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Stellungnahme zu identitären Stellungnahmen

Julia Monro von der BVT* hat eine Liste zusammengestellt, mit Stellungnahmen zum Referentenentwurf des TSG. Deutlich wird, dass die meisten der aufgelisteten Organisationen, Personen und Vereine versuchen, die identitäre Weltanschauung nicht zu überwinden, sondern aus der medizinisch-psychiatrischen Denke heraus argumentieren, die so etwas wie abweichende Identität als Abgrenzung zu körperlichen Variationen erdacht hat. Damit lässt sich auch die Fremdbestimmung aber niemals überwinden.

Die Idee der abweichenden Geschlechtsidentität wurde von einem Sexologen namens John Money erfunden, der sich in den 1950/1960er Jahren mit Menschen beschäftigte, deren Körpermerkmale von der gesellschaftlichen Norm bzw. der stereotypen Vorstellung von Geschlecht abweichen. Er stellte fest, dass es Menschen gibt, die er - aus der Aussensicht - nicht eindeutig einem Geschlecht zuordnen konnte. Ihn verwunderte, dass diese Menschen trotz ähnlichen Körperzustandes sich unterschiedlich über ihr Geschlecht äusserten. Die einen verstanden sich als "Mann", die anderen verstanden sich als "Frau" und weitere als unabhängig davon. Money wollte diesem Umstand einen Namen geben und erfand dann die Idee der "Gender Identity" (gender), als Ergänzung zu dem, was er als "biologisches Geschlecht" (sexus) fehldeutete. "Gender Identity" bezog/bezieht sich dabei auf das soziale Geschlecht, also nichts angeborenes, sondern etwas, das was im Wechselspiel mit anderen Menschen entsteht (Eltern, Schulfreunde, etc.).

Auf dieser Logik basiert bis heute das Engagement derer, die von Gender-Identity bzw. Geschlechtsidentität sprechen.

Diese Weltanschauung ist nie hinterfragt worden. Dabei hätte es allen Grund dazu gegeben. Denn ist die Deutung von Körpern wirklich etwas, woraus sich das biologische Geschlecht eines Menschen ablesen lässt? Oder handelt es sich um einen Akt welcher der eigentliche ist, der mit der sozialen Konstruktion von Geschlecht zu tun hat?

Únd die wichtigste Frage ist: Was, wenn Menschen selbst besser über ihr Geschlecht Bescheid wissen, als Aussenstehende (Mediziner, Eltern, etc.)?

Die Aktion Transsexualität und Menschenrecht e.V. hatte sich gegründet um die John-Money-Logik zu überwinden. Wir sind nämlich davon überzeugt, dass Menschen ein besseres Wissen über ihr Geschlecht haben, als Deutende. Daraus leitet sich auch ab, dass die medizinisch-psychiatrische Deutung zu überwinden ist. Mediziner und Psychiater sind die, die deuten (basierend auf Gender-Vorstellungen), Menschen die sich zu sich selbst äussern, äussern sich zu ihrem Geschlecht (Sexus)! Darauf bauen wir alles andere auf.

Es existieren nun zahleiche Vereine uns Institutionen, welche die medizinisch-psychiatrische Weltanschauung nicht überwinden wollen/können. Es sind die, die geschlechtliche Deutung weiterhin - ob bewusst oder unbewusst - mittragen und meinen, dass es sich bei den Aussagen, die Menschen über ihr Geschlecht treffen, um eine Abweichung der Geschlechtsidentität handelt.

Diese Vereine sind:

Bundesvereinigung Trans*
(Spricht in der Stellungnahme zum Referentenentwurf von "Entwicklung der Geschlechtsidentität" und bezieht sich dabei auf "Geschlechtskategorien")

dgti
(Spricht von "transgeschlechtlichen" und "intergeschlechtlichen Menschen" - eine Einteilung die auf medizinisch-psychiatrischen Diagnosen basiert und Menschen die Möglichkeit nimmt, sich zu ihrem Geschlecht selber äussern zu können)

Trans-Kinder-Netz e.V.
(Spricht von der "Stärkung transidenter Kinder" und wertet die Aussagen von Kindern damit als Aussagen über eine Identität, anstatt als Aussagen über das Geschlecht)

jugendnetzwerk lambda
(Spricht von "Trans*" und "Inter*" und übernimmt somit bereits die medizinisch-psychiatrische Diagnositik und Idee von John Money)

Gruppe "dritte Option":
(Spricht von "Selbstbestimmung von trans* und inter* Menschen", anstatt von Selbstbestimmung von Menschen. Damit wird von vorne herein kategorisiert und die behauptete Selbstbestimmung verunmöglicht)

oii Berlin
(begrüsst sogar, dass nicht von "Varianten de Geschlechtsentwicklung" gesprochen wird, sondern von "Intergeschlechtlichkeit" und stärkt damit die Idee, Identitäten voneinander abgrenzen zu müssen, anstatt Menschen die Möglichkeit zu geben, sich zu sich selbst zu äussern)

usw. und so fort.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass diese identitären Vereine und Organisationen in den letzten Jahren eine Weltanschauung vertreten haben, die im Kern immer noch auf der medizinisch-psychiatrischen Idee geschlechtlicher Deutung basiert, wie sie einst von John Money erfunden worden ist. Diese Gruppen sind bisher nicht bereit gewesen, diese Weltanschauung hinter sich zu lassen. Sie übernehmen - bewusst oder unbewusst - die Idee, dass Geschlecht am Körper abzulesen ist (worauf auch die Einteilung in "Intergeschlechtlichkeit" und "Transgeschlechtlichkeit" basiert), auch wenn sie sich das selber möglicherweise gar nicht eingestehen wollen oder nach Aussen anderes behaupten und sich in bunte Worte hüllen. Es handelt sich um eine identitäre Weltanschauung, die immer mit geschlechtlicher Deutung einher geht und nie die Aussagen von Menschen über ihr Geschlecht als Aussagen von Menschen über das Geschlecht, das diese Menschen haben, versteht.

Jegliches Engagement, in dem aber Teile der Weltanschauung des bisherigen medizinisch-psychiatrischen Weltbildes bewusst oder unbewusst übernommen werden, werden am Ende nie zu Gesetzen, Diagnosen oder sonstigen Regelungen führen, die nicht auf diesem Weltbild basieren.

Wir sagen deswegen: Die Deutung von Geschlecht muss beendet werden! Der medizinisch-psychiatrische Identitarismus muss überwunden werden!

Konkret heisst das, dass die Politik auch einmal Menschen zu Wort kommen lässt, die sich auch eine andere Welt vorstellen können. Menschen, die anerkennen können, dass eine Aussage eines Menschen über sein Geschlecht keine Aussage über eine "Geschlechtsidentität" ist. Menschen, die anerkennen können, dass die Welt nicht untergeht, wenn wir anerkennen, dass Menschen ein besseres Wissen über ihr Geschlecht haben, als Aussenstehende. Wir fordern die Politik dazu erneut auf, diese Menschen anzuhören, anstatt sie weiterhin unsichtbar zu machen. Wir fordern zudem dazu auf, alle medizinischen und rechtlichen Regelungen auf der Aussage von Menschen über ihr Geschlecht basieren zu lassen. Wir sind fest davon überzeugt davon, dass das möglich ist.

Es wäre übrigens schon mal ein Beginn, anzuerkennen, dass es neben den sichtbaren Vereinen, welche immer noch versuchen aus einem falschen (identitären) Weltbild heraus, etwas richtiges zu erreichen (was nie gelingen wird), auch Vereine gibt, die eine andere Position vertreten und sich für einen echten Pradigmenwechsel hin zu einer Welt, in der Menschenrechte der Kern sind, einsetzen.

Herzlichen Dank.

Wer sich die Sammlung der Identitaristen ansehen möchte. Hier ist der Link:
http://pstg45b.de/community-und-verbaende-echauffieren-sich-ueber-den-entwurf-zur-tsg-reform/