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Emanzipiert Euch!

Mal eine Vermutung: Es gibt eine Menge Lesben und Schwule, die Geschlecht an Genitalien festmachen und meinen, es ginge bei Transsexualität um eine Frage der Identität. Manche finden diese "Identität" dann toll - oder bewundern sie - andere bekämpfen diese "Identität" dann.

Was dann beide gemeinsam haben: Dass sie das Geschlecht transsexueller Menschen nicht anerkennen können, da sie Geschlecht anhand von Körperzuständen deuten und ihnen diese Deutung die Sicherheit für ihr eigenes geschlechtliches Selbstverständnis gibt. Identität ist ihre Variable, der Körper die Konstante.

Das erklärt auch, warum seit dem Zeitpunkt, an welchem sogenannte "Aktionspläne" in den einzelnen Bundesländern gestartet worden, sind, die lesbisch-schwule Vereine mit Geld und Aufmerksamkeit versorgt haben, zugleich auch die Umdeutung von Transsexualität zu einer Identitäts-Frage zugenommen hat.

Der Zeitpunkt war dann auch derjenige, an der andere Initiativen begannen, das Thema Identität zu promoten: Die AfD, christliche Rechtsextremisten von der "Demo für Alle", die identitäre Bewegung, usw. Ein Streit um Identität(en) begann. Nationalismus, Rassismus, Sexismus sind seit dieser Zeit genauso auf dem Vormarsch wie das Einteilen in geschlechtliche Identitäten.

Und nun, ein paar Jahre später beginnt dieser Identitäts-Wahn zu bröckeln.

Würde nun anerkannt werden, dass Körper nicht immer dem Geschlecht des Menschen entsprechen (müssen), also körperliche Ausprägungen gerne mal von der - auf Stereotypen basierenden - Deutung und Kategorisierung von Geschlecht abweichen können... würde also Transsexualität als existent anerkannt werden, dann wäre das toll.

Vermutlich wird es aber in Sachen Leugnung von Transsexualität erst einmal weiter gehen und Menschen, die mit Abweichungen des Körpers zu ihrem Geschlecht geboren werden als Sündenböcke für den Trubel hergenommen, den sie gar nicht ausgelöst haben. Das wird so lange der Fall sein, bis transsexuelle Menschen sich emanzipieren und aufhören damit, ihre Rolle als Projektionsfläche für überholte, stereotype Geschlechtervorstellungen einzunehmen. Dann nämlich, wenn Menschen mit Transsexualität nicht mehr die Perspektive der Deutenden einnehmen und glauben, sie müssten sich zu denen erklären, die irgendwelche Geschlechter wechseln, dann, wenn sie ihre eigenes Wissen über ihr Geschlecht als Wissen und damit ihr Geschlecht als Geschlecht begreifen, wird Änderung möglich sein.

In dieser Änderung der Perspektive steckt Verantwortung.

Wer sich ansieht, welche Opfer der Identitarismus hervorbringt - Hass, Hetze und Morde an den "Anderen" - wird vielleicht auch darauf kommen, welche Verantwortung es ist, sich selbst als eigenständiges Subjekt zu betrachten und den Status als Projektionsfläche zu verlassen.

Da dieser Kommentar mit Lesben und Schwulen begonnen hat: Auch ihr habt eine Verantwortung. Ihr könnt zum Beispiel zeigen, dass diejenigen unter Euch, die Geschlecht an Körpermerkmalen festmachen, und in Folge die Existenz transsexueller Menschen leugnen - und sie als Projektionsfläche für die eigenen psychischen Probleme missbrauchen - kein Teil einer bunten Community sein können.

Emanzipiert Euch!

Die kleine Welt der Emma

"Diese Frauen waren mal ein Mann" titelt die Emma am 27. Februar 2020, um zum nächsten Unsinn über Transsexualität auszuholen. Pardon. Sie meinen inhaltlich ja gar nicht Transsexualität. Denn, dass körperliche Merkmale vom Geschlecht abweichen können - was dann ein transsexueller Körper ist - das kommt in ihrer Welt nicht vor. 

Und so arbeitet sich das Blatt völlig unreflektiert an einem Thema ab, dass die Autorinnen offenbar weder verstanden haben, noch verstehen wollen. Wer als Projektionsfläche dafür hergenommen wird, sind Menschen mit Transsexualität. Diese Projektion ist Missbrauch, aber das nur nebenbei.

Es war und ist ein grosser Fehler Transsexualtiät und Transidentität zu vermischen und zu denken, es sei dasselbe. Solange Menschen meinen, dass Gender-Fragen mit körperlichen Massnahmen zu lösen sind, ist das eine Fehlannahme. Körperliche Fragen können durch körperliche Massnahmen gelöst werden.

Deswegen ist es so irre, dass Transsexualität von Leuten, die nur von "trans*" sprechen können und damit eine Geschlechtsidentität meinen, nicht als existent anerkannt wird. Auch Menschen, die das Wort "Transsexualität" verwenden, aber darunter in Wirklichkeit Transidentität verstehen, machen es nicht besser.

Eine menschenrechtliche medizinische Behandlung, hat mit Gender-Identität NICHTS zu tun, sondern konzentriert sich auf Leiden unter Körpermerkmalen. Es ist ziemlich fragwürdig, die Gabe von Hormonen oder Operationen von Gender-Identitätsfragen abhängig zu machen.

Wer Hormone benötigt, um sich besser zu fühlen, soll Hormone erhalten, wer Operationen benötigt, dem soll medizinisch geholfen werden. Im Mittelpunkt der Fragestellung muss dabei stehen, ob Menschen mit bestimmten Hormonen glücklicher sind als vorher (was ja feststellbar ist) oder ob Operationen Leiden unter einer bestimmten körperlichen Ausprägung beseitigen oder lindern können.

Dieser Ansatz einer Medizin ohne Gender-Deutung wird aber solange bekämpft werden, solange es Psychiater-Verbände und ihre Fans gibt, die allesamt Macht- und Geld-Interessen haben. Er wird auch deswegen bekämpft werden, weil es Leute gibt, die Geschlecht an Körperzuständen festmachen und ausgehend dieser Zustände dann sagen "Du bist A und Du bist B". Es gibt schlaue Menschen, die das "Genitalismus" nennen. Genitalismus meint dann den Zwang Menschen auf Grund körperlicher Merkmale einer Identität zuordnen zu müssen. "Geschlechter-Autoritarismus" würde auch ganz gut passen.

Pychiater-Gruppen und ihre Kollaborateure, LGBT-ohne-zweites-T-Verbände, rechtsradikale Parteien, Pseudo-Feministinnen (wie die der Genitalisten-Emma), etc. waren sich aber in den letzten Jahren einig, Transsexualität unsichtbar machen zu müssen. Und nachdem sie es geschafft haben, dass Menschen über Transsexualität gar nicht mehr sprechen können, ohne dass irgendwer das dann mit "Identität" und "Geschlechtsidentität" verknüpft, beklagen sie sich über das, was sie selbst mit erschaffen haben.

Im Ernst? Ihr habt doch einen Knall.

Der neue Emma-Artikel: Hier