Berlin ist kein Einzelfall

In Berlin gibt es dieses transsexuelle Mädchen. Man sagt, sie sei ein Junge, der sich als Mädchen fühle und dass es wichtig ist, so ein Gefühl zu überprüfen. Notigenfalls, indem man das Mädchen von der Mutter trennt. Klaus Beier, Leiter des Instituts für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin an der Charité in Berlin steht aktuell in der Schusslinie, da er das macht, was internationale Standards so vorsehen. Er handelt korrekt nach DSM, dem internationalen Buch der psychischen Störungen. Transsexuelle Kinder gibt es in diesem Buch nicht. Nur Kinder mit "Geschlechtsidentitätsstörungen". Beispielsweise Jungs, die sich "als Mädchen fühlen".

Die erste Vorsitzende der Aktion Transsexualität und Menschenrecht e.V. Kim Schicklang sieht genau darin die eigentliche Menschenrechtsverletzung: Menschen die in der Natur vorkommen, werden als nicht-existent angesehen.

Kim Schicklang (ATME e.V.):

"Manche meinen, es sei skandalös, was der Herr Beier in Berlin so treibt, aber letztendlich ist der Skandal ein völlig anderer. Klaus Beier ist einer derjenigen, die sich nämlich ziemlich genau an die Standards hält, die weltweit für transsexuelle Menschen gelten und in medizinischen Klassifikationssystemen so verankert sind. Das was Beier beispielsweise in seinem Buch "Sexualmedizin" ausführt, entspricht ziemlich genau dem, was eine internationale Gruppe von Sexologen unter der Leitung des Kanadiers Kenneth Zucker so einst definiert hatten bzw. immer noch so definieren. Diese Ideen gelten nämlich selbst im Jahr 2012 als medizinischer Standard. Dass Beier nicht glaubt, dass transsexuelle Mädchen tatsächlich Mädchen sind, sondern letztlich als Jungs mit Geschlechtsidentitätsproblem angesehen werden, ist also nicht seine spezielle Berliner Meinung, sondern weltweit so gültig. Die Menschenrechtsverletzungen an transsexuellen Menschen passieren also nicht nur in Berlin."

Es gibt ja Mediziner wie Hertha Richter-Appelt aus Hamburg die sagen, dass Beier mit seiner Ansicht nicht den aktuellen wissenschaftlichen Standards entspricht.

"Auch Hertha Richter-Appelt wird zugeben müssen, dass der DSM immer noch existiert und hier Transsexualität immer noch als Identitätsstörung aufgeführt ist. Da auch Mediziner aus dem Hamburg-Eppendorfer Klinikumfeld, dem sie ja angehört, seit Jahren an diesen Büchern mitarbeiten und diese Klassifikationen mit erarbeitet haben, werte ich diese Aussage als geschicktes Ablenkungsmanöver.

Es ist verständlich, dass, nachdem es Menschenrechtsorganisationen gibt, die sich gegen diese internationele Transphobie zur wehr setzen und da langsam ein öffentliches Bewusstsein entsteht, wie menschenrechtsverachtend transsexuelle Menschen weltweit auf Grund von medizinischen Klassifikationen tatsächlich behandelt werden, dass da manche, die für diese Behandlungen mitverantwortlich sind, glauben es wäre sinnvoller sich einen netteren Anstrich zu verpassen. Genau aus diesem Grund macht es aus unserer Sicht wenig Sinn lediglich auf den Herrn Beier in Berlin einzuprügeln, sondern es wäre dringen nötig endlich aufzuklären, wer die Verantwortlichen sind, die transsexuelle Menschen bis heute leugnen und mit ihren Thesen rund um "Geschlechtsidentitätsstörungen" bzw. "Genderdisphorie" immer noch Einfluss bei der Politik anmelden."

"Genderdisphorie" klingt doch netter als "Geschlechtsidentitätsstörung".  Bewegt sich da nicht langsam was?

"So lange die Sexologie der Ansicht ist, ein transsexuelles Mädchen wäre ein "Junge, der sich wie ein Mädchen fühlt" und ein transsexueller Junge ein "Mädchen, dass sich wie ein Junge fühlt", so lange basiert die Einordnung von Transsexualität ja immer noch auf dem, was in den 60er Jahren von der Sexologie angenommen wurde und zu Begriffen wie "Geschlechtsidentitätsstörung" geführt hat. Selbst dann, wenn man eine "Geschlechtsidentitätsstörung" nun "Gender Disphorie" nennt, um damit in der Öffentlichkeit besser anzukommen, handelt es sich laut derer, die sich den Unsinn ausgedacht haben, immer noch um eine psychische Störung, deren Behandlung z.B. mit Hormonen, so behaupten diese Leute, nur dann stattfinden könne, wenn diese Störung weiterhin in internationalen Klassifikationen als Identitätsstörung auftaucht. Dass es sich dabei um eine Lüge handelt, die seit den 60ern transsexuellen Menschen immer wieder erzählt wird, und immer noch Betroffene darauf herein fallen ist erschreckend. Natürlich ist Transsexualität keine Identitätsproblematik, sondern eine geschlechtliche Normvariante, die in der Natur vorkommt. Daher ist es nur logisch, wenn man sagt, dass die Behandlung transsexueller Menschen auch dann möglich ist, wenn man diese als existent erachtet. Beispielsweise muss man eine Frau nicht als psychisch kranken Mann klassifizieren - nämlich dann, wenn man bereit ist, diese Frau als Frau anzusehen."

Werden transsexuelle Menschen nicht als das behandelt, was sie sind?

"Nein. Es gibt auch in Deutschland Gesetze und medizinische Regelungen, die verhindern, dass transsexuelle Menschen unmittelbar und ohne Bedingung als sie selbst anerkannt werden. Die rechtlich Anerkennung ist aber Grundvoraussetzung für eine Änderung der Klassifikationssysteme. Auch da ist es wichtig, genau hinzuschauen und zu beobachten, wer die Leute sind, die diese Grundvoraussetzung verhindern wollen. Dazu gehören Sexologen, die beispielsweise eine transsexuelle Frau für einen "Mann, der in der weiblichen Rolle leben will" ansehen, und in der Öffentlichkeit diese menschenverachtenden Theorien immer wieder promoten. Es gibt aber, leider, immer wieder auch Betroffene, die hier ziemlich leichtgläubig und naiv sind, und solche Theorien ebenfalls weiterverbreiten, da sie die Hintergründe zu "Geschlechtsidentitätsstörungen" bzw. "Gender Disphorien" nicht kennen, und auf Grund der persönlichen Notwendigkeit einer medizinischen Behandlung, aber auch auf Grund von Wunsch nach gesellschaftlicher Anerkennung sehr einfach zu missbrauchen sind. Genau daran lässt sich ablesen, wie gross die Menschenrechtsverletzungen an transsexuellen Menschen wirklich sind."

Zurück nach Berlin. Was muss eurer Ansicht nach geschehen um dem Mädchen zu helfen?

"In erster Linie ist es notwendig, dass eine öffentliche kritische Auseinandersetzung mit den sexologischen Theorien der 60er-Jahre beginnt und hier Menschenrechtsorganisationen einbezogen werden, die sich von diesen Theorien deutlich distanzieren. Gleichzeitig ist es wichtig, darauf aufmerksam zu machen, dass Fälle wie Beier in Berlin keine Einzelfälle sind, sondern nur Beispiele für Auswirkungen von menschenverachtenden Theorien der 60er-Jahre, die heute immer noch an Universitäten gelehrt werden, die heute noch in internationalen medizinischen Lehrbüchern stehen und die heute noch den Geist ausmachen, der vielerorts noch durch die Köpfe der Leute spukt. Es ist wichtig aufzuklären, dass Geschlecht in der Natur mehr ist, als das, was sich manche Menschen, die zu viel Adam und Eva gelesen haben, in ihrem Kopf unter "Biologie" vorstellen, und dass transsexuelle Menschen, die sich zu ihrem Geschlecht äussern, nicht dem "anderen Geschlecht" angehören wollen, sondern lediglich sagen, wer sie sind. Um damit wieder etwas konkreter zu werden: Es ist gut, sich von Leuten fernzuhalten, die ein transsexuelles Mädchen als Junge ansehen, das sich wie ein Mädchen fühlt und an "Geschlechtswechsel" glauben.

Emanzipation heisst unserer Ansicht nach genau in diesem Zusammenhang laut "nein" zu sagen, wenn uns jemand unsichtbar machen will, oder glaubt uns als anonyme Einzelfälle behandeln zu können. Wir sind wer wir sind. Und wenn wir als Betroffene die Konsequenz besitzen für unser Selbst zu kämpfen und unser Gesicht zu zeigen, dann haben wir möglicherweise eine Chance, als das gesehen zu werden, was wir sind. Auch in Berlin."

Hier Auszüge aus den Plänen einer Neuklassfizierung von Kindern mit "Geschlechtsidentitätsstörung". Es handelt sich um den Draft zur Neufassung des DSM:

Aktueller Plan der internationalen Sexologie (Stand 2012, Pläne zum DSM V, Leiter der Gruppe ist oben bereits erwähnter Kenneth Zucker):

"Gender Disphorie bei Kindern

Eine deutliche Nichtübereinstimmung zwischen dem selbsterlebten oder geäusserten Geschlecht und dem zugewiesenen Geschlecht, die mindestens 6 Monate andauern muss und bei dem mindestens 6 der folgenden Indikatoren gegeben sein müssen:

  1. Ein starker Wunsch, dem anderen sozialen Geschlecht angehören zu Wollen, oder das Bestehen darauf dem anderen sozialen Geschlecht anzugehören (oder irgend einem alternativen sozialen Geschlecht, das von dem zugewiesenen Geschlecht abweicht).
  2. Bei Jungs, eine starke Bevorzugung für das Tragen der Kleidung des anderen Geschlechtes oder vortäuschen weiblicher Erscheinung; bei Mädchen, ein starkes Bevorzugen typisch männlicher Kleidung oder ein starkes Unbehagen typisch weibliche Kleidung zu tragen.
  3. Eine starke Präferenz für gegengeschlechtliche Rollen in Fantasie- und Rollenspielen.
  4. Ein starkes Verlangen für Spielzeug oder Aktivitäten, die für das anderen Geschlecht typisch sind.
  5. Eine grosse Präferenz für Spielkameraden des anderen Geschlechts.
  6. In Jungs, eine grosse Ablehnung von typisch männlichem Spielzeug, Spielen und Aktivitäten und eine starke Ablehnung von Raufereien; bei Mädchen eine starke Aversion gegen typisch weibliches Spielzeug, spielen und Aktivitäten.
  7. Eine starke Ablehnung der eigenen geschlechtlichen Anatomie.
  8. Ein starker Wunsch für die primären und/oder sekundäre Geschlechtsmerkmale des anderen Geschlechtes die dem eigenen erlebten sozialen Geschlecht entsprechen."

(Übersetzung von ATME, original unter: http://www.dsm5.org/ProposedRevision/Pages/proposedrevision.aspx?rid=192)

Die Aktion Transsexualität und Menschenrecht glaubt nicht, dass Spielzeug und Kleidung ein Geschlecht hat und findet es äussert bedenklich, wenn Kindern, die sich nicht den Geschlechts-Stereotypen entsprechend verhalten, die psychische Störung "Gender Disphorie" angedichtet werden soll. Zudem fragen wir uns, was dies mit in der Natur vorkommenden geschlechtlichen Abweichungen wie Transsexualität zu tun haben soll. An der Ausarbeitung der obigen geplanten Diagnose haben auch deutsche Sexologen mitgewirkt.