Die taz schreibt und ATME schweigt. Eine Geschichte

Am 19.01.2012 erschien ein Artikel in der taz mit dem Titel: „Wer wollte das rosa Einhorn?“ von Heide Oestreich. Darin geht es um ein Mädchen, das Frau Oestereich Alexandra nennt, da sie zunächst die Identität schützen wollte.

Doch alle, die das 11jährige Mädchen kennen, erkannten natürlich sofort ihre Geschichte, die ein Teil eines seit 6 Jahre andauernden Krieges des Ex-Mannes/Vaters gegen die Familie ist. So etwas lässt sich nicht verheimlichen. Schon im Dezember kam eine Frau, die sich für die Rechte transsexueller Kinder stark macht (wir wissen nicht, ob wir den Namen nennen dürfen) auf ATME zu und erzählte uns von dem Fall des kleinen 11jährigen Mädchens, das der Mutter weggenommen werden sollte.

Folgender Artikel erschien daraufhin in der TAZ:

Transsexualität im Kindesalter - Wer wollte das rosa Einhorn?

Um Aussagen von "Behandlern" von transsexuellen Kindern, die versuchen durch stereotype Geschlechtsrollen-Zwangs-Therapien aus transsexuellen Mädchen Jungen bzw. aus transsexuellen Jungs Mädchen zu machen, besser einordnen zu können, hier noch ein paar Hintergrundinformationen dazu, wie Umpolungs-Therapien an transsexuellen Kindern bis heute legitimiert werden:

1. Es gibt transsexuelle Kinder. Dabei handelt es sich um Mädchen, die mit "männlichen" Geschlechtsmerkmalen geboren werden bzw. Jungs, die mit "weiblichen" Geschlechtsmerkmalen auf die Welt kommen.

2. Es gibt Menschen, die leugnen, dass es transsexuelle Kinder gibt. Sie nennen diese Kinder anstattdessen "geschlechtsidentitätsgestört". Ein transsexuelles Mädchen ist beispielsweise in Augen dieser Menschen ein "Junge mit Geschlechtsidentitätsstörung". Transsexualität, so behaupten diese Menschen, sei das Ergebnis dieser "Geschlechtsidentitätsstörung".

3. Der Begriff "Geschlechtsidentitätsstörung" ist eine Erfindung von Menschen, die leugnen, dass es transsexuelle Kinder gibt.

4. "Geschlechtsidentitätsstörung" heisst im englischen Original "gender identity disorder", eine Begriffsschöpfung die unter anderem auf John Money, einem Sexologen der 60er-Jahre zurückgeht, der auch den Begriff "gender identity" erfunden hat. John Money wurde auch dadurch berühmt, indem er Genitalverstümmelung an intersexuellen Menschen legitimierte.

5.Seit den 60er-Jahren wird "Transsexualität" basierend auf John Money als Wunsch verstanden, dem anderen "gender" angehören zu wollen.

6. "Gender" heisst auf deutsch: soziales Geschlecht, Geschlechtsrolle.

7. Die Sichtweise von Sexologen wie Beier (aber auch anderen) orientiert sich indirekt an den Theorien John Moneys. In Büchern (siehe: Sexualmedizin 2005, Elsevier) führt er auf, dass das Ziel einer Therapie sei, ein Kind mit "Geschlechtsidentitätsstörung" mit dem Geburtsgeschlecht zu versöhnen.

8. Unter "Geschlechtsidentitätsstörungen im Kindes- und Jugendalter" verstehen Sexologen eine Störung, die später - wenn sie nicht kuriert wird - zu Homosexualität oder zu Transsexualität führen kann. Damit leugnen Menschen, die an "gender identity disorders" glauben auch, dass es homosexuelle Kinder gibt.

9. Da es nach Beier (und aktuellen Klassifikationen z.B. dem ICD oder DSM)  keine homosexuellen und transsexuellen Kinder gibt, wird behauptet, seien Therapien an transsexuellen Kindern und homosexuellen Kindern auch keine Umpolungstherapien an transsexuellen und homosexuellen Kindern, sondern lediglich Therapien an Kindern mit "Geschlechtsidentitätsstörungen".

10. Ziel dieser Therapien ist es also, dass Kinder möglichst nicht transsexuell "werden", oder bestenfalls homosexuell "werden".

STOPP

Bei Transsexualität handelt sich nicht um den Wunsch, in einer anderen Geschlechtsrolle leben zu wollen, sondern lediglich um eine geschlechtliche Normvariante. Ein Mädchen, das äussert "Ich bin ein Mädchen", ist kein "Junge, der sich als Mädchen fühlt", sondern einfach nur das, was es äussert. Wir sollten lernen, Kindern zuzuhören.

Hier wäre ein Platz dafür: [         ]*

Wir sind jedes mal auf's neue geschockt, wie Menschen so taub und blind sein können, einen Satz, den ein Kind äussert nicht als wahr anerkennen zu können. Wir glauben, dass ein Mensch, der nicht zuhören kann, wenig in der Lage ist, mit Kindern umzugehen. Wir glauben, dass jemand, der mit Kindern nicht umgehen kann, kein Recht hat, über Kinder Entscheidungen treffen zu dürfen.

Sollte jemand ähnliche Erfahrungen gemacht haben, so meldet euch bitte. Wir behandeln alle Informationen streng vertraulich. Es ist wichtig aufzuzeigen, dass es sich hierbei um keinen Einzelfall handelt. ATME weist seit 2009 auf die menschenverachtenden Umpolungsversuche an transsexuellen Menschen hin. Doch bisher hat sich nichts getan. Wie viele solcher Schicksale soll es noch geben? Transsexuelle Kinder müssen ein normales Leben haben können. Die als „Therapien“ getarnten Misshandlungen an Kindern müssen untersucht werden.

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* Erklärung:

Einer der Gründe warum Menschenrechtsverletzungungen an transsexuellen Menschen möglich sind, ist Schweigen und wenn über transsexuelle Menschen gesprochen wird, anstatt transsexuelle Menschen selbst zu Wort kommen zu lassen. Daher setzen wir uns dafür ein, dass der Missbrauch, der meist hinter verschlossenen Türen stattfindet, öffentliches Thema wird um diesen zu beenden. Dies ist nur dann möglich, wenn ein transsexueller Mensch als Person ernstgenommen wird, er als das geachtet wird, was er ist und nicht von der Geschichte vergessen wird, sondern für sich selbst respektiert wird.