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Reform des TSG wieder auf Eis gelegt

Schon wieder einmal ist die Reform des TSG auf Eis gelegt worden. Wegen der CDU, sagt die SPD. Das ist dann ähnlich überzeugend, wie der Satzteil "wegen Corona". Wer immer noch glaubt, dass politische Entscheidungen mehr sind, als eine Frage des Geldes, ist naiv.

Wir erleben das grundsätzlich pünktlich vor Wahlen, dass eine TSG-Reform wieder verschoben wird. Ach, wie Leid ihnen das ja auch tut, dass sie es schon wieder verschieben müssen. Es ist kaum anzunehmen, dass die Verweigerung die Grund- und Menschenrechte von transsexuellen Menschen anzuerkennen und eine freie Wahl der Geschlechtszugehörigkeit für alle Menschen (ohne Bedingung) zu ermöglichen, moralische Gründe hat.

In der Politik geht es nicht um Moral. Auch wenn Politiker gerne moralisieren. In den meisten Fällen, geht es in der Politik um Geld. Deswegen lohnt sich auch hier die Frage zu stellen, wer bei einer Gesetzesänderung und der rechtlichen Anerkennung der Existenz von Transsexualität, Geld verlieren würde.

Hätte jeder Menschen in Deutschland das Recht, seinen Geschlechtseintrag ohne Verknüpfung an Bedingungen (und damit meinen wir jede Einschränkung wie: Fristen, Alter, Identität, etc.) ändern zu lassen, ergäben sich daraus auch Änderungen in der medizinischen Diganostik. Die medizinischen Verfahren wären nicht mehr in der Hand der psychiatrischen Fachgesellschaften.

Genau deswegen kann es unserer Einschätzung nach nur einen Weg geben: jede politische Veränderung, um Menschen das Selbstbestimmungrecht über ihre Körper zu geben, kann nur durch durch eine konsequente Absage an die psychiatrischen Fachgesellschaften erfolgen, für das Leben transsexueller Menschen zuständig zu sein. Sie sind es, die Macht über unsere Körper ausüben und mit uns Geld verdienen, indem sie uns die Grund- und Menschenrechte verweigern.

Der Weg hin zur rechtlichen Gleichstellung beginnt mit einem konsequenten Bruch mit denen, die viel zu lange als Partner irgendwelcher Verhandlungen mit am Tisch gesessen haben. Das nennen wir Emanzipation.

Warum der vom ORF produzierte Tatort "Die Amme" nicht transphob ist

Ja, auch wir wurden angeschrieben. Wegen eines Tatorts, der am 28. März in der ARD ausgestrahlt worden ist. In diesem Tatort namens "Die Amme" ging es um einen Serienmörder mit multipler Persönlichkeitsspaltung, der als Frau verkleidet Morde an Prostituierten begeht. Und nein: Es ging in dem Film nicht um Transsexualität. Und deswegen schliessen wir uns dem Shitstorm, der nun gegen die Autoren des Films inzeniert werden soll, nicht an.

Kennt ihr noch Psycho? Den Filmklassiker von Alfred Hitchcock. Es handelt sich um ein Meisterwerk der Filmgeschichte. Kennt eigentlich jeder. Die berühmteste Szene des Filmes ist die Duschszene, bei der eine der Hauptfiguren durch den Vorhang hindurch erstochen wird. Und ja, auch da geht es um einen Täter, der sich als Frau verkleidet: Hier als seine eigene Mutter.

Gut, hier geht es um einen Tatort. Besonders spannend war er nicht. Solides Sonntagabend-Kino eben mit durchschnittlichem Unterhaltungspotential. Mann mit Perücke tötet Frauen. Und was passiert nun? Die üblichen Verdächtigen Trans*-Identitäts-Vereine (nicht zu Verwechseln mit Transsexualität) bekommen den Rappel und kotzen gegenüber der ARD und dem ORF ab. Und das nicht wegen der durchschnittlichen Qualtiät des Filmes, sondern weil sie sich als Trans*menschen angegriffen fühlen.

Was für ein Problem haben eigentlich Trans*-Identitäts-Klimbim-Vereine und Organisationen, die hinter jeder Strassenecke Transphobie vermuten? Und, was vielleicht die interessantere Frage ist: Worin fühlt ihr Euch eigentlich angegriffen, wenn ihr einen Mann in Frauenkleidern seht, der Prostituierte umbringt? Was seht ihr da? Was für ein Moment eurer Psyche wird da getroffen?

Nun kann man ja der Ansicht sein: Lass die Trans*identitären mal machen. Einfach ignorieren und gut ist. Nur: Das hilft kaum weiter. Und vorallem: es macht unsere Gesellschaft kaputt, wenn die Kunstfreiheit stirbt und die Zensur beim Drehbuchschreiben bereits im Kopf beginnt. Der Identitarismus tötet die Freiheit der Gesellschaft - und damit die Freiheit von uns allen. Und da so etwas nie und nimmer mit Menschenrechten zusammengeht, ist es wichtig, sich zu Wort zu melden.

Also ganz deutlich: Wir wollen keine hygienisch reinen Filme sehen, die erst von irgendwelchen Funktionären von Identitäts-Verbänden abgenickt worden sind, da es sich dabei dann nicht mehr um sehenswerte Filme handelt. Es gibt so etwas wie Kunstfreiheit. Und wenn Kunst uns etwas sagen soll, dann kann sie das nur, wenn ein Künstler das ausdrücken darf, was er ausdrücken will. Wenn das nicht mehr möglich ist, dann ist Kunst tot. Dann ist aber nebenbei auch vieles anderes tot. Zum Beispiel das Selbstbestimmungsrecht von Menschen. Denn erst stirbt die Freiheit über den Geist und danach die Freiheit über den Körper.

Dazu sagen wir: Nein. Die Aktion Transsexualität und Menschenrecht e.V. ist ein Menschenrechtsverein. Identitaristen stehen nicht auf unserer Seite.

Zum Tatort: Die Amme