building responsive website

Freiburg: Ein CSD, der Transsexualität von der Liste streicht

In Baden-Württemberg wurde vor ein paar Jahren ein intensiver Diskurs über Transsexualität und Transgender ("Trans*") geführt, zu dessen Ergebnis gehört, dass dort von LSBTTIQ gesprochen wird und ein gleichnamiges Landesnetzwerk ("Netzwerk LSBTTIQ") existiert. Dass Transsexualität mit körperlichen Dingen zu tun hat und Transgender/Trans* mit Geschlechtsidentität wurde offenbar nicht von allen Mitgliedsvereinen dieses Netzwerks verstanden oder absichtlich unterschlagen. So schreibt der CSD Freiburg auf seiner Facebookseite von "LSBTIQA*"-Themen und antwortet auf den Hinweis, dass ein T fehle wie folgt:
 
"Es gibt verschiedene Schreibweisen. Wir haben uns aktiv mit allen auseinandergesetzt und uns für die oben genannte entschieden, da Trans* für Trans*sexuell und Trans*gender, ebenso wie das A für "Andere" oder "Asexuell" stehen kann. Liebe Grüße, deine CSD Orga"
 
Es ist interessant zu sehen, dass Menschen mit Transsexualität in Freiburg offenbar nicht zu "allen" gehören und transsexuelle Menschen wieder einmal bewusst unsichtbar gemacht werden.
 
Natürlich liesse sich fragen, wieso dieser Buchstabe wichtig ist. Überlegen wir uns aber einmal, wie es wäre, würde ein CSD-Team beispielsweise für den CSD 2019 überlegen, das L wegzulassen, weil man(n) sich ja mit "allen" unterhalten habe und das S schliesslich für so etwas stünde wie "Homosexualität" und mit S alle Lesben ja mitgemeint seien. Der Aufschrei wäre berechtigterweise gross! Die Reaktion des Orgateams des CSD Freiburg zeigt, dass man(n) sich Ignoranz gegenüber Menschen mit Transsexualität in bestimmten Umfeldern und Zeiten offensichtlich wieder traut. In Zeiten, in denen das Thema wieder eingespurt scheint, in der Öffentlichkeit wieder die alten Klischees und Stereotype (von Geschlechtsumwandlungsmär bis hin zu "Gender Dysphorie") verbreitet werden, ist es auch kein Problem mehr, wenn Anliegen wieder von der Liste gestrichen werden.
 
Es wäre an der Zeit, sich mit diesen Strategien der Unsichtbarmachung von Menschen mit Transsexualität intensiver zu beschäftigen. Folgende Fragen wäre von Relevanz:
 
- wer macht unsichtbar?
- was für Ausreden gibt es, Transsexualität nicht zu benennen?
- welche Strategien der Unsichtbarmachung werden angewandt?
- gibt es Othering (Konstruktion von "wir" und "die")?
- wie macht Sprache unsichtbar?
- was sind die Gründe für die Unsichtbarmachung der Existenz transsexueller Menschen?
- was meint "Geschlechtsidentität"?
- ist "Geschlechtsidentität" dasselbe wie "Geschlecht"?
- welche Ängste oder Unsicherheiten existieren möglicherweise, Transsexualität als existent anzuerkennen?
etc.
 
Fangen wir damit an.