Petition: 50-tausend Unterschriften erreicht

"Ich bin nicht krank, ich bin großartig" ist der Slogan einer Petiton auf change.org, die seit kurzen läuft und jetzt bereits 50-tausend Unterschriften zusammen bekommen hat. Damit ist die psychologisch wichtige Zahl erreicht, die nötig ist, um sich an die WHO zu wenden, und klar zu machen: Transsexualität ist keine psychische Störung. Es ist an der Zeit, all den Unterstützern zu sagen: Ihr seid grossartig!

"Als wir gefragt wurden, eine Petition zu unterstützen, die in Spanien von Carla Antonelli gestartet wurde, haben wir gesagt, da machen wir mit", meint Kim Schicklang, die 1. Voristzende der Aktion Transsexualität und Menschenrecht e.V.. "Wir setzen uns ja für die Anerkennung transsexueller Menschen ein, die bislang von der Medizin lediglich als Neogeschlechter oder geschlechtsumgewandelt betrachtet werden. Aber es hat noch niemand aus der Medizin erklären können, wieso er glaubt, dass beispielsweise eine transsexuelle Frau vor einem chirurigischen Eingriff ein Mann gewesen sein soll". Auch die Änderung von Papieren oder die Wahl der Kleidung sei keine Sache, die das Geschlecht eines Menschen ändere. Wer glaube, dass er einen Mann mit psychischer Störung vor sich habe, der den Wunsch verspürte eine "Frau werden" zu wollen, könne nicht anerkennen, dass Geschlecht von der Medizin nicht immer richtig gedeutet wird und geschlechtliche Abweichungen tatsächlich existieren. "Es war für uns immer klar, dass eine transsexuelle Frau kein psychisch kranker Mann und ein transsexueller Mann keine psychisch kranke Frau ist. Wer sich durch sein Coming Out über sein eigentliches Geschlecht bewusst wird, ist ganz bestimmt nicht psychisch krank. Genau das Gegenteil ist der Fall. Dass dieser Prozess der Selbstbewusstwerdung von der Psychologie immer noch als psychische Krankheit angesehen wird, zeigt, welche rückständige Weltanschauung über transexuelle Menschen bestimmte Lobbygruppen immer noch haben. Leider glauben diese rückständigen Menschen immer noch, die öffentliche Meinung bestimmen zu können."

50.000 Menschen zeigen nun, dass die Menschen geistig bereits weiter sind und eine Gesellschaft durchaus in der Lage ist, transsexuellen Menschen abzunehmen, dass es beim transsexuellen Coming-Out nicht um den Wunsch geht, das "Geschlecht wechseln" zu wollen, sondern, dass ein transsexueller Mensch vor allem in seinem eigenen Empfinden ernst genommen will. Kim Schicklang dazu: "Natürlich benötigt ein transsexueller Mensch genau dann medizinische Hilfe. Wem bewusst wird, dass die Körperlichkeit und äussere geschlechtliche Zuteilung nicht dem eigentlichen Geschlecht entspricht, der braucht vorallem eine Medizin, die genau hier Hilfe anbietet, ohne geschlechtliche Fremdbestimmung zu betreiben. Menschen, die sich anmassen von aussen zu entscheiden, ob ein Mensch überhaupt Hormone oder Operationen benötigt, spielen mit dem Leben der Betroffenen."

Die Aktion Transsexualität und Menschenrecht setzt sich dafür ein, dass die Behandlung transsexueller Menschen in Zukunft ohne geschlechtliche Fremdbestimmung auskommt. Wer heute die Diagnose "Geschlechtsidentitätsstörung" (so ist Transsexualität im WHO-Krankheitskatalog bislang klassifiziert) erhält, hat heute keine Garantie darauf, ob er überhaupt jemals Hormone oder Operationen verschrieben bekommt. "Dieser Trend, der in den 90er-Jahren mit dem ICD 10 begann, wurde von Vertretern einer zynischen Weltanschauung initiiert, die lediglich daran interessiert waren, ihre eigene Machtposition zu sichern. Für Menschen, die sich wahrscheinlich insgeheim für Frankenstein halten, und gerne über andere Menschen fremdbestimmen, mag die Vorstellung hier geschlechtliche Entscheidungen treffen zu können, das höchste der Gefühle sein. Regelrecht beleidigt reagieren sie, wenn man ihnen sagt, dass man das Geschlecht eines Menschen nicht umwandeln kann.", so Kim Schicklang zu den Abhängigkeitsverhältnissen, die bislang von der WHO gestützt werden. Eine medizinische Behandlung, die transsexuellen Menschen wirklich hilft, sei eine, die sich an den Bedürfnissen transsexueller Menschen ausrichtet. Dazu sei eine Verschiebung der ICD-Diagnose in einen anderen Bereich wichtig, der ohne Identitätsproblem-Begrifflichkeiten auskomme.

Kim Schicklang ist der Ansicht, die Zeit ist reif, Transsexualität als geschlechtliche Normvariante zu begreifen. "Die Unterstützung der Petition von so vielen Menschen, die transsexuelle Menschen respektieren, zeigt immer mehr, dass antiquierte Ansichten über Transsexualität nicht mehr gesellschaftsfähig sind. Wer eine transsexuelle Frau für einen Mann mit Identitätsproblematik hält, oder einen transsexuellen Mann für eine Frau mit Identitätsproblematik, sollte einfach mal in sich gehen und überlegen, wo denn sein eigentliches Problem liegt".

Link zur Petition: WHO: Transsexualität ist keine psychische Störung