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Warum rechte Ideen den Zeitgeist dominieren

Die Gesellschaft entwickelt sich seit den 70er-Jahren nach rechts. Ein Mitgrund sind rechte identitäre Ausprägungen der sogenannten Bürgerrechtsbewegungen. Beispiel: Während Feministinnen in den 50er- und 60er-Jahren noch darauf bestanden, das Kastensystem der Geschlechterrollen zu beseitigen, konnten sich seit Mitte der 70er-Jahre rechte feministische Strömungen ausbreiten, welche - ähnlich wie bereits die NPD bzw. deren geistige Vorgängerpartei, die zuvor Deutschland regiert hatte - die Trennung der Geschlechter propagierten.

Teile dieser rechten Bewegungen findet man teilweise auch in der Lesben-Schwulen-Bewegung wieder, bei denen, welche eine klare geschlechtliche Trennung bevorzugen. Auch dies gab es bereits in den frühen 30er-Jahren. Aktivisten der Mann-männlichen Liebe waren der nationalsozialistischen Bewegung z.B. nicht abgeneigt.

Heute dominieren diejenigen, die Identitäten trennen wollen, den Diskurs. Vor ein paar Jahren formulierte die identitäre Bewegung den sogenannten "Ethnopluralismus", der als "jeder Ethnie seinen eigenen Lebensraum" verstanden werden kann. Im Bereich Geschlecht wird daraus dann die Idee: "jedem Geschlecht seinen eigenen Lebensraum". Die Trennerei zwischen den Geschlechtern dominiert mittlerweile den sogenannten Radikalfeminismus, der im Grunde genommen radikal identitär und deren Ähnlichkeit zu anderen rechten Bewegungen der Geschichte nicht unähnlich ist.

Interessant ist auch, dass die identitären Bewegungen ihre "Identität" zugleich aus angeblich biologischen Tatsachen ableitet, die in Wirklichkeit in der exklusiven Form, wie sie behauptet werden, gar nicht existent sind. Weder existieren voneinander streng abgrenzbare Ethnien, noch ist das biologische Geschlecht ein Abbild von Ken-/Barbie-Weltanschauungen oder Adam-/Eva-Vorstellungen. Die Übergänge sind in Realität fliessend und die Quadratierung der Realität daher ein Merkmal aller rechten Bewegungen, die sich seit den 70er-Jahren ausgebreitet haben.

Eine Reflexion über die deutsche Geschichte, Teil 2

Warum Menschen, die Geschlecht in zwei feste Kategorien einteilen, der Gedankenwelt des Nationalsozialismus nahe stehen. Eine Reflexion über die deutsche Geschichte.

Teil 2: Ein Auseinandersetzung in einem Buch der Landeszentrale für politische Bildung Hessen, 1994

Annette Kuhn
Die Täterschaft deutscher Frauen im NS-System - Traditionen, Dimensionen, Wandlungen
Landeszentrale für politische Bildung Hessen, 1994

Der Feminismus hatte 1933 als geistiges, moralisches und gesellschaftspolitisches Bollwerk gegen den Nationalsozialismus vollkommen versagt. Mehr noch. Er bildete die entscheidende ideologische Basis für die Widerstandslosigkeit der weiblichen Bevölkerungsmehrheit 1933 und für die weibliche Täterschaft vor und nach 1933. Das neue Regime konnte sich der Huldigung von Seiten der alten Frauenverbände kaum erwehren. In ihrer öffentlichen Erklärung vom 20. April 1933 erklärte die Vorsitzende des Bonner Lehrerinnenvereins und des Deutschen Philologinnenverbandes, Studienrätin Cornelie Loerbroks - um nur ein Beispiel herauszugreifen - es sei "eine heilige Pflicht" der Lehrerinnenschaft, an der Erhaltung und Stärkung der deutschen Volksgemeinschaft und am Aufbau des Volksstaates mitzuwirken.
(Seite 05)

Als Hitler auf dem Parteitag von Nürnberg 1934 die Mittäterschaft der deutschen Frau an dem großen Werk der "völkischen Erneuerung" feierlich inszenierte, knüpfte er an die Tradition der deutschen Frauenbewegung und an die Geschlechterideologie der geschlechtsspezifisch getrennten Welt des Mannes und der Frau an. "Was der Mann bringt im Ringen seines Volkes, bringt die Frau an Opfern im Ringen um die Erhaltung dieses Volkes." Mit diesen Worten appellierte Hitler an die totale Opferbereitschaft "seiner" Frauenbewegung. Er hatte die Notwendigkeit der totalen Gleichschaltung auch der deutschen Frauen erkannt.
(Seite 08)

Damit unterschied sich die NS-Täterschaft von Frauen grundlegend von der "organisierten Mütterlichkeit" im "Staatsfeminismus" (Irene Stoehr) des deutschen Kaiserreichs. Die NS-Volksmütter verfügten über keinen privaten Raum, über kein "Ich", weder real noch symbolisch. Ihr Körper gehörte dem NS-Volkskörper. NS-Rassenpolitiker, wie Walter Groß, hatten diese neue Dimension des "Frauenopfers", das ebenso antinatalistisch wie geburtenfreundlich orientiert war, öffentlich propagiert: "Du bist ein Glied in der Kette des Lebens, ein Tröpfchen im großen Blutstrom deines Volkes."
(Seite 09)