ADS-Bericht fördert Diskriminierung durch die Hintertür

Im Dezember veröffentlichte die Antidiskriminierungsstelle des Bundes die Expertise „Diskriminierung von Trans*Personen, insbesondere im Arbeitsleben“. Laut Einschätzung von Aktion Transsexualität und Menschenrecht handelt es sich bei dem Papier um eine "Diskriminierung transsexueller Menschen durch die Hintertür". Hauptsächlich zu krtisieren sind einerseits die fehlenden Daten über die Situation in Deutschland, faktische Fehler und vor allem die ideologische Färbung des Berichts, der Transsexualität wieder einmal als Wunsch nach Geschlechtswechsel vermarktet.

"Wer die in der Realität per se existierende geschlechtliche Vielfalt anerkennt, kann nicht gleichzeitig behaupten, es ginge bei Transsexualität um Geschlechtswechseleien. Transsexualität hat nichts mit Wünschen zu tun", so Kim Schicklang, erste Vorsitzende der Aktion Transsexualität und Menschenrecht e.V. "Wenn in einem Bericht wieder einmal behauptet wird, transsexuelle Menschen wären diejenigen welchen, die mittels geschlechtsangleichender Operation ihr Geschlecht komplett wechseln und diejenigen, die diese Operationen nicht durchführen liessen als Zwischengeschlechter definiert werden, wird eine sehr genitalfixierte Geschlechtervorstellung propagiert. Der Bericht gibt sich vielfaltsliebend, trägt aber ein stereotypes Geschlechterbild weiter, das für Menschen mit geschlechtlichen Abweichungen ja gerade erst das Problem darstellt".

So werden Menschenrechtsverletzungen an Menschen mit Geschlechtsabweichungen häufig damit gerechtfertigt, dass es sich bei den Äusserungen der von diesen Abweichungen betroffenen Personen lediglich um den Ausdruck von Wünschen handele. "Die Ursache der Diskriminierung homosexueller, intersexueller und transsexueller Menschen ist also dort zu finden, wo in der Realität existierende Geschlechtervielfalt abgestritten und die Emanzipationsbewegungen der jeweiligen Menschen als Einsatz für einen künstlichen, neu-geschaffenenen, nicht-biologischen Zustand vermarktet wird", so Kim Schicklang weiter. "Es geht nicht um das Werden, sondern um das Ist, das jede Akzeptanz verdient hätte". Der Bericht verbreite eine ideologisch besetzten Geschlechterideologie, die auch Basis für die Diskriminerung von transsexuellen Menschen bedeutet, statt diese Ideologie zu kritisieren.

Die "Expertise" „Diskriminierung von Trans*Personen, insbesondere im Arbeitsleben“ wurde von TRIQ (Trans-Inter-Queer Berlin) im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle des Bundes angefertigt. Laut Christina Schieferdecker von ATME handelt es sich wahrscheinlich um eine Alibi-Studie, die angefertigt wurde, um sagen zu können, man hätte die "Benachteiligung von Trans*Personen, insbesondere im Arbeitsleben" untersucht, wie es u.a. das Ministerkomitee des Europarates letztes Jahr forderte. Die Verfasser der Expertise führten im Bericht selbst an, dass in Deutschland keine empirischen Daten zur Diskriminierung von Trans*Personen vorlägen, was aber, so Christina Schieferdecker weiter, ja "die eigentliche Aufgabe der Expertise gewesen wäre, diese Daten zu liefern".

"Es ist wichtig, einen so einseitigen und stereotypen Bericht, der sich einen bunten Anstrich gibt, zu kristisieren. Schon in Vergangenheit waren an vielen menschenrechtlich bedenklichen Regelungen im Zusammenhang mit geschlechtlichen Abweichungen, Menschen mitbeteiligt, die selbst diese Abweichungen mitbrachten", erklärt Kim Schicklang, warum der Verein Aktion Transsexualität und Menschenrecht sich hier so kritisch zu dem Papier der Antidiskriminierungsstelle des Bundes positioniert. "So wurde eine Chance verspielt."

Da viele Menschenrechts-Gruppen bei der Erstellung des Papiers übergangen wurden, obwohl im Papier selbst der gegenteilige Eindruck erweckt wird, veröffentlicht ATME unter folgendem Link eine kommentierte Version des Berichtes:

Download:
„Diskriminierung von Trans*Personen, insbesondere im Arbeitsleben“, kommentiert von ATME