Abgrenzung zu Gender-Dysphorikern

Aktuell versucht die Sexologie ihren Machtanspruch in Sachen geschlechtlicher Deutung auszuweiten bzw. abzusichern***. Unter dem Namen "Gender Dysphorie" soll in Zukunft noch deutlicher die biologische Vielfalt von Geschlecht per Definition eingeschränkt werden und Menschen, als "gender dysphorisch" bezeichnet werden, die aus Sicht der Sexologie ein subjektives geschlechtliches Empfinden besässen, wenn sie durch ihr eigenes Leben merken, dass die Vorstellung des "biologischen Geschlechts" in unserer Gesellschaft nicht ausreicht, um Vielfalt zu beschreiben. Die Aktion Transsexualität und Menschenrecht e.V. lehnt diese Geschlechternormierung aus menschenrechtlicher Sicht ab. Wer hier kein deutliches "Nein" zu diesen Plänen aussendet sind Organisationen wie TGEU, TriQ und Personen mit den Namen Arn Sauer, Jannik Franzen, Annette-Kathrin Güldenring, Mari Günther, Christian Schenk und weitere (in der Schweiz u.a. Alecs Recher vom Transgender Network Sitzerland).

Wir möchten deutlich darauf hinweisen, das wir es als besorgniserregend ansehen, wenn sogenannte Trans*-Organisationen an der Neu-Psychopathologisierung und Geschlechtsdeutung in der Medizin beteiligt sind.

Die Aktion Transsexualität und Menschenrecht verweigert sich, in den Kanon der "Gender Dysphorie"-Befürworter einzustimmen und wehrt sich gegen den Anschein, der suggeriert wird, als ob alle relevanten Organisationen gut heissen würden, was zur Zeit in der deutschen und internationalen Sexologie geplant wird. Wir möchten uns in aller Deutlichkeit von sogenannten Trans*-Verbänden distanzieren, welche aus unserer Sicht die geschlechtliche Unterwerfung so verinnerlicht haben müssen, so dass sie sich nicht im Stande sehen, eine deutliche Abkehr von geschlechlicher Deutung und Fremdbestimmung durch Medzin und Psychologie zu formulieren. Lange Zeit dachten wir, dass die Vereine und Organisationen in Deutschland die gleichen Ziele haben, müssen aber feststellen, das wir immer wieder von der Realität enttäuscht werden.

Immer wieder tauchen dieselben Namen in psychopathologisierenden Zusammenhängen auf und fehlen dafür an der Stelle, an der es darum geht, sich von diesen übergriffigen Haltungen, die hier formuliert werden, zu distanzieren!

Wer so tut, als sei er gegen die Pathologisierung von Geschlecht, Betroffenen erzählt, wie sehr es ihm um gleiche Rechte bestellt ist, aber gleichzeitig immer wieder in Kontexten auftaucht, in denen an der neuen Pathologisierung gearbeitet wird, hat nicht dassselbe Ziel wie wir. Die Aktion Transsexualität und Menschenrecht e.V. spricht sich für die Anerkennung des Wahrheitsgehaltes geschlechtlicher Coming Outs aus und lehnt die Versuche der deutschen und internationalen Sexologie ab, medizinische Fremdbestimmung durch Konzepte wie die einer angeblichen "Gender Dysphorie" bzw. "Gender Incongruence" auszubauen und geschlechtlichen Machtmissbrauch dadurch zu stärken. Medizin hat die Aufgabe Menschen zu helfen und nicht Geschlecht zu deuten! Wer meint, er könne alle Menschen, die nicht in seiner eingeschränkten Vorstellung von dem, was er dann als "biologisches Geschlecht" fehlinterpretiert, passen, als Menschen fremddefinieren, die nur ein subjektives Identitäts-Empfinden besässen, hat damit die Verfügbarmachung von Geschlecht im Sinn.

Was ist der Grund für unseren Text:

1. Texte, die verdeutlichen, was sich die Sexologie unter "Gender Dysphorie" vorstellt.

Gender Dysphorie stellt sich als ewas dar, was als "geschlechtliches Erleben" bezeichnet wird und damit von dem angeblich echten, biologischen Geschlecht abzugrenzen sei. (Quellen u.a.: Transgender, Transsexualität und Geschlechtsdysphorie: Aktuelle Entwicklungen in Diagnostik und Therapie. Timo O. Nieder, Peer Briken, Hertha Richter-Appelt)

2. Ein Text zur Leitlinienerstellung von Timo O. Nieder

"Die Leitlinienkoordination erstellte daher auf Grundlage der Angaben von Franzen und Sauer (2010) eine Liste der bekannten Trans*- Selbsthilfegruppen und versuchte mit Hilfe des Schneeballverfahrens8, eine möglichst erschöpfende Stichprobe aller Selbsthilfegruppen zum Thema im deutschsprachigen Raum zu erfassen"
(Aus: Leitlinie zur Diagnostik, Beratung und Behandlung bei Geschlechtsdysphorie Stand der aktuellen Entwicklungen Timo O. Nieder und Bernhard Strauß)

3. Eine Liste mit Menschen, unter denen sich viele Psychopathologisierer befinden

Annette-Kathrin Güldenring, Mari Günther und Christian Schenk werden auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung als Beteiligte des Prozesses der Leitlinienerstellung genannt, obwohl da auch Menschen aufgelistet sind, welche sich eher durch geschlechtliche Fremdbestimmung auszeichnen

4. Eine veröffentlichte Position von Transgender Europe (TGEU), in der folgendes gefordert wird:

"Suggests to create a new stand alone chapter labeled gender incongruence that contains one diagnosis 'Gender Incongruence in Adolescence and Adulthood'"
(Quelle: TGEU’s Position on the revision of the ICD)

5. Ein Papier, das vom Transgender Network Switzerland promoted wird

Alecs Recher ist Mitbegründer des Transgender Network Switzerland und gehört zum Steering Commitee von TGEU.  Dieses Transgender-Netzwerk hat am 8. Mai 2014 ganz stolz auf die Fortschritte in Sachen "Gender Dysphorie" verwiesen. Es wurde ein Text veröffentlicht der folgende Zitate beinhaltet:

"Als psychologisch-biographisches Phänomen ist jede Geschlechtsidentitätsvariante im subjektiven Erleben verankert."
"Erleben der TransPersonen"
"Ebenso gelten diese Empfehlungen für Menschen mit intersexuellen Merkmalen, die zusätzlich eine GD aufweisen."
"In der Regel bedarf es grosser Überwindung, bis jemand über sein Unbehagen mit dem eigenen Geburtsgeschlecht erzählt."
"Die Diagnose einer GD kann als hinreichend gesichert gelten, wenn die untersuchende Fachperson zu der begründeten Auffassung gelangt, dass die DSM-5-Kriterien erreicht sind (Abb. 1 )."
"Eine sorgfältige, am Prozess orientierte und differenzierte Diagnostik ist nötig, um gut begründete Empfehlungen zu den medizinischen geschlechtsangleichenden Massnahmen abzugeben, [...] Die Diagnostik liefert die Basis für die Einschätzung, ob die TransPerson ausreichend psychisch und sozial stabil ist für eine Transition."
"Damit ist der letzte Schritt getan, so dass eine Überweisung zu anderen Fachkolleg_innen stattfinden kann."

Die Aktion Transsexualität und Menschenrecht e.V. distanziert sich von den Entwicklungen, da geschlechtliche Deutung, die Fehlinterpretation von Coming Outs als subjektives Empfinden (anstatt als Teil der geschlechtlichen Wahrheit) und Verfügbarmachung von Geschlecht einerseits damit ausgebaut, andererseits aber die medizinische Versorgung von Menschen, die von geschlechtlichen Normen abweichen nicht verbessert wird.

Wir distanzieren uns in aller Deutlichkeit von Organisationen und Personen, die in Kauf nehmen, dass Geschlecht in unecht/echt, in trans*/cis, in subjektiv/objektiv, in gefühlt/biologisch oder in widernatürlich/natürlich aufgeteilt wird und zu keinem deutlichen "Nein" zur Neu-Psychopathologiserung im Stande sind. Dazu gehören aus unserer Sicht vor allem die oben genannten Gruppen und Einzelpersonen.

---

*** Grund ist die geplante Neufassung des ICD (dem Klassifikationssystem der WHO)