In Frankreich ist Transsexualität keine psychische Störung mehr

Transsexualität gilt in Frankreich nicht mehr als psychische Störung. Zum internationalen Tag gegen Homophobie an diesem Sonntag wollte die Gesundheitsministerin Frankreichs, Roselyne Bachelot, „ein starkes Signal“ setzen – und das ist ihr auch gelungen.  

Dass dieses „starke Signal“ für Menschenrechte der Gesundheitsministerin Frankreichs gerade am 17. Mai, am internationalen Tag gegen Homophobie, gesetzt wurde, hat einen guten Grund. Vor neunzehn Jahren, am 17.5.1990, beschloss die Vollversammlung der WHO, der Weltgesundheitsorganisation, Homosexualität von der Liste psychischer Krankheiten zu streichen. Seit dem wird der 17. Mai als Internationaler Tag gegen Homophobie begangen. Und nun auch – mit guter Berechtigung – als internationaler Tag gegen Transphobie? Obwohl Transsexualismus im ICD, der internationalen Klassifikation der Krankheiten, als psychische Störung geführt wird, wurden die Mitarbeiter des Gesundheitswesens aufgefordert, dies nicht mehr zu beachten. Transsexuelle Menschen sollen nicht mehr meschenrechtswidrig und gegen jede wissenschaftliche Erkenntnis als „psychisch krank“ stigmatisiert werden.

Folgerichtig gibt es auch einen Aufruf an die WHO, die Weltgesundheitsorganisation, die den ICD herausgibt, transsexuelle Menschen nicht mehr als psychisch gestört zu betrachten. Die letzte Änderung des ICD liegt siebzehn Jahre zurück. Im Frühjahr 2007 wurde mit der Überarbeitung der aktuellen Fassung des ICD begonnen.

Das Gesundheitsministerium versicherte übrigens transsexuellen Menschen, dass diese Entscheidung keinen negativen Einfluss auf die medizinischen und psychologischen Maßnahmen habe und diese weiterhin – wie bislang – übernommen werden würden. Bereits 2007 gab es Proteste und Demonstrationen transsexueller Menschen in Frankreich, die forderten, endlich die diskriminierende Diagnose „Geschlechtsidentitätsstörung“ ab zu schaffen.  Der Einsatz zeigte Erfolg. Bereits im Dezember 2008 war Frankreich eine der maßgeblichen Nationen, die eine Resolution der Vereinten Nationen gegen Homophobie und Transphobie erreichen wollten.

Hoffentlich ist dieses Signal Frankreichs für die Menschenrechte, ein Signal, das auch in anderen Ländern gehört wird. Paris ist der Geburtsort der Freiheitsstatue, vielleicht auch der Geburtsort der Menschenrechte transsexueller Menschen?