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Homosexuelle Gewalt gegenüber Menschen mit Transsexualität beenden!

Wir sollten uns dringend mal über schwule und lesbische Gewalt gegenüber transsexuellen Menschen unterhalten.

Schon klar: Das ist ein Tabuthema. Und es nicht ganz einfach, angesichts der Möglichkeit Diskurse über Fremdbestimmung und Machtmissbrauch (dazu gehört die Umdeutung von Transsexualität zu Transidentität/Trans*) leicht in einem falschen Licht darstellen zu können. Menschen, die sich für liberal und weltoffen halten, wollen ja nicht als homophob gelten und gehen solchen Diskursen gerne aus dem Weg.

Aus unserer Erfahrung geht die grösste Gewalt gegen transsexuelle Menschen - leider - aber von homosexuellen Menschen aus. Dafür gibt es Gründe. Einer dieser Gründe ist, dass Menschen, die homosexuell sind, sich oft selbst eine geschlechtliche Gewissheit erst erarbeiten mussten und Transsexualität die homosexuelle Ordnung durcheinander bringen kann. Eine Frage in diesem Zusammenhang wäre: Wenn Genitalien nicht mehr mit dem Geschlecht gleichgesetzt werden können, was meint dann Homosexualität?

Es ist leider so, dass die Definition, was unter Transsexualität zu verstehen sein soll, leider häufig aus einer homosexuellen Betroffenheit heraus verfasst wird und sich in diesem Zusammenhang in politischen und gesellschaftspolitischen Prozessen Gesetze und medizinische Regelungen ergeben, die zwar im Sinne homosexueller Selbstverständnisse verfasst werden, aber Menschen mit Transsexualität am Ende solcher Prozesse - wieder einmal - lediglich nur als Zerrbild Berücksichtung finden.

Unsere Erfahrung ist, dass politische Forderungen transsexueller Menschen in diesem Zusammenhang gerne auf den Kopf gestellt werden und am Ende das Gegenteil daraus gemacht wird, was ursprünglich gemeint gewesen ist.

Es ist Tatsache, dass diese Dynamiken massive Gewalt gegenüber Menschen mit Transsexualität bedeuten, die nicht selten zum Missbrauch werden.

Wir möchten, dass sich das ändert!

Ein Erklärungsversuch (von Kim Schicklang):

Wenn ein Mensch der homosexuell ist, in einer Welt aufwachsen musste, die starke geschlechtliche Gender-Normen vorsah und Homosexualität als Sünde galt, dann stellt der Körper eine geschlechtliche Konstante dar.

Ein "Ich bin bin eine Frau, obwohl ich mich anders verhalte, als andere Frauen, obwohl ich andere Interessen habe, obwohl ich Frauen liebe" beispielsweise kann dann einerseits zu einem radikalen Hinterfragen geschlechtlicher Rollen in dieser Gesellschaft führen aber zugleich dann eben andererseits zum Ergebnis haben, dass jemand dann meint, die Deutung von Körpermerkmalen sei dann das "biologische Geschlecht".

Genau DAS stellt meiner Ansicht nach den psychischen Hauptkonflikt dar, den dann transsexuelle Menschen - die hier zur Projektionsfläche werden - erleben müssen. Sie passen nicht in das genital-fixierte Weltbild der homosexuellen Menschen, welche - für ihre eigenene geschlechtliche Selbstvergewisserung - die Genitalien als Konstante benötigen, die sie dann "biologisches Geschlecht" nennen. Dass es sich dabei um eine Deutung von Geschlecht anhand von Körpermerkmalen handelt, fällt ihnen nicht auf.

Auch wenn die Mehrheit homosexueller Menschen diesen innerpsychischen Konflikt nicht hat, so trägt das Konstrukt der sogenannten "Community" dazu bei, dass die Aufarbeitung der Folgen dieses Konfliktes (nämlich in Bezug auf andere Menschen) kaum beginnt. Im Gegenteil. Oft befinden sich homosexuelle Menschen in zentralen Positionen innerhalb der LGBT-Community, da Engagement in der eigenen Sache gerne ein Verarbeiten der eigenen Erfahrungen ist. Das ist dann der Part, bei dem dann die inernalisierte Transsexuellenfeindlichkeit zu medizinischen Leitlinien oder Gesetzen wird.

Ich würde mich freuen, wenn über diese Dinge ganz offen gesprochen würde und es dazu eine gesellschaftliche Auseinandersetzung geben würde.

Siehe dazu auch:
Biologismen-Sammlung

Stellungnahme zum Konversionstherapie-Gesetzesentwurf

Am 6. November 2019 haben wir folgende Stellungnahme an das Bundesgesundheitsministerium geschickt. Diese Stellungnahme bezieht sich auf den Gesetzesentwurf zum Verbot von Umpolungstherapien. Das Ministerium hatte Verbände gebeten, Stellungnahmen zu verfassen. Uns erst nicht. Dies geschah erst auf Nachfrage. Wir haben dann aber eine e-Mail-Adresse erhalten, zu der wir dann folgenden Text gesendet haben:

Sehr geehrte Menschen,

herzlichen Dank für die Möglichkeit den Gesetzesentwurf (Sexuelle-Orientierung-und-geschlechtliche-Identität-Schutz-Gesetz–SO-GISchutzG) zum Verbot von Konversionstherapien kommentieren zu können, um etwäige Nachbesserungen zu erreichen.

Wir möchten grundsätzlich auf folgendes hinweisen:

Eine Konversion oder Umpolung bedeutet, dass ein Mensch, der ein gesundes Wissen über sich selbst hat, mit einer Weltanschauung konfrontiert wird, in der dieses Wissen als widernatürlich - also als abweichend zur Biologie - betrachtet wird. Wer umpolen will, greift dabei auf Biologismen zurück.

Von "Biologismen" kann dann gesprochen werden, wenn Biologie lediglich angeführt oder behauptet wird, das mit Biologismen geschmückte und untermauerte Argument aber nicht auf biologischen Tatsachen beruht. Die Behauptung Homosexualität komme in der Natur nicht vor ist beispielweise ein Biologismus. Es ist auch ein Biologismus zu behaupten alle Menschen seien heterosexuell geboren und würden später durch Erziehung oder fehlerhafte Identifikationsprozesse in der Kindheit "homosexuell werden".

Mit Umpolung soll erreicht werden, dass das Wissen, welches ein Menschen über sich selbst hat, als abweichend gegenüber der Natur oder der Biologie eingeordnet wird.

Bei Transsexualität handelt es sich folgerichtig dann um Umpolung, wenn Menschen, die ein Wissen über ihr Geschlecht haben, mit Biologismen konfrontiert werden, die das Ziel haben, dieses Wissen nicht - oder nicht vollständig - anerkennen zu müssen. So wird gerne in der Vulgärpsychologie behauptet, die Aussage eines transsexuellen Menschen über sein Geschlecht sei eine "Abweichung der Geschlechtsidentität" von einem "biologischen Geschlecht". Das Wissen über den vom eigenen Geschlecht abweichenden - also transsexuellen - Körper wird in einem Umpolungsversuch nicht anerkannt, sondern daraus dann eine Abweichung der Psyche von einem "biologischen Geschlecht" gemacht.

Diese Biologismen werden in Deutschland von Lobbygruppen vertreten, die Transsexualität nicht anerkennen können/wollen.

Wir möchten daher anregen, folgenden Text für ein Gesetz zum Verbot der Umpolung transsexueller Menschen zu verwenden:

"Es wird verboten, zu behaupten, transsexuelle Menschen seien 'biologisch' ein Geschlecht, während sie selbst wissen, sie sind ein anderes. Menschen mit Transsexualität auf Grund der Genitalien oder anderer Körperzustände ein 'biologisches Geschlecht' zuzuweisen, das gegen die Aussage von transsexuellen Menschen gerichtet ist, ist ein Straftatbestand."

Ausgehend davon, dass der oben dargestellte Umpolungs-Biologismus im Fall von Transsexualität ein zentrales Element geschlechtlicher Fremdbestimmung darstellt, muss ein Gesetz, das Umpolung von Transsexualität verhindern will, den eben angeführten Text - so oder ähnlich formuliert - enthalten.

Sollten Sie dazu Fragen haben, können Sie sich gerne an uns wenden.

Mit freundlichen Grüssen,

Kim Schicklang

Unsere Stellungnahme: Da.
Sammlung von Biologismen: Hier.
Weitere Stellungnahmen: Hier.