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Von "biologischem Geschlecht" und der Konstruktion der cis*-Menschen

Marie Frank von der linken(?) Zeitung "Neues Deutschland" hatte folgenden Satz geschrieben: "(Bei Cis-Menschen stimmt die Geschlechtsidentität mit dem biologischen Geschlecht überein, Anm. d. Red.)". Der Satz steht in dem Artikel "Women only", einem Bericht über ein Hausprojekt in Berlin. Die Autorin hatten wir angeschrieben und sie hat sich nun gemeldet. Sie wollte nun wissen, wie die "korrekte Erklärung für cis-Menschen lautet".

Hier mal die Antwort (von Kim):

Liebe Marie Frank,

ich weiss überhaupt nicht, warum Menschen binär in trans* und cis*eingeteilt werden sollten. Damit fängt es schon mal an. Diese Schwarzweisswelt teile ich nicht. Die Konstruktion von die Einen und die Anderen ist zu simpel und in der Regel stimmen solche Grenzziehungen nie. Sie stimmen weder bei Rassismus, noch bei Nationalismus, noch bei Sexismus.

Wer die Idee von "biologischen Geschlechtern" hat, soll doch bitte mal erklären, wo er denn da den Trennstrich macht. Wie wird da gemessen? Und: Was? Das blendet völlig die Realität aus, wenn Körperzustände hier einkastiert werden. Und es trifft auch nicht den Zustand der meisten Menschen. Niemand entspricht der stereotypen Vorstellung binärer Geschlechter. Weder körperlich, noch, was die Interessen und Lebensentwürfe angeht.

Wenn Menschen ein "biologisches Geschlecht" zugeschrieben wird, von dem dann so etwas wie "Trans*identitäten" abweichen würden, geht es meistens sowieso nicht um Biologie. Da geht es um die Idee, Körpermerkmale eines Menschen herzunehmen und Menschen dann basierend auf kulturellen Gender-Vorstellungen (die Idee zweier, aber auch dreier Geschlechter ist sozial entstanden und keine Beschreibung der Realität), zuzuordnen. Anstatt dann nun diesen Akt der Zuweisung an sich zu kritisieren - was links und emanzipativ wäre - wird nun die Zuweisung gar nicht in Frage gestellt, sondern Menschen, die sich dann äussern zu ihrem Geschlecht eine "abweichende Identität" angedichtet. Damit wird die patriachale Herrschaftsordnung, in der soziale Zuweisungen und Zuordnungen seit jeher zum Prinzip gehören, nicht in Frage gestellt. Es muss sich dann ja keiner mehr damit beschäftigen. Es gibt ja dann die Anderen, die dann der Einfachheit halber "Trans*menschen" genannt werden. Die Anderen, welche die Welt der Einen stabilisieren.

Damit werden autoritäre Machtverhältnisse zementiert.

Schöne Grüsse,

Kim Schicklang

Links:

Der Artikel im ND
Biologismen-Sammlung