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Leni Breymeier, die SPD und fehlende Menschenrechte

Am 25. Mai veröffentlicht Leni Breymeier, Bundestagsabgeordnete der SPD und Mitglied des SPD-Vorstands einen Text auf sozialen Medien. In diesem Text spricht sich gegen das Selbstbestimmungsrecht von Kindern über ihren Körper aus. Sie verweist dabei auf ihre guten Kontakte zu ihren lesbischen "Freundinnen".

Hier ein Versuch, darauf eine Antwort zu finden. Die entspricht nicht von ungefähr, der Kritik, die wir seit unserer Gründung haben: Es werden Menschenrechte mit Füssen getreten, weil Menschen in Identitäten aufgeteilt werden.

Leni Breymeier macht das folgendermassen:

  • Sie spricht von "intergeschlechtlichen Menschen" bei denen es wichtig war, Operationen im Kindesalter gesetzlich verboten zu haben.
  • Sie spricht sich gegen ein Selbstbestimmungsgesetzt aus, welches das TSG abschaffen soll und begründet das mit der rhetorischen Frage, warum das "gefühlte Geschlecht" juristisch wichtiger sein soll als das "biologische Geschlecht".
  • Sie spricht von ihren Kontakten zu ihren lesbischen Freundinnen und dass Hormonbehandlungen massive Eingriffe in den Körper seien.

Die Identitäten, in denen Breymeier denkt, heissen: Lesben, Inter*, Trans*.

Menschen in Identitäten aufzuteilen, um über die Menschen herrschen zu können, entspringt einem menschenverachtenden Weltbild. Identitarismus ist ein Baustein des Faschismus. Wir haben das desöfteren erläutert, wie wir das herleiten.

In kurz vielleicht so viel: Menschen sind in der Realität alle unterschiedlich. Es gibt keine Körpermerkmale, die eindeutig der Gender-Kategorie "Frau" oder "Mann" entsprechen. Menschen sind alle Individuen. Jeder Mensch ist etwas besonderes. Jede Idee, Menschen in Gruppen einzuteilen, die dann a) voneinander klar zu unterscheiden sind und b) innerhalb jeder Gruppe total gleich sind ist der Ursprung von Rassismus, Sexismus und jeder weiteren Form der Aufteilung der Welt. Identitarismus ist deswegen ein wesentlicher Baustein des Faschismus, weil er der faschistischen Weltsicht entspricht: Sich selbst für etwas Besseres zu halten, alle anderen Menschen unter einem in Gruppen aufzuteilen und den einen mehr Rechte zu geben, als den anderen Menschen. Und diejenigen, die zu den "Anderen" erklärt werden, dürfen dann im Identitarismus ausgegrenzt und verfolgt werden.

Identitarismus wird, anders als man erst denken könnte, meistens auch aus biologistischen Vorannahmen abgeleitet. Der Identitarismus nutzt die Idee von "Identäten" dann doch ausgehend körperlicher Vorannahmen wie Haut"farben", Zustand von Sexualorganen, etc. und behauptet ausgehend dieser körperlichen Vorannahmen eine dementsprechende geschlossene Identität für jede identitäre Gruppe.

Das Gegenteil von Identitarismus ist Universalismus. Universalismus meint, anzuerkennen, dass alle Menschen von Geburt an die gleichen Rechte haben und keinem einzelnen Menschen, diese Menschenrechte verwehrt werden können. Die Aktion Transsexualität und Menschenrecht e.V. ist ein Zusammenschluss universalistisch denkender Menschen. Deswegen tragen wir nur die Vorhaben mit, in denen Menschen nicht in Gruppen eingeteilt werden, sondern etwas für ALLE und jeden EINZELNEN gedacht ist.

Zurück zu Leni Breymeier:

Sie fragt:

"Warum soll ein Gesetz, das sich alleine auf Transsexuelle bezieht, alle Nicht-Transsexuellen einbeziehen?  Warum soll das gefühlte Geschlecht juristisch über dem biologischen Geschlecht stehen? Warum soll ich nicht mehr schwangere Frauen sagen, sondern schwangere Menschen? Warum soll der internationale Frauentag durch einen feministische Kampftag ersetzt werden? Warum soll künftig schon vierzehnjährigen Jugendlichen Operationen nahe gelegt werden können, die irreversibel sind?"

Dazu im Einzelnen:

Menschenrechte beziehen sich immer auf alle Menschen und nie auf Einzelne. Die Ungleichbehandlung von Menschen (auch die Abwertung von Kindern gehört dazu) führt regelmässig zu konkreten Menschenrechtsverletzungen. Insbesondere dann, wenn die Ungleichbehandlung aus körperlichen Merkmalen abgeleitet wird. Zur Erinnerung: Dieser Gedanke war einmal der Gedanke des Feminismus.

Es wird Zeit den Identitarismus zu beenden! Zurück zu den Menschenrechten! Nie wieder Faschismus!

Link zum Breymeier-Text:

https://www.facebook.com/BreymaierLeni/posts/1851889568306057

Buchtipp: Die Öffentlichkeit und ihre Feinde

Anstatt Menschen mit Transsexualität als gleichwertige Menschen anzuerkennen, sind die Ungleichbehandlungen in den letzten Jahren auch auf andere Menschen ausgedehnt worden. Und nun sind Menschen dran, die sich keine experimentellen Impfstoffe spritzen lassen wollen, von denen noch nicht sicher ist, welche mittel- bis langfristigen Gesundheitsgefahren von ihnen ausgeht.

Diese Entwicklungen hängen zusammen. In einer konzern-kapitalistischen Gesellschaft, in denen nur noch wenige globale Player den Regierungen der Welt ihre Agenden aufdrücken kann, werden gesellschafts-spaltende Entwicklungen begrüsst, da sie das Werkzeug sind, um Profite zu generieren.

Die Verlagerung weg von universellen Menschenrechten hin zur Zuweisung zu bestimmten Menschengruppen ist ein Baustein identitärer Biopolitik der Konzerne. Ein lesenswertes Buch dazu hat Bernd Stegemann geschrieben. Es heisst "Die Öffentlichkeit und ihre Feinde".

Wir erkennen in dem Buch auch vieles wieder, was mit Transsexualität und Intersexualität geschehen ist: Die Unsichtbarmachung eines Themas, indem es zur Frage der Identität umdefiniert worden ist, um nicht mehr über körperliche Variationen sprechen zu müssen. Die Trennung der Identitäten hat hier gleich zweierlei Folgen gehabt: Die Entmündigung der Individuen und die Beraubung ihrer Menschenrechte.

Interessant ist, dass die Menschen, die Identitarismus - also das Abschaffen der Menschenrechte - befürworten, ihre Haltung nicht nur bei Transsexualität zeigen, sondern die Themen austauschbar sind. Diese Zusammenhänge zu erkennen ist wichtig, um zu begreifen: Transsexuelle Menschen sind nicht das Problem.

https://www.klett-cotta.de/buch/Gesellschaft_/_Politik/Die_Oeffentlichkeit_und_ihre_Feinde/137139