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Einer von der TAZ. Jan Feddersen.

Wieder einmal arbeitet sich Jan Feddersen in der TAZ an "LGBTQ" ab und stellt die vordergründige Frage, woran es liege, dass schwule weisse Cis-Männer zu Feinden des queeren Aufbruchs geworden seien. Bei genaurer Betrachung geht es in dem Artikel aber um etwas anderes: Um Jan Feddersen, dem Ich.

In seiner vordergründigen Identitätskritik fühlt er sich bedroht von "Trans*"-Menschen, die seine Identität als "weisser Cis-Mann" gefährden könnten und merkt doch nicht, wie er Identitätskritik mit etwas verwechselt, was sich "Kritik an anderen Identitäten" bezeichnen liesse. Damit wird sein Text zu einer Art Selbstgespräch.

Jan Feddersen hat uns mal erzählt, dass homosexuelle Männer in ihrer Kindheit gerne mal ein Problem mit ihrer Geschlechtsidentität haben. Offenbar ist das bei ihm noch im Erwachsenenalter so. Manch einer braucht eben seine genitale Selbstvergewisserung noch nach der Pubertät, so dass er das, was er "trans*" nennt, als Projektionsfläche benötigt. "Trans*" sind für ihn offenbar Männer, die ihren Penis nicht ok finden und Frauen, die Probleme mit ihrern Brüsten und Vagina haben. Die Verunsicherung bei ihm sitzt wohl so tief, dass er sich seit Jahren an Menschen abarbeitet, für die Variationen des Körpers vorstellbar sind (schliesslich sind sie Realität).

Leider ist Feddersen mit seiner Angst vor Körpervariation nicht alleine. Darauf baut ja ein ganzer medizinisch-psychiatrischer Komplex auf. Menschen, die sichtbare Körperzustände als das "biologische Geschlecht" bezeichnen (obwohl jede Deutung von Körpern erst einmal nur eine Deutung ist) und für unvorstellbar halten, dass Körper auch vom Geschlecht abweichen können, bestimmen immer noch grosse Teile des Diskurses.

Es wird ihnen aber auch einfach gemacht. Denn ausgerechnet dort, wo sich die Patriarchen tummeln, begnügen sich die Menschen damit nur von LGBTI*Q oder LGBTQ zu sprechen und folgen damit der Logik, dass ein Mensch, der körperlich nicht gedeutet werden kann dann der Kategorie "Intergeschlecht" zugeordnet wird (kurz "inter*") - wenn überhaupt - und der Rest dann als abweichende Geschlechtsidentität (kurz "trans*") verstanden wird.

Die Angst vor sich selbst wird der Antrieb für eine solche Weltsicht sein, in der Menschen sich nicht zu sich selbst äussern können, ohne dass an sie erst einmal die Messlatte angelegt wird. Dass diese Angst zu Kategorisierungen wie "cis*" und "trans*" führt, die dann ausgiebig für den Versuch der Selbstreflexion genutzt werden und zugleich behauptet wird, dass man(n) sich dadurch bedroht fühle, offenbart die ganze Tragödie. Und so merkt Feddersen, der oft über sich selbst schreibt, zwar, was das Problem ist, doch führt sein Schattenspiel nicht dazu, es zu lösen, sondern verbleibt in der ewigen Projektion. Ich, der Feind.

https://taz.de/LGBTQ-Diskriminierung-im-eigenen-La…/!169099/