ist ihnen bekannt, dass in Deutschland transsexuelle Mädchen als Jungs bezeichnet werden, die sich "wie Mädchen fühlen" und dieses Fühlen als "Geschlechts-identitätsstörung" angesehen wird? (Bei transsexuellen Jungs analog)

3. Welche Rolle spielen ihrer Ansicht nach sogenannte sexualwissenschaftlichen Institute in Berlin und Hamburg bei der Klassifizierung von transsexuellen Kindern als "geschlechtsidentitätsgestört" (Kindern, die angeblich Probleme mit ihrer Geschlechtsidentität hätten)?

4. Sind Ihnen Berichte von umgepolten Kindern bekannt, denen auf Grund dieser Therapien so grosser psychischer Schaden zugefügt wurde, dass diese Suizid begangen haben?

5. Kennen Sie den Bericht der Aktion Transsexualität und Menschenrecht e.V. zu reparativen Therapien, der bereits 2009 veröffentlicht wurde oder den ATME-Menschenrechtsbericht 2010 (in welchem diese Therapien gleichfalls kritisiert werden)? Falls ja, welche Schlüsse ziehen sie aus diesen?

6. Haben Sie die Aufforderung der Vereinten Nationen im Zusammenhang mit dem Follow-Up zu CEDAW (Dezember 2011) gelesen, in welchem die Bundesregierung aufgefordert wird, mit Organisationen wie ATME e.V. in Kontakt zu treten? Wenn ja, wann werden sie der Aufforderung nachkommen?

7. Welche Verantwortung sehen Sie und ihre Partei, den Missbrauch an transsexuellen Kindern, dessen Basis die Theorien rund um "Geschlechtsidentitätsstörungen" bzw. "Geschlechtsdisphorien" sind, zu beenden?

8. Wie setzen sie sich dafür ein, dass Menschenrechtsorganisationen wie ATME, die sich dafür engagieren, die Diagnose "Geschlechtsidentitätsstörung" bzw. "Gender Dysphoria" international als Menschenrechtsverletzung zu ächten und den Missbrauch an transsexuellen Kindern umgehend zu beenden (z.b durch Forderung nach Schliessung von Instituten und Kinder- und Jugendpsychiatrien, an denen Umpolungstherapien angeboten werden und durch öffentliche Gelder finanziert werden oder auch der kritischen Debatte um Begriffe wie "Geschlechtsidentitätsstörungen", "Gender Dysphoria", etc.) mit ihren Anliegen in der politischen Öffentlichkeit vertreten sind?

9. Ist Ihnen bewusst, dass die schnelle Änderung von Vornamen und Geschlechtseinträgen, die zur Zeit durch das deutsche Transsexuellengesetz verhindert werden, transsexuellen Kindern rechtlichen Schutz vor Umpolungstherapien bieten würde?

10. Welche Entschädigungen halten Sie für Opfer von Umpolungstherapien und ihren Familien für angemessen?

(Ende des Brief-Auszuges)


Übersicht der Politiker, die von uns den obigen Fragenkatalog erhalten haben:

Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Sibylle Laurischk, FDP, Vorsitzende
Christel Humme, SPD, Stellv. Vorsitzende
Dorothee Bär, CDU/CSU, Sprecherin des Ausschusses
Markus Grübel, Obmann CDU/CSU
Caren Marks, Obfrau SPD
Nicole Bracht-Bendt, Obfrau FDP
Jörn Wunderlich, Obmann DIE LINKE.
Katja Dörner, Obfrau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Kommission zur Wahrnehmung der Belange der Kinder
Nicole Bracht-Bendt, FDP, Vorsitzende
Eckhard Pols, CDU/CSU
Marlene Rupprecht (Tuchenbach), SPD
Diana Golze, DIE LINKE.
Beate Walter-Rosenheimer, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe

Tom Koenigs, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Vorsitzender
Michael Brand, CDU/CSU, Stellv. Vorsitzender
Ute Granold, Obfrau CDU/CSU
Christoph Strässer, Obmann SPD
Marina Schuster, Obfrau FDP
Annette Groth, Obfrau DIE LINKE.
Volker Beck (Köln), Obmann BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Innenausschuss
Wolfgang Bosbach, CDU/CSU, Vorsitzender
Frank Hofmann (Volkach), SPD, Stellv. Vorsitzender
Reinhard Grindel, CDU/CSU
Michael Hartmann (Wackernheim), SPD
Gisela Piltz, FDP
Ulla Jelpke, DIE LINKE.
Wolfgang Wieland, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Sonstige

Ingrid Hönlinger, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Dr. Barbara Höll, DIE LINKE.
Birgitt Bender, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Helmut Brandt, CDU/CSU
Gabriele Fograscher, SPD
Andrej Hunko, DIE LINKE.
Ute Kumpf, SPD
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, FDP
Dr. Stefan Kaufmann, CDU/CSU
Ute Vogt, SPD

Links
Die Berichte von ATME
Die Aufforderung des CEDAW-Komittees