Leitfaden für Medien

Dies ist ein Leitfaden für Presse, Funk und Fernsehen.

Was ist Transsexualität?

Transsexualität ist eine natürliche geschlechtliche Variation. Es ist bewiesen, dass das biologische Geschlecht eines Menschen nicht ausschliesslich an den Genitalien abgelesen werden kann. So ist es dem aktuellen Wissensstand nach wahrscheinlich, dass es Menschen gibt, die zwar mit Penis und Hoden geboren werden, aber in Wirklichkeit Mädchen sind, oder dass auch Jungs existieren, die mit Vagina und Gebärmutter geboren werden. Auf Grund der Zuordnung bei der Geburt werden diese Kinder dem falschen Geschlecht zugeordnet, wissen aber später, dass diese Zuordnung falsch war und äussern dies meist.

Das Wort "Transsexualität" wurde erstmals vom Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld im Jahr 1923 (im "Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen") verwendet und meint "Entgegengeschlechtlichkeit" und nicht etwa "Geschlechtsumwandlung", wie irrtümlicherweise oft behauptet. Damit sah Hirschfeld transsexuelle Menschen als geschlechtliche Variation an, die per se existiert.
 

Was sind "Geschlechtsumwandlungen"?

Genauso wie es keine "Geschlechtsidentitätsstörungen" gibt, so gibt es auch keine "Geschlechtsumwandlungen". Da aber viele geschlechtliche Merkmale bei jedem Menschen zwittrig angelegt sind (bis zur 7. Schwangerschaftswoche), können diese Merkmale nahezu so verändert werden, dass sie nach Anpassung dann dem eigentliche Geschlecht eines transsexuellen Menschen entsprechen. Da das Geschlecht eines Menschen aus vielen Merkmalen besteht, kann auch nicht ein Merkmal herausgegriffen werden, um von einer "Geschlechtsumwandlung" zu sprechen. Das eigentliche Geschlecht eines transsexuellen Menschen ändert sich nicht. So bleibt eine transsexuelle Frau, die mit Penis und Hoden geboren wurde, beispielsweise auch nach einer genitalen Operation eine Frau. Mit einer genitalen Operation ändert sich das Geschlecht eines Menschen nicht - deswegen kann man auch durch genitale Operationen das Geschlecht eines Menschen nicht "von aussen zuweisen".
 

Wie erkennt man Transsexualität?

Transsexualität kann man nicht diagnostizieren. Ob ein Mensch transsexuell ist, oder nicht, kann nur der jeweilige Mensch selbst wissen.
 

Was ist "Geschlechtsidentität"?

Eine "Geschlechtsidentität", englisch "gender identity", im eigentlichen Sinne gibt es nicht bzw. Beschreibt lediglich den Glauben an Geschlechtsrollenstereotype. Der Begriff wurde 1966 von John Money, einem Sexologen an der Johns-Hopkins-Universität (Balimore, USA) eingeführt, um damit u.a. die Phänomene geschlechtlicher Abweichungen besser erklären zu können. So ging er davon aus, dass beispielsweise transsexuelle Menschen sich - auf Grund einer "gender identity disorder" mit der entgegengesetzten "Geschlechtsrolle" (gender role) identifizieren. Er nahm dabei an, dass es etwas wie eine "typische" und "atypische Geschlechtsidentität" gibt. Da die Unterscheidung zwischen einer typischen und atypischen Geschlechtsrolle aber lediglich auf Stereotypen basiert und nicht berücksichtigt, dass in Wirklichkeit alle Menschen von diesen (gesellschaftlich gemachten) Stereotypen abweichen, darf dieser Erklärungsversuch von Transsexualität heute als gescheitert gelten.

Was sind "Geschlechtsidentitätsstörungen"?

"Geschlechtsidentitätsstörungen" gibt es nicht. Zwar gibt es Bücher, in denen von "gender identity disorders" die Rede ist, wie z.B. den DSM, das Manual der psychischen Störungen - die Existenz von Geschlechtsidentitätsstörungen ist aber nicht wissenschaftlich bewiesen. Ähnlich wie einst Homosexualität als psychische Störung ("sexuelle Orientierungsstörung") angesehen wurde, dient der Begriff "Geschlechtsidentitätsstörung" lediglich dazu, transsexuelle Menschen als "psychisch gestört" zu erachten, obwohl sie es in Wirklichkeit nicht sind. Grundlage für die Idee der "Geschlechtsidentitätsstörungen" ist ein Weltbild, in dem davon ausgegangen wird, dass es so etwas gibt, wie ein angeborenes, dem angeblich "biologischen Geschlecht" innewohnenden und damit geschlechtstypisches Geschlechtsrollenverhalten. Geschlechtsuntypisches Verhalten sei an der Wahl der Kleidung, der Wahl des Spielzeugs oder der Wahl der Spielkameraden abzulesen. Kinder die sich "geschlechtsatypisch" verhalten, seien dieser Ideologie nach "geschlechtsidentitätsgestört" und würden später "homosexuell" oder "transsexuell" werden. Diese geschlechtsstereotypen Vorstellungen werden mittlerweile von vielen Menschenrechtsorganisationen kritisiert.

Was ist "Gender Disphorie"?

Der Begriff "gender dysphoria syndrome" wurde Anfang der 70er Jahre von Norman M. Fisk, einem US-amerikanischen Mediziner in den medizinischen Diskurs eingeführt. Fisk verstand transsexuelle Menschen als nicht-existent, sondern verstand ihre geschlechtlichen Selbstäusserungen (beispielsweise die Äusserung "ich bin eine Frau" von einer transsexuellen Frau) als Wunsch, eine andere geschlechtliche Rolle wahrzunehmen. Dieser Wunsch, so Fisk, drücke sich beispielsweise durch Kleidungsvorlieben und Verhalten aus. Zu den Menschen mit "gender dysphoria" zählte Fisk nicht nur transsexuelle Menschen, sondern auch effeminierte (also sich "weiblich" verhaltende) Homosexuelle, aber auch Transvestiten.

Transsexualität hat mit "Gender Disphorie" nichts zu tun. Transsexualität ist eine in der Natur vorkommende geschlechtliche Abweichung und wäre selbst ohne "Identität" vorhanden. Die Vermischung und Verwechselung des Begriffes "gender identity" (Geschlechtsidentität), den John Money eingeführt hatte, mit einer Selbstaussage eines Menschen über sein eigentliches Selbst führt bis heute zu massiven Menschenrechtsverletzungen an Menschen, die von geschlechtlichen Abweichungen betroffen sind. Der Begriff "Gender Disphorie", unter dessen Etikett transsexuelle Menschen bis heute als nicht-existent erachtet werden, ist Teil und Basis dieser Menschenrechtsverletzungen.

Der Begriff wird in jüngster Zeit als Werbemassnahme einer psychopathologisierenden Sexologie verwendet, um von den Menschenrechtsverletzungen an Menschen mit geschlechtlichen Abweichungen wie transsexuellen Menschen abzulenken. Da die Sexologie Pläne hat, den Bereich des DSM, dem Buch der psychischen Störungen, in welchem es um geschlechtliche Besonderheiten geht, wieder zu erweitern (Homosexualität wurde in den 70er-Jahren ursprünglich aus diesem Buch gestrichen) ist diese Werbemassnahme, die der Erweiterung der Psychopathologisierung dient, als transsexuellenfeindlich und homophob anzusehen.

Was ist ein "psychisches Geschlecht"?

Die Formulierung "psychisches Geschlecht" stammt aus der Psychologie und dient Menschen, die geschlechtliche Abweichungen wie Transsexualität als nicht-existent erachten, bis heute als Legitimation der geschlechtlichen Fremdbestimmung. "Psychisches Geschlecht" ist im Zusammenhang mit dem psychopathologisierenden Begriff "Gender Dysphorie" zu sehen, der ähnlich gemeint ist. So behaupten heteronormative Sexologen bis heute, ein transsexueller Mensch sei "biologisch eindeutig" und "fühle sich wie" das eine oder andere (oder ein drittes) Geschlecht. Dieses Gefühl beschreiben diese Personen als "psychisches Geschlecht" um transsexuelle Menschen als nicht-existent zu definieren.

Richtig ist, dass Transsexualität eine in der Natur vorkommende geschlechtliche Abweichung darstellt und mit so etwas wie einem "psychischen Geschlecht" wenig zu tun hat. Zwar spielt die Psyche eine Rolle beim Coming Out eines transsexuellen Menschen - dieses Sich-Selbst-Erkennen bzw. dieser Entfaltungsprozess ist aber vielmehr das Entdecken eines geschlechtlichen IST-Zustandes, der vorher bereits vorhanden war und den sich ein transsexueller Mensch während des Coming-Outes eingesteht.

Ist Transsexualität eine Frage der Identität?

Transsexualität ist primär keine Frage der "Identität", sondern eine geschlechtliche Variation. Ein transsexueller Mensch kann sich seiner "Entgegengeschlechtlichkeit" (Übersetzung des Wortes "Transsexualität") bewusst sein, oder nicht. Während des Coming-Outes wird sich ein transsexueller Mensch über sich Selbst bewusst.


Ist der Begriff "Transgender" nicht ein Oberbegriff der auch transsexuelle Menschen beinhaltet?

Nein. Der Begriff "Transgender" wurde in den 70er-Jahren von einem Vollzeit-Transvestiten eingeführt, um sich vor transsexuellen Menschen abgrenzen zu können. "Trangender" bezieht sich auf die geschlechtliche Rolle, die ein Mensch wahrnimmt. So definieren sich "Transgender-Personen" vorwiegend über das soziale Geschlecht und den geschlechtlichen Ausdruck. Viele transsexuelle (also entgegengeschlechtliche) Menschen legen dagegen keinen Wert darauf, eine bestimmte geschlechtliche Rolle wahrzunehmen, sondern wollen vorallem ihren Körper spüren können und streben daher in erster Linie körperliche Korrekturen an. Dennoch gibt es Schnittmengen, besonders dann, wenn transsexuelle Menschen mit Bereichen konfrontiert werden, in denen Geschlechtsrollen gesellschaftlich hoch gehalten werden, beispielsweise dort, wo es um die Änderung von Geschlechtseinträgen geht. In Gesellschaften, in denen stereotype Geschlechterklischees existieren leiden sowohl Transgender als auch transsexuelle Menschen unter Diskriminierungen (wenn auch unterschiedlicher Form von Diskriminierung). Die deutsche Übersetzung von "Transgender" ist "Transidentität".

Ist eine transsexuelle Frau "biologisch als Mann geboren" und ein transsexueller Mann "biologisch als Frau geboren"?

Nein. Es ist bewiesen, dass das biologische Geschlecht eines Menschen nicht nur an den Genitalien (und strenggenommen noch nicht einmal an xx- oder xy-Chromosomen) abgelesen werden kann. Geschlechtliche Abweichungen sind vielfältig und es kann jeder der unterschiedlichsten geschlechtlichen Faktoren unabhängig voneinander von dem abweichen, was in Gesellschaften als "normal" erachtet wird. Es ist daher im Augenblick nicht möglich, zu behaupten, eine transsexuelle Frau wäre "als Mann geboren" oder ein transsexueller Mann wäre "als Frau geboren". Was lediglich gesagt werden kann, dass ein transsexueller Mensch als "Kind" geboren wurde. Richtig ist auch, zu sagen, dass dieses Kind auf Grund der äusseren Geschlechtsmerkmale dem "männlichen Geschlecht" oder dem "weiblichen Geschlecht" zugeordnet(!) wurde. In den meisten aller Fälle ist diese Zuordnung zwar richtig - welchem Geschlecht ein Mensch aber tatsächlich zugehört, stellt sich unter Umständen aber erst später heraus - eben beispielsweise wenn das Kind transsexuell sein sollte.


Was hat Transsexualität mit Intersexualität zu tun?

Der Unterschied zwischen Trans- und Intersexualität liegt vorallem in der behaupteten Messbarkeit geschlechtlicher Abweichungen. Während Intersexualität als sichtbare körperliche Abweichung zu einem Norm-Geschlecht (Adam und Eva?) verstanden wird, wird Transsexualität von Gesellschaften, in denen geschlechtliche Abweichungen abgelehnt werden, als nicht-existent, da nicht messbar angesehen. Sowohl die Schubladen Intersexualität, als auch Transsexualität dienen in der Regel dazu, Menschen mit geschlechtlichen Abweichungen von Aussen fremdzubestimmen.
Trennlinien zwischen den verschiedenen geschlechtlichen Besonderheiten, dienen bis heute als Regelwerk in Gesellschaften, die nicht anerkennen wollen, dass geschlechtliche Abweichungen von einem geschlechtlichen Ideal-Bild eher die Regel (und keinesfalls die Ausnahme) darstellen und dass Geschlecht zwar von Aussen deutbar, aber nicht bestimmbar ist. In Wirklichkeit ist Geschlecht weder bestimm- noch messbar, und - daraus folgernd - auch keine geschlechtlichen Abweichungen.

Die Behauptung, Menschen, die nicht als geschlechtlich abweichend messbar seien, seien psychisch krank ("Gender Dysphorie"), dient bis heute als Mittel um sowohl diese Menschen als nicht-existent zu definieren, als auch einen medizinischen Fremdzugriff auf Menschen sicherzustellen, bei denen die geschlechtlichen Abweichungen als messbar behauptet werden.

Es gibt sowohl Organisationen intersexueller, als auch transsexueller Menschen, welche diese Fremdzugriffe unterstützen, indem sie Begriffsdefinitionen (wie z.B. die Idee einer "Gender Dysphorie") aus der Medizin unkritisiert übernehmen. ATME dagegen setzt sich für ein uneingeschränktes geschlechtliches Selbstbestimmungsrecht von Menschen ein.


Welche Begriffe sind zu vermeiden?

"Biologischer Mann" (für eine transsexuelle Frau), "Biologische Frau" (für einen transsexuellen Mann) sind falsche Begriffe. Ebenso wie Sätze, in denen durch Aussagen wie "wurde biologisch als Mädchen/Junge geboren" behauptet wird, transsexuelle Menschen wären widernatürlich.

Was ist Transphobie/Transsexuellenfeindlichkeit?

Transphobie bzw. Transsexuellenfeindlichkeit ist das Aberkennen der "Echtheit" der Geschlechtszugehörigkeit eines transsexuellen Menschen. Die Merkmale von Transphobie sind mit den Merkmalen von Homophobie vergleichbar. Ähnlich wie bei Homophobie die Ablehnung von Lesben und Schwulen auf eine angeblich "angeborene Heterosexualität" zurückgeführt wird, um die sexuelle Orientierung von homosexuellen Menschen als "widernatürlich" bezeichnen zu können, gibt es auch bei Transphobie eine vergleichbare Argumentationslinie. So gehört zu den Hauptmerkmalen von Transphobie die Behauptung, ein transsexueller Mann wäre "als biologische Frau geboren worden", oder eine transsexuelle Frau wäre "als biologischer Mann auf die Welt gekommen".


Wie erkennt man reparative Therapien an transsexuellen Menschen?

Alle reparativen Therapien haben gemein, transsexuelle Menschen mit einem von Therapeuten, die diese Therapien durchführen als "biologisches Geburtsgeschlecht" bezeichneten Zustand zu versöhnen. Dies kann auf unterschiedliche Art und Weise erfolgen. In manchen dieser Therapien, die in erster Linie an Kindern durchgeführt werden, wird offen versucht, "geschlechtskonforme Verhaltensweisen" zu belohnen und "geschlechtsatypische Verhaltensweisen [...] beiläufig" zu unterbinden (Beier, Klaus M., Hartmut A. G. Bosinski, und Kurt Loewit: Sexualmedizin. Elsevier, München (2005), Seite 411).

Andere Formen der reparativen Therapie an transsexuellen Menschen verlaufen indirekter, haben aber das gleiche Ziel. So ist bereits der Versuch, beispielsweise einem transsexuellen Mädchen, nur dann (medizinisch, beispielsweise durch die Möglichkeit einer Hormonbehandlung) zu helfen, wenn dieses Mädchen, die Haltung einnimmt, eigentlich "ein biologischer Junge" zu sein, auch eine Form geschlechts-fremdbestimmender Umerziehungsversuche.

Bereits die Diagnosestellung "Geschlechtsidentitätsstörung" bzw. "Gender Dysphorie" ist daher bereits der Versuch einer Umpolung, da diese einem transsexuellen Menschen unterstellt, sein Wissen über sein Geschlecht sei eine Phantasie oder Einbildung. Das Ergebnis von Umpolungstherapien, die man an der Diagnosestellung "Geschlechtsidentitätsstörung" oder "Gender Dysphorie" erkennen kann, ist also immer, dass ein behandelter Mensch dazu gebracht wird, sein Wissen über sein (Geburts-)Geschlecht als psychische Störung zu akzeptieren und sein Geschlecht als widernatürlich zu erachten.

 

 
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